Bernhard Lassahn: Der Affe und die Männerrechtler

Der Affe und die Männerrechtler

Bernhard Lassahn

Es gibt eine zauberhafte Südseeinsel. Man erzählt sich, dass es dort Menschen gegeben hat, die dermaßen hässlich waren, dass sie sich nur in Begleitung eines Affen in die Öffentlichkeit gewagt haben. Wohin sie auch gingen, sie hatten immer einen Affen dabei. Natürlich war allen klar, wozu sie den Affen brauchten: als Kontrastfolie. Im Vergleich zu dem Affen sehen sie immer noch relativ gut aus.

Affe - NICHT-FeministSo werden Männerrechtler gesehen. Sie sind eine traurige Erscheinung. Sie machen keinen guten Eindruck. Auch sie haben immer ihren Affen dabei, mit dem sie sich vergleichen. Der Affe der Männerrechtler heißt Frauenrechte. Die Frauenrechte bilden den Hintergrund, vor dem sich die Männerrechtler abheben. Ohne Frauenrechtler würde es überhaupt keine Männerrechtler geben, man könnte sie nicht erkennen.

Männerrechtler wirken immer irgendwie peinlich. Kein Wunder: Es ist falsch, wenn sich Männerrechtler an Frauenrechten messen. Frauenrechte sollte man nicht nachmachen, man sollte sie nicht als Maßstab nehmen, man sollte sie vielmehr in Frage stellen. Oder … ich kann es auch gleich verraten: Man sollte sie abschaffen.

Ich bin immer hellhörig, wenn von „Frauenrechten“ die Rede ist. Da stelle ich mir sofort die Frage, was für Rechte das sein sollen. Worum geht es denn? Beispiele! Her damit! Jetzt mal konkret. So allgemein in den Wind gesprochen hören sich große Worte immer großartig an: Rechte, Rechte, Rechte. Ja, gut. Aber welche? Die meisten dieser so genannten Frauenrechte erweisen sich bei näherem Hinsehen als überflüssige Privilegien.

Daran sollten sich Männer nicht orientieren. Wenn beispielsweise Frauen ganz selbstverständlich das Recht einfordern, „frauenöffentliche“ Diskussions-Veranstaltungen durchzuführen – also „öffentliche“ Veranstaltungen, bei denen Männer ausgesperrt werden –, dann sollten Männerrechtler nicht auftreten und sagen: Das machen wir jetzt auch, wir machen entsprechend „männeröffentliche“ Veranstaltungen und schließen Frauen von der Diskussion aus.

Bücher - NICHT-FeministWenn es immer noch Bibliotheken „nur für Frauen“ gibt, dann sollten sich die aktiven Männer nicht sagen: Na gut, dann beantragen wir im Gegenzug dazu unsererseits Gelder für eine Bibliothek nur für Männer. Außerdem fordern wir im Gegenzug zur Frauenquote eine Männerquote – außerdem fordern wir Männerparkplätze und Männerabteile in Regionalzügen. Das wäre kein schöner Zug.

Wenn Männerrechtler Frauenrechte als Kontrastfolie nehmen, dann werden die Frauenrechte damit indirekt bestätigt, es wird zumindest so getan, als hätten die Forderungen eine gewisse Berechtigung. Der Vergleichskampf wird damit als Herausforderung angenommen, es wird dann ein verrückter Wettbewerb gestartet: „Frauenrechte vs. Männerrechte“. Es gibt dann ein Gerangel und Gezerre um mehr Vorteile für die eine oder für die andere Seite.

Männerrechte wären in Wirklichkeit auch keine Rechte, sondern genauso Privilegien, weil sie auch nur für eine Gruppe gelten würden. Es gibt bei uns aber keine Gruppenrechte. Wir wollen auch keine mehr haben. Sie wären ein Rückfall in Zeiten, in der noch der Adel bevorzugt war und Sonderrechte hatte, die andere nicht hatten. Es sollte keine Rechte für die Gruppe der „Männer“ oder für die Gruppe der „Frauen“ geben, zumal beide Gruppen fragwürdige Konstrukte sind.

Dennoch: Ich weiß schon, dass es Leute gibt, die sich als Männerrechtler sehen. Falls jemand unbedingt einen Männerrechtler braucht, dann muss er halt einen von denen fragen, die sich selbst so bezeichnen. In den USA, in Canada und in England sind sie weit verbreitet, da gibt es die MRAs, Men’s Rights Activists. Die machen gute Aktionen und unterhalten Internetseiten, die gute Unterhaltung (und gute Infos) bieten.

Also noch einmal: Ich sehe mich nicht als Männerrechtler – welche Rechte sollten das auch sein, die ich allein deshalb, weil ich ein Mann bin, einfordern können, die andere jedoch, die keine Männer sind, nicht haben sollten?

Waage - NICHT-FeministIch sehe aber sehr wohl, dass Männern heute gewisse Rechte vorenthalten werden. Sie haben beispielsweise oft keinen Anspruch mehr auf einen fairen Prozess, für sie gilt keine Unschuldsvermutung mehr, sie müssen im Fall einer Scheidung hilflos die Entführung und Entfremdung ihrer Kinder (was als so genannte Kindesverbringung oder Kindesmitnahme verniedlicht wird) mit ansehen.

Männern wird zunehmend die Meinungs- und Versammlungsfreiheit beschnitten. Es ist erschreckend zu sehen, wie heutzutage Versammlungen boykottiert werden und wie Autoren, die sich zu diesen Themen äußern, zum Schweigen gebracht werden. Doch das sind Bürgerrechte oder Menschenrechte, die man in solchen Fällen den Männern abstreitet. Das sind keine speziellen Männerrechte.

Entsprechend ist es mit Väterrechten, die heute fast schon gewohnheitsmäßig verletzt werden. Dabei handelt sich um Elternrechte. Es ist ungerecht, wenn diese Elternrechte ausschließlich Müttern zugestanden werden. Diese ungerechte Einseitigkeit berührt auch das Recht eines Kindes auf beide Elternteile. Hier von „Väterrechten“ zu sprechen, wäre zwar verständlich, aber irreführend.

Natürlich sollte ein Vater das Recht haben, seine Kinder zu sehen, wann immer er will – und dieses Recht dürfte ihm niemand verwehren. Er hat schließlich auch die Pflicht, sich um die Kinder zu kümmern. Diese Pflicht gilt auch immer. Dass dieses Recht heute einem Vater beschnitten wird, gehört zu den großen, gleichwohl verschwiegenen und kaum jemals thematisierten Grausamkeiten, die es in der westlichen Welt gibt. Wir nehmen das nicht zur Kenntnis. Andere tun es.

Wir sollten uns nicht täuschen: Der Westen (wie ich es gerade salopp genannt habe) wird genau deshalb verachtet. Eine Zivilisation, die einen solchen Raubbau an der Zukunft betreibt; eine Zivilisation, die nicht in der Lage ist, Familien zu erhalten und die sich dermaßen schamlos an Kindern vergeht, kann nicht als moralische Instanz für die ganze Welt gelten. So eine Zivilisation gilt nicht als Vorbild, sie wird nicht einmal respektiert.

Es fällt schwer, das alles lediglich für einen Kollateralschaden zu halten, der einer feministisch geprägten Frauenpolitik versehendlich unterlaufen ist. Dafür passt es viel zu gut zu den Absichtserklärungen von aggressiven Aktivistinnen, die bewusst Väter schädigen wollten („Väter sind Täter“) und sich um das Kindeswohl grundsätzlich nicht kümmern. Es ist offensichtlich eine Politik, die so gewollt ist. Sie ist grausam und ungerecht. Das wäre sie genauso, wenn sie sich vorzugsweise gegen Mütter richten würde.

Also:
Weg mit den Affen. Dann gibt es auch keine Männerrechtler mehr.

Ich musste das mal sagen, weil ich immer wieder gefragt werde, ob ich ein Männerrechtler bin.


 

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    Bernhard Lassahn

    Bernhard Lassahn 
wurde am 15. April 1951 in Coswig/Anhalt geboren. Als er zwei Jahre alt war, flüchtete die Familie über Berlin in den Westen. Er ging in Osnabrück zur Schule, war 1968/69 Austauschschüler in Hartford/Michigan, studierte in Marburg und Tübingen und lebte lange mit Frau und Tochter in Hamburg. Er war Stadtschreiber in Otterndorf, Stipendiat im Kloster Cismar und Turmschreiber in Abenberg. Er ist der erster Preisträger des Preises ‚Salzburger Stier’, der für Kabarett- und Rundfunktexte verliehen wurde. Er ist Mitglied im PEN und im Verein ‚Laufende Bilder’, der die Zeit der Stummfilme wiederauferstehen lässt. Zur Zeit lebt er in Berlin und tritt regelmäßig in der Lesebühne des Zebrano-Theaters auf und... weiter...  

    Blog Comments

    Mir ist die Ausarbeitung zu fixiert auf
    1.) Frauen
    2.) „Rechte“
    Ad 1.) Wir Männer haben genug Weiblichkeit in uns, dass wir uns selbst völlig genug sein könnten. Wozu soll die Zustimmung der Frauen gut sein? Im Gegenteil. Die fehlende „Individuation“ ( C. G. Jung) des Mannes, bei fortgesetzter Externalisierung seiner Anima in der Frau (so praktizieren das unbewusst Machos, (Anti-)Feministen, Pick-upper und Frauenversteher) löst Verachtung aus und garantiert in der Folge die Fortsetzung des Konfliktes.
    Ein Mann, der seine Anima erkannt hat (Perseus), vermag den Animus der Frau zu spiegeln und erlangt so Respekt und Frieden in der Beziehung.

    Mit der damit wachsenden „emotionalen Autonomie“, drr Erfahrung: „Ich, als Mann, trage ALLE Gefühle als Anlage in MIR!“, löst sich unmittelbar die Abhängigkeit von „der Frau“, ihrer Zustimmung zu welchem Lebensentwurf auch immer. Und Mann kann führen, und frau mag folgen (Hellinger)

    Ad 2.) Lao Tse: „Wer das Leben hat, hält sich an seine Pflichten. Wer KEIN Leben hat, hält sich an seine Rechte.“
    Es ist diese infantile „Bedürftigkeit“ mit der „Rechte“ eingefordert werden, (von wem eigentlich? Wer sollte sie uns geben?) weil man sich als Mann oder (üblicherweise) als Frau generell, überall und ganz grundsätzlich, historisch sowieso, zu kurz gekommen fühlt: als wirtschaftlich, soziales, emotionales, finanziell, politisch, und in allen Aufsichtsräten sowieso – Mangelwesen.
    Lächerlich.
    Als erwachsener Mann sehe ich mich (und die erwachsene Frau an meiner Seite) „thymotisch“, (Solterdijk), d.h. gebend. Ich habe und gebe alles, wirklich alles, was wir zum Leben für- und miteinander brauchen, die perfekte Polarität unserer Wesen, unserer Geschlechter, sorgen wie bei Plus- und Minuspol für maximale Energie: je unterschiedlicher, desto mehr Spannung, Humor, Gespräche und Sex.

    Mir, uns fehlt nix. am wenigsten die Rechte, die mir von „zu kurz gekommenen Frauen“ gnädiger weise im Diskurs zugesprochen werden.

    http://nicht-feminist.de/2016/03/der-affe-und-die-maennerrechtler/

    Sehr guter Artikel. Mir fehlt aber noch der Satz: Wir sollten nicht Frauenrechte und Männerrechte, sondern Menschenrechte einfordern, die für alle gleich sein sollten.

    Ich glaube, der Leser soll ein wenig mitdenken. 😉

    Ich zweifle ob es etwas bringt die Maennerrechtler in z.B. „Menschen- und Buergerrechtler“ umzutaufen, um evtl. das derzeit existierende Stigma der MRA zu umgehen. Ich sehe kaum einen MRA der Privilegien fuer Maenner fordert. Im Gegenteil, die MRM Forderungen beruhen im Grund alle auf der UN Menschenrechtcharta (die allerdings teilweise zu interpretierbar abgefasst ist).

    Fakt ist doch, dass die feministischen Forderungen alle auf gefuehlten Benachteiligungen beruhen, waehrend die Forderungen der Maenner auf tatsaechliche rechtliche Benachteiligungen begruendet sind.

    Du sagst es selbst: Es geht eigentlich um Menschenrechte. Daher sind die Begrifflichkeiten Männerrechte und Frauenrechte überflüssig. Im Falle der feministisch geforderten Frauenrechte sind sie sogar gegensätzlich zu den Menschenrechten.

    Bernhard: Ganz meine Meinung. Wie ich immer sage: es gibt keine Lösungen „männerrechtlicher“ Probleme, die Bestand hätten, die nicht gemeinsam mit Frauen entwickelt werden. Und die Klarstellung der Begriffe ist ganz wesentlich, denn die ganzen -Ismen versuchen ja, freiheitsideologisch Männer und Frauen narzisstisch auseinander zu trennen, in Verkennung der Tatsache, dass sie evolutionsbiologisch sowieso aber auch sonst nur kooperativ und in abhängiger Ergänzung glücklich und erfolgreich gedeihen.

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