Es gibt eine neue Affäre am feministischen Horizont des niemals endenden Shitstorms. Es geht um einen Nobelpreisträger, der sich ein wenig ungeschickt auf einer Konferenz in Seoul geäußert hat.

Die Faz schreibt über den Nobelpreisträger Tim Hunt
(Nobelpreis für Physiologie oder Medizin „für ihre Entdeckungen betreffend der Kontrolle des Zellzyklus“) in

Jetzt bloß nicht heulen:

Feingefühl mit Reagenzglas und Pipette haben dem Biochemiker Tim Hunt den Nobelpreis eingebracht. Fehlendes Feingefühl für Frauen hat ihn jetzt den Job gekostet.

Der Wissenschaftler musste nun aufgrund seines „fehlenden Feingefühls“ seinen Posten als Honorarprofessor niedergelegt. Sein „fehlendes Feingefühl für Frauen„. War das nicht schon Einstellungsvoraussetzung? In meinem letzten Assessment Center wurden mir solche Werte zwar vermittelt, sie wurden aber nicht abgefragt.

Die Faz wirft ihm eine „Torheit im Alter“ in Bezug auf Sexismus- und Genderdiskussionen vor. Es ist immer wieder verwunderlich, dass Wissenschaftler auf allen Tanflächen eine gleichsam gute Figur abgeben sollen. Ein Nobelpreisträger für Physiologie/Medizin in der Zellforschung soll also in der Lage sein, sich überall und jeder Stelle in der Öffentlichkeit politisch korrekt ausdrücken zu können. Schade nur, dass Feministen immer etwas finden, wenn sie jemanden schon von vornerein – ganz rational – als unsympathisch empfinden, was sie derjenigen Person vorwerfen können.

Was aber hat er denn nun so schlimmes Menschenverachtendes von sich gegeben?

Auf einer Fachkonferenz in Seoul soll er sich zur Zusammenarbeit mit Frauen vor kurzem folgendermaßen geäußert haben: „Du verliebst Dich in sie, sie verlieben sich in Dich und wenn Du sie kritisierst, fangen sie an zu heulen.“

Ich strenge mich jetzt schon die ganze Zeit und versuche etwas derartig Schlimmes zu finden, was es rechtfertigen sollte, dass er wegen dieses Spruches seine Professur niederlegen sollte – ich finde nichts. Das mit dem Heulen hätte ich etwas anders gesagt, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass eher die Augen ausgekratzt werden als das geheult wird, aber gut. Darüber könnte man ja diskutieren. Oder verliere ich jetzt meinen höchstdotierten Posten hier bei NICHT-Feminist?

Vielleicht findet sich aber etwas im Spiegel.

Nach dem schon zitierten Heulspruch heißt es dann über Hunt:

Als Kritik laut wurde, entschuldigte sich Hunt. Er habe niemanden verletzen, sondern einfach nur ehrlich sein wollen. Der BBC sagte er, seine Äußerung sei humorvoll und ironisch gemeint gewesen – das Publikum habe sie allerdings todernst interpretiert.

Er entschuldigt sich also, dass er zum einen falsch verstanden worden sei und er niemanden verletzen wollte. Kann man mehr von einem Wissenschaftler verlangen? Mir persönlich wäre diese Entschuldigung schon zu blöd gewesen. Es erinnert mich ein wenig an die Affäre mit dem Wissenschaftler, der ein Hemd getragen hat, das Feministen nicht gepasst hat.

Matt Taylor trug leider auf einer Pressekonferenz das falsche Hemd, das er sogar (!) von seiner Freundin bekommen hat. Ein feministischer Shitstorm war ihm sicher:
#Shirtgate bringt „Rosetta“-Forscher zum Weinen

Ein Artikel dazu auf Englisch: How to Turn a Cool Moment Into a #ShirtStorm

Fällt es auf? Es geht um Nebensächlichkeiten. Es geht nicht um wissenschaftliche Leistungen. Diese können Feministen schwerlich angreifen. Feminismus ist der Feind der Wissenschaft, was an den s. g. Gender Studies mehr als deutlich wird, Kann man einen Mann nicht über seine fachliche Qualifikation angreifen, geht man dann halt auf die alte widerliche Taktik „ad hominem“ über.

Müssen jetzt bald alle Wissenschaftler, wenn sie sich in der Öffentlichkeit äußern wollen, einen Rhetorikkurs in feministischer Öffentlichkeitsarbeit absolvieren? Der gute Mann hat versucht mit seiner Forschung Leben zu retten! Da hat seine Forschung auch nicht zwischen Männlein, Weiblein, Feminist und NICHT-Feminist unterschieden. Beide Wissenschaftler haben die Welt nach vorne gebracht. Die ewigen Shitstorms duch Feministinnen aber, bringen niemanden nach vorne. Sie sind zerstörerisch.  Sie zerstören (zumeist männliche) Existenzen und damit auch Potential, das die Menschheit gut gebrauchen könnte.

Tim Hunt kann es allerdings egal sein. Er ist 72. Er kommt aus einer Welt, in der solche Äußerungen als das abgetan wurden, was sie sind:

Einfach dahergesagte Dinge, die niemandem wirklich schaden. Wer hätte denn in der Welt etwas von diesen Äußerungen mitbekommen, die er angeblich auf einer Fachkonferenz in Seoul von sich gegeben haben soll? Niemand. Es wurde erst zum Thema, weil sich ein paar Feministen darüber ereifert haben.

Ich habe von Frauen übelsten Sexismus erfahren, als ich mit Frauen zusammengerabeitet habe. Da musste man sich täglich auch mehrfach betatschen lassen (Nackenmassage usw.). Solche Dinge erfahren Männer aber natürlich nicht. Das ist aus feministischer Sicht völlig ausgeschlossen. Manchen Sexismus mancher Dame fand ich hingegen stellenweise als recht angenehm, weil es die Atmosphäre aufgelockert hat. Ich selbst war aber schon damals mehr als vorsichtig, was meine eigene Rolle anbelangt. Es geht hier nur nicht um meine Erfahrungen.

Schauen wir doch einmal an, was die Mädchenmannschaft für schlaue Dinge zum Thema zu sagen hat:

Die Annahmen und Begründungen (also sexistische, essentialistische Zuschreibungen), warum Mädchen und Frauen ungeeignet seien für technische und naturwissenschaftliche Berufe, sind hinlänglich bekannt.

Nein, diese Annahmen und Begründungen sind mir z. B. nicht bekannt. Ich bin gespannt.

So werden Kindern bereits ab den frühsten Alterstufen nahegelegt, welche Interessen und Fähigkeiten welches Geschlecht ausmachen (und dass es folgerichtig auch nur zwei Geschlechter gibt), und so ziehen sich diese stereotypen Bilder später in den (Lohn)Arbeitsalltag weiter.

Ist das so? Warum habe ich bloß das Gefühl, dass der Text von jemandem geschrieben wurde, der keine Kinder hat? Hauptsache aber, hier wird direkt wieder auf das Märchen von den sozialen Geschlechtern angespielt.

Der Text geht auf polemische Art und Weise weiter und es werden Tim Hunt Dinge in den Mund gelegt, die er weder gesagt noch gemeint hat.

…Vor allem lese ich, wie für Hunt offensichtlich Frauen keine vollwertigen Menschen sind, die immer im (zu mindestens romantischen/ sexuellen) Bezug zu Männern stehen. Sicher eine großartige Grundlage für eine Zusammenarbeit….

Es wurde nie von vollwertigen oder weniger wertigen Menschen gesprochen. Das gute an der heutigen Welt scheint zu sein, dass jeder sich ein Bild über Information aus Artikeln aus dem www machen und dann dementsprechend Artikel darüber verbrechen kann. Der vorliegende Artikel könnte ein Beispiel sein. Ich versuche allerdings objektiver an die Sache heranzugehen.

Der Artikel der Mädchenmannschaft löst in mir wiederum sexistische Vorstellungen vom ewig keifenden Weib, dem man sowieso nichts recht machen kann aus. Ob das so gewollt ist? Ob die Welt besser wird, wenn Wissenschaftler zurücktreten müssen, wenn es dem ewig keifenden Weib nicht gefällt, was er gesagt hat? Bringt uns das wissenschaftlich weiter? Bin mal gespannt, wann ein Wissenschaftler, der an einem Aidsmedikament forscht, zurücktreten muss, weil er sagt, dass er mit Homosexualität nichts anfangen kann. Das war es dann mit einem Medikament oder wie?

Vielleicht schafft man so aber Platz für weibliche Wissenschaftlerinnen, die sich viel gewählter und feministischer ausdrücken können als ihre männlichen Wissenschaftler. Ob über ein solches System aber die Qualität der Wissenschaft nach vorne gebracht wird – man kann drüber nachdenken.

Tim Hunt ist Nobelpreisträger der Medizin. Er hat also einiges für die Welt getan. Ob man dies über eine der keifenden Feministen auch sagen kann? Ich befürchte: Nein.

Mit „ewig keifendes Weib“ meine ich das keifende feministische Weib, das an jeder Stelle das große böse Unheil für die Frau wittert. Hier ist kein Sexismus gegen die „gemeine Frauen“ zu finden. Diese Affäre aber wäre fast schon lächerlich, wenn der Mann seine Professur nicht niedergelegt hätte.


 


 

Bei A Voice For Men gibt es jetzt auch einen Kommentar (natürlich auf Englisch):

Tim Hunt is not the issue. Toxic feminism is.

In der taz ist man nicht geizig, was einen polemischen Ton anbelangt:

Ach, unsere Nobelpreisträger! Schlau, dass die Ferkel quieken, und dabei immer noch ein gewinnendes Scherzlein auf den Lippen. Der britische Zellforscher Tim Hunt etwa.

Eine großartige Idee! Fragt sich nur, was dann wieder mit diesen Schwulen ist. Aber egal, zumindest in der saudischen Akademie der Wissenschaften hat Hunt mit seiner Idee sicherlich eine große Zukunft. Was nützlich sein könnte, denn die britische Royal Society distanzierte sich umgehend von der zum Ritter geschlagenen 72-jährigen Geistesgröße. Hunt reichte daraufhin den Rücktritt von seiner Honorarprofessur ein. Ob er dabei geheult hat, ist nicht überliefert.

Den Artikel muss man nicht weiter kommentieren.

Hadmut Danisch sieht mehrere Paradoxien/Paradoxa:

  • Kritik, Heulen, Shitstorm
  • Feminismus hat selbst getrennte Unterrichtsformen gefordert
  • Wissenschaft und Forschung hat neben der politischen Korrektheit keinen Stellenwert mehr.

Die Kehrseite kommentiert ebenfalls:

Tim Hunt – Shitstorm gegen die Wissenschaft

 

Nachtrag – nach seiner Kündigung/Entlassung

Sexismus-Vorwürfe gegen Nobelpreisträger Hunt: „Ich bin erledigt“