
Aus der Reihe : „Theorien des Feminismus„
Der moderne Feminismus ist ohne Judith Butler nicht denkbar. Deshalb sei stellvertetend für ihr ganzes wissenschaftliches Wirken dieser eine Satz wiedergegeben(*):
The move from a structuralist account in which capital is understood to structure social relations in relatively homologous ways to a view of hegemony in which power relations are subject to repetition, convergence, and rearticulation brought the question of temporality into the thinking of structure, and marked a shift from a form of Althusserian theory that takes structural totalities as theoretical objects to one in which the insights into the contingent possibility of structure inaugurate a renewed conception of hegemony as bound up with the contingent sites and strategies of the rearticulation of power.
aus dem Artikel: “Further Reflections on the Conversations of Our Time” in „Diacritics“ (1997):
Für diesen Satz gewann Frau Butler übrigens eine Auszeichnung. Diese Auszeichnung wurde ihr meines Erachtens völlig zurecht gewährt!
(*) Bitte seid so lieb und verzichtet darauf, diesen Satz von translate.google.com übersetzen zu lassen. Auch der translate-Rechner von google hat Gefühle, die es zu respektieren gilt!
Blog Comments
quellwerk
12. Januar 2016 at 21:00
Während früher die Linke Machtbeziehungen aus der relativ festen Struktur des Kapitals erklärte, entstehen Machtbeziehungen im Gegenteil dadurch, dass sie von Menschen anerkannt, gebündelt, durch Taten und Worte immer wieder bestätigt oder neu formuliert werden. Wenn Menschen sich anders verhalten würden, gäbe es keine Machtbeziehungen. Die abstrakten, zeitlosen Konzepte der kapitalistischen Theorie Althussers verlieren ihre Bedeutung: sie legen nicht die sozialen Beziehungen fest, Machtbeziehungen sind nicht zeitlos durch eine feste Struktur vorgegeben. Eine Gesellschaftstheorie, die Konzepte entwickelt, die irgendeine feste Struktur zur Grundlage haben, ist falsch. Vielmehr bilden sich Strukturen zufällig. Machtbeziehungen entstehen, indem sich Menschen auf eine zufällige Struktur beziehen und von dort aus Strategien entwickeln, um ihre Sicht der Dinge (die zufällige Struktur) verbindlich zu machen. Sie wollen, dass die Gesellschaftsmitglieder ihre Sicht anerkennen und sie wiederholen, also immer wieder sagen: „Oh, diese neue Sicht der Dinge, ist auch meine Sicht der Dinge. Amen.“ Im Zuge dieser Unternehmung übernehmen sie die Diskurshoheit und bündeln ihre Sicht der Dinge und formulieren die vorhergehenden Machtbeziehungen neu.
Als zufällige Struktur kann alles Mögliche dienen: ein Traum, ein Gefühl oder ein quersitzender Furz.
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