NICHT-Feminist Berlin – Treffen vom 01.02.15 – eine Zusammenfassung

NICHT-Feminist Berlin –

Treffen vom 01.02.15 – eine Zusammenfassung

Seit unserem Treffen vom Januar haben wir uns vorgenommen, immer eine kurze Zusammenfassung unseres letzten Treffens zu geben. Wir wollen ja transparent sein.  Transparenz ist recht modern und wir natürlich auch. 😉

Also, dann mal los:

Am Sonntag hatten wir eine Reporterin zu Gast. Der Kontakt kam über ein Projekt zur häuslichen Gewalt zustande. Im Zuge dieses Kontaktes entstand der Plan, dass wir uns einmal kennenlernen sollten, um evtl. zusammen zu arbeiten. Daher war dann auch das Thema für dieses Treffen klar: Es ging primär um häusliche Gewalt.

Da das Thema „häusliche Gewalt“ immer wieder zu einem Geschlechterkrieg ausartet und die Gewalt gegen den Mann immer wieder verleugnet und beschönigt wird, ist es offenbar nötig, ein Bewusstsein zu schaffen, dass Frauen ebenfalls Täter bei häuslicher Gewalt sind. Daher ist es sinnvoll, die anderen Opfer häuslicher Gewalt in den Fokus zu rücken: Kinder, alte Menschen und Behinderte (in der Pflege). In diesen Fällen ist die Frau Haupttäter.

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Wir haben uns zunächst zunächst als Gruppe vorgestellt, wer wir sind, warum wir uns in dieser Gruppe versammeln und welche Ziele wir haben. Anschließend haben wir einige Gewaltstudien vorgelegt und deutlich gemacht, dass fast ausschließlich Projekte zur Frau als Opfer von Gewalt durch die öffentliche Hand gefördert werden. Dann sind wir die genannten Gewaltsituationen – Kinder, alte Menschen, Behinderte als Opfer häuslicher Gewalt – durchgegangen. Dadurch war dann deutlich: Die Frau ist durchaus Täter in Bezug auf häusliche Gewalt. (In weiteren Schritten möchten wir dann endlich den Blick auch auf den Mann lenken.)

Die einzigen Gewaltsituationen, die wir an dem Tag vernachlässigt haben, ist die Gewalt in homosexuellen Beziehungen. Gerade in lesbischen Beziehungen soll das Gewaltvorkommen ja überproportional vorhanden sein. Mich interessiert diese Gewalt aus unterschiedlichen Gründen aber etwas weniger.

Häusliche Gewalt ist ein sehr intensives Thema, das einen schon über mehrere Abende beschäftigen kann. Daher war unser Treffen mit diesem Thema auch gut gefüllt, was uns aber nicht daran gehindert hat, Anekdoten zum besten zu geben und unverschämterweise auch zu lachen. Schlimm aber, es wurde schon wieder Ingwertee getrunken und ich habe auch noch meinen „computeraffinen Zopf“. 😉

Mal sehen, vielleicht kommt es ja zu einer journalistischen Zusammenarbeit mit uns. Interessant und nett genug sind wir ja.

 

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    armin

    Keine Besonderen Schwerpunkte bei Faktum. Er schreibt über die Dinge, die ihn augenblicklich beschäftigen.

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    „Die einzigen Gewaltsituationen, die wir an dem Tag vernachlässigt haben, ist die Gewalt in homosexuellen Beziehungen. Gerade in lesbischen Beziehungen soll das Gewaltvorkommen ja überproportional vorhanden sein. Mich interessiert diese Gewalt aus unterschiedlichen Gründen aber etwas weniger.“

    Wenn ihr Gewalt NICHT als Geschlechterkampf betrachtet, sondern als systemisch, dann habt ihr Gewalt in Homosexuellen Beziehungen NICHT vernachlässigt.
    Denn Gewalt in Homosexuellen Beziehungen ist Partnergewalt, wie andere Partnergewalt auch – und in homosexuellen Beziehungen ist die dann eben unter homosexuellen (so eine Überraschung).

    Demgegenüber ist Gewalt gegen Kinder, Behinderte und alte Menschen jeweils eine andere Form von Abhängigkeitsverhältnis, das in unterschiedlicher Form missbraucht wird, und die in anderer Weise einseitig sind, als in Paarbeziehungen.

    Gewalt in homosexuellen Beziehungen ist insofern nur insofern von Belang für eine besondere Betrachtung, als es zeigt, dass es sich eben NICHT um ein Geschlechtsspezifisches Ding handelt, und NICHT um einen Machtkampf zwischen Mann und Frau, einfach schon deshalb, weil es das gibt.

    Insofern dürft ihr das, meiner Meinung nach, abgesehen von diesem Punkt als Beispiel für Geschlechtsunabhängigkeit, aus systemischer Sicht als eigenständiges Thema geradezu betont ignorieren 😉 und unter Partnergewalt subsummieren.

    Noch mal nachgefasst.

    Wenn ich einfach ein Täter – Opfer – Schema annehme, das Opfer vom Täter „befreie“ und den Täter behandle, lasse ich letztlich aus systemischer Sicht das Opfer allein ohne Handlungshilfe für seinen weiteren Weg.
    Das Opfer bleibt prädestiniert, erneut zum Opfer zu werden, weil ich ihm keine handlungsoptionen dafür gebe, nicht mehr Opfer zu werden.

    Und DIESE Betrachtung gilt sogar für das traditionelle Narrativ.

    Im Fall der Frau als Täter und anderer Opfer tut man dann für den Täter gar nichts, und für das Opfer in diskriminierender Weise das Falsche.

    „Am Sonntag hatten wir eine Reporterin zu Gast.“

    Da bin ich mal gespannt wie ein Flitzebogen, wie die das aufgenommen hat.

    Ich wünsch‘ Euch jedenfalls viel Glück, dass dieser Artikel dann was taugt !

    Ich sagte glaub ich schon mal 😉 , dass mir das Thema wirklich am Herzen liegt, und verfolge das hier sehr gespannt.

    Was mir an diesem Bericht auffällt (keine Ahnung, vielleicht war in dem Treffen ja schon mehr davon drin, ist ja nur eine Zusammenfassung):

    Das, was ihr beschreibt, ist hauptsächlich problemorientiert: Ihr stellt das Problem dar, dass auch Frauen gewalttätig sind.

    Zweierlei Gedanken können dabei aufkommen, die mich etwas stirnrunzeld zurücklassen:

    Das eine ist (Je nachdem natürlich, wie ihr das dargestellt habt) grade der Gedanke, dass es euch darum ginge, die Frauen als Gewalttäter darzustellen, den Frauen eins reinzuwürgen, zu zeigen, wie schlecht sie sind, oder dass sie noch viel schlechter sind, etc. etc. etc.

    Also dass ihr ganz einfach ein Haufen Frauenhasser seid.

    Das zweite ist, dass ihr dabei einen Lösungsorientierten Ansatz nicht darstellt. Falls ihr das gemacht habt, zeigt es eure Zusammenfassung jedenfalls nicht.

    Die Bedeutung, warum es wichtig ist, auch die weibliche Gewalt mitzubetrachten, liegt darin, dass ohne das keine sinnvolle Bekämpfung des Phänomens „häusliche Gewalt“ möglich ist!

    Eine Bekämpfung, die von falschen Prämissen ausgeht, wie davon, dass es ein „Geschlechterkampf“ von Männern gegen Frauen sei, kann keine „richtigen“ Ergebnisse produzieren.
    Der Ursprung von häuslicher Gewalt liegt nicht in einem Geschlechterkampf, nicht in einem Machtkampf von Männern gegen Frauen.

    Das zeigen u.a. die „Schlachtfelder“ Kinder, alte Menschen, Behinderte ( und Männer ) als Opfer.

    Die Gewaltdynamik bei häuslicher Gewalt ist systemisch, und reproduziert sich in vielfältiger Weise immer von neuem.
    Sowohl die primar gewalttätigen Männer als auch Frauen („primär“ also die, die dazu tendieren, zuerst mit Gewalt zu beginnen, bzw. die einzigen „Täter“ sind) entstammen häufig einem Missbrauchsumfeld (sei es gewalttätig oder sonstwie missbräuchlich).

    Es nutzt rein nix, aus einem solchen Umfeld den Mann herauszunehmen, wenn das Kind, dass die ursprünglichen Handlungen miterlebt hat, dann den ‚rausschmiss des Vaters als einzige Lösung präsentiert bekommt.
    Selbst wenn ich mal annehme, dass tatsächlich der Vater der primäe Gewalttäter gewesen wäre.
    Das Kind bleibt dennoch unter dem Einfluss des Bildes, wie ein Mann agiert, wie man gegen einen Mann agiert, und wie Gewalt in der Familie funktioniert. Es erlebt und erlernt dabei KEINE ALTERNATIVE. Es bleibt dennoch ein Kind aus einer Gewaltbeziehung, das dieses Muster ins eigene Erwachsenenleben weiterträgt.

    Gar nicht davon zu sprechen, wenn der Mann gar nicht der primäre Gewalttäter war, sondern die Mutter, und es nun weiter mit einer gewalttätigen Mutter lebt, und dabei erlebt, dass Gewalt sich lohnen kann.

    Selbst wenn ich vom üblichen Narrativ ausgehe, also davon, dass es zumindest hauptsächlich Männer seien, die als Täter agieren und Frauen die Opfer sind, sollte mich folgender Gedanke nachdenklich stimmen, ob die gegenwärtige „Bekämpfung“ die richtige Spur ist:

    Männer aus „Gewaltbeziehungen“ steckt man in „Anti-Gewalt-trainings“ und entfernt sie von den Frauen.

    Später finden sich erheblich mehr der betroffenen Frauen erneut in Gewaltbeziehungen wieder als bei den „behandelten“ Männer !

    Selbst wenn ich anerkennen würde, dass die Anti-Gewalt Trainings etwas nützen (was ich nur in sehr bescheidenem Umfang glaube), so zeigt dieses Schlaglicht auf die Statistik, dass es den Frauen ÜBERHAUPT NIX NUTZT.
    Denn sie landen danach wieder in Gewaltbeziehungen mit anderen Männern.

    Frauen lernen in diesem System NICHTS, um aus Gewaltbeziehungen freizukommen. Sie bekommen KEINE Hilfe, um nicht erneut in Gewaltbeziehungen zu rutschen, oder einer drohenden Gewaltbeziehung etwas entgegen zu setzen.

    Und das SELBST DANN, wenn ich annehme, dass sie nicht selbst Täter seien.
    ERST RECHT natürlich, wenn ich Gewalt als gegenseitiges System erkenne, oder gar den Fall annehme, dass eine Frau primäre Gewalttäterin in einer Beziehung sein kann.

    DAS empfinde ich als Wesentlich, warum häusliche Gewalt als systemisch betrachtet und behandelt werden solllte – und warum das primäre Ziel jeder Intervention nicht sein sollte, das Paar unbedingt auseinander zu bringen, sondern mal ab und zu zu versuchen, einem Paar ein Gewaltfreies Zusammenleben zu ermöglichen. V.A. natürlich im Hinblick auf das Kindeswohl, bzw. anderer betreuter Personen.

    Jetzt bin ich sehr auf das Paar-Thema eingegeangen, aber analoges gilt tatsächlich auch für Kinder, alte Menschen und Behinderte, wenn man berücksichtigt, dass eine überforderungssituation eintritt, für die die überforderte Person keine andere Lösungsmöglichkeit gelernt hat, als mit Gewalt zu reagieren.

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