
Geschlechtergerecht? Geschlechterungerecht?
Präpubertäre Leistungsunterschiede?
Ich konnte nicht widerstehen: Dem fürchterlichen Ausdruck geschlechtergerecht musste ich einfach den ebenso fürchterlichen Ausdruck geschlechterungerecht gegenüberstellen; denn entweder etwas ist gerecht oder eben nicht. Kindgerecht wiederum bedeutet etwas anderes. Hier geht es nicht um eine vorgebliche Gerechtigkeit, sondern ob etwas überhaupt für ein Kind tauglich ist. Es sollte aber um etwas anderes gehen.
Ich bin alleinerziehender Vater. Daher komme ich direkt als alleinige elterliche Bezugsperson mit den Sorgen und Nöten meines Sohnes in Berührung. Dabei erwische ich mich immer wieder, dass ich meinem Sohn bestimmte Dinge aus der Grundschule (in Berlin geht die Grundschule zwei Jahre länger) nicht glauben will. Sie erscheinen zu abstrus. Hier irre ich regelmäßig.
Ich wollte meinem Sohn (11 Jahre) zunächst nicht die Geschichte von fleißigen Mädchen und dem faulen Jungen glauben, die er in Englisch durchgenommen hat. Diese Geschichte stellte sich als wahr heraus. Nun kam er nach Hause und sagte zu mir:
„Für eine Eins im Weitwurf müssen wir Jungs 33 Meter weit werfen, die Mädchen aber nur 24 Meter!“
Es kam mir sehr absurd vor, dass Jungs im vorpubertären Alter für dieselbe Note eine um mehr als 30 % höhere Leistung erbringen müssen als Mädchen.
Mein Sohn beharrte auf dieser Aussage, daher habe ich mich für Berlin informiert.
Leistungsmaßstäbe in Berlin
- Für eine sehr gute Note muss ein Junge in der 5. Klasse eine um 37,5 % höhere Leistung erbringen.
- Für eine gute Benotung muss die Leistung um 35 % besser sein,
- für eine befriedigende Bewertung 31,25 % und
- für ein Ausreichend muss die Leistung sogar um 50 % besser sein.
Mädchen und ihre Ballwurfschwäche – aber bereits vor der Pubertät?
Es gilt als erwiesen an, dass Mädchen Probleme mit dem Weitwurf haben. Gilt dies aber bereits für die Zeit vor der Pubertät?
Dass die Unterscheide beim Ballwerfen kein Vorurteil sind, gilt als wissenschaftlich bewiesen. Eine US-Studie etwa kommt zu dem Ergebnis, dass der physische Leistungsunterschied zwischen Mädchen und Jungen nahezu nirgendwo so groß ist wie beim Weitwurf. Dabei unterscheiden sich die Geschlechter körperlich erst ab einem Alter von ungefähr zehn, elf Jahren, wenn die Pubertät einsetzt.
In Kindergärten und Grundschulen sind Mädchen in koordinativen Übungen den Jungs sogar ein wenig voraus, dafür hat der männliche Nachwuchs bei Kraftaufgaben die Nasenspitze etwas weiter vorn. Auswirkungen auf den Weitwurf hat dies aber nicht.
Es sieht also zunächst so aus, dass weder Jungs noch Mädchen während der Kindergarten-, Grundschulzeit in Vorteil sind.
Leistungsmaßstab im Laufen
Beim Laufen sieht es ein wenig anders aus:
Die Leistungen müssen um 13 % höher sein. Diesen Unterschied gestattet man allein schon wegen der oftmals geschmähten männlichen Höflichkeit. Ich sehe hierfür allerdings in präpubertären Zeiten keinen Grund.
Zum Thema äußern sich auch andere:
Wussten Sie, dass Jungen von Geburt an mehr Muskelmasse als Mädchen haben – aber erst mit etwa elf Jahren auch körperlich stärker sind?
Ein Artikel im Tagesspiegel sagt es deutlich:
Sportunterricht – Mädchen und Jungen sind gleich stark
„Die Ergebnisse erstaunen mich gar nicht“, sagt die Psychologin Marion Sulprizio der Sporthochschule Köln. „Es ist bekannt, dass bis zur Pubertät die Leistungsfähigkeit beider Geschlechter sich nahezu identisch entwickelt, und zwar in körperlicher wie psychischer Hinsicht.“
Für mich gibt es keinerlei Grund, dass Jungs vor der Pubertät Leistungen im Sport erbringen müssen, die um ca. ein Drittel höher sind als die der Mädchen. Nach/während der Pubertät ist alles ein anderes Thema.
Wenn doch zumeist Frauen, die als sozial intelligenter und kompetenter als Männer gelten, in der Grundschule als Pädagogen tätig sind, wie kann es dann zu solchen Ungerechtigkeiten kommen?
Oder übersieht da der Feminismus mal wieder etwas bezüglich der Gleichberechtigung? Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass Feminismus und Staatsfeminismus nichts mit Gleichberechtigung zu tun hat.
Wenn Jungs schon die Bildungsverlierer sind, warum sollen sie dann für das Verlieren nicht noch eine Leistung bringen, die um über 30 % höher ist als die der Mädchen?
In der Schule meines Sohnes wird im Sportunterricht Wurftechnik gar nicht erst unterrichtet. Die Noten der Jungen sind dementsprechend schlecht, die Noten der Mädchen sind besser: Sie müssen ja nur eine Leistung erbringen, die ein Drittel unter der geforderten Leistung von Jungs liegt.
Beim Deutschen Sportabzeichen sieht es ähnlich aus. Präpuberäre Leistungsunterschiede – woher kommen diese Annahmen als Grundlage für eine Bewertung? Die unterschiedliche Bewertung zieht sich durch die komplette Grundschulzeit. Ich habe lediglich die 5. Klasse als Beispiel genommen.
Ausführliche Erläuterungen durch einen Sportwissenschaftler oder Biologen sind willkommen.
Blog Comments
Heinz
28. Mai 2016 at 20:59
Wieso überhaupt bevorzugen?
egal ob vor oder nach der Pubertät
Jungs werden in Fächern in denen Mädchen bessere Noten bekommen* schließlich auch nicht bevorzugt.
*ob sie besser sind ist wieder eine andere Frage
grafiksammler
25. Mai 2016 at 08:26
Die Benachteiligung von Jungen gibt es nicht nur im Sport. Beispiel: Musik. Bei der Einschulung meines Enkels „durften“ die gerade in die 2. Klasse aufgestiegenen SchülerInnen ein Liedchen zur Begrüssung singen. Der „Chor“ bestand ausschließlich aus Mädchen. – Unter der Leitung einer Lehrerin.
Wolf Jacobs
25. Mai 2016 at 08:28
Das unterhaltsame daran ist zusätzlich, dass das männliche Geschlecht nachweislich kreativer ist, was das musizieren anbelangt: Komponisten etc.
luisman
25. Mai 2016 at 06:12
Die Erkenntnis, dass bis zur Pubertät die Leistungsfähigkeit beider Geschlechter in etwa gleich ist, ist eben erst vor wenigen Jahren entstanden. Du wirst doch nicht von einem Beamtenapparat erwarten, dass so etwas sofort umgesetzt wird? Ausserdem muss das wohl erst mal im geistesbehindernden Genderinstitut von Frau-von-und-zu neomarxistisch evaluiert werden. Fakten kann man doch nicht einfach so ungefiltert in die Schule uebernehmen, wo kommen wir denn da hin…
Wolf Jacobs
25. Mai 2016 at 06:58
Ist das so, dass es diese bahnbrechende Erkenntnis erst seit einigen Jahren gibt?
Die beschäftigen sich also seit Jahren mit der Erstellung von Leistungstabellen und berechnen immer eine Mehrleistung, die um 30 % über der von Mädchen liegt, beschäftigen sich aber nicht mit der Leistungsfähigkeit der Kinder an sich? Da war ich wohl ein wenig zu naiv. 😉
In der Klasse meines Sohnes ist es auch so:
Jungs, die die 15 m mangels Wurftechnik nicht geschafft haben, haben direkt eine 6 kassiert. Die 6 hat die eigentlich die Sportlehrerin verdient, die den Kindern die Wurftechnik nicht beibringt.
Emannzer
24. Mai 2016 at 19:37
Tja, so werden Jungen heutzutage vorbereitet, was sie in späteren Jahren zu erwarten haben:
Bei Polizeiprüfungen verminderte und mittlerweile gesenkte Leistungsaufgaben, am besten die Kollegi in spe noch auf dem Rücken in die Zielgerade tragen lassen absetzen und damit den letzten Platz belegen. Denn sie war ja zuerst da.
Auf der Uni mehr KnowHow haben müssen, um den Studienplatz zu bekommen, währenddessen man die Fragen für Mädchen vereinfacht, vgl. Wien, wo Medizinzulassungstest angepasst wurden, weil mehr Jungs den Platz bekamen.
Im Berufsleben hintenan stehen, damit Madame zwanglos ins Management aufrücken kann – und darüber bitte nicht jammern, sondern für die Abteilungsleiterin mitfreuen.
Sich in den Aufsichtsrat hochkämpfen, während Frauen qua Geschlecht mit der Sänfte dorthin getragen werden – und an diesen unfähigen Einzelkämpfern ob ihrer Empathie vorbeiziehen.
Widerlich und stark abstrahiert, das mag sein.
Aber seit Jahren immer mehr Realität in D’land.
Wolf Jacobs
24. Mai 2016 at 22:57
Es scheint tatsächlich so zu sein: Zuerst siebt das Schulsystem das ungewollte Geschlecht aus und dann die Quote. Das hat die Feministin gefickt eingeschädelt.