Michael Mansion - Kolumne: Mansion merkt an

Weniger! Weniger Autofahren! Weniger heizen!
[Mansion merkt an]

Der Makroökonom und Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Marcel Fratzscher hat kürzlich gemeint, wir könnten ja auch alle ein bisschen weniger Autofahren und ein bisschen weniger heizen. Also nicht einfach so, sondern gewissermaßen als Antikrisen-Kompensationsverhalten.

Nun ist das mit dem Autofahren eine etwas zwiespältige Angelegenheit; denn der Großteil derer, die es betreiben, befindet sich nicht auf permanenten Urlaubsreisen, die mit dem Flieger ganz sicher auch billiger gewesen wären, sondern gewissermaßen in einer Wechselbeziehung zwischen Wohnort und Arbeitsplatz und dies in Ermangelung einer praktikablen Alternative.

Würden sie das unterlassen, also das Pendeln mit dem eigenen Kfz., dann könnte das für das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung durchaus zum Anlass für eine ziemlich dramatische Studie werden und dies gleich aus einer ganzen Reihe von Gründen, die in geballter Form desaströse Folgen hätten.

Solcherlei Erkenntnis erschließt sich auch interessierten Nicht-Wissenschaftlern quasi zwangsweise, weil das Leben dann sehr beschwerlich wird. Nicht für alle, aber für eine Mehrzahl.

Auch eine weitere Beschleunigung der Gelddruckmaschine wäre z.B. nicht imstande, etwa Lebensmittel oder Toilettenartikel ähnlich dem Geld aus dem Nichts entstehen zu lassen.

Sowas spricht sich dann rum, führt zu Unmut und lässt spätestens dann Zweifel an der politischen Weitsicht der Verantwortlichen aufkommen.

Ob man das an zuständiger Stelle als Warnung begreift, sei dahingestellt, denn wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zu erfahren ist (welch schöne Metapher!), bastelt man z.Z. an einem Klimagesetz. Damit hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung nichts zu tun und vielleicht ja auch nicht die Heinrich Böll-Stiftung, wie vermutet werden darf.

Interessant ist dabei nämlich neben dem gewählten Zeitpunkt vor allem der hier zu betrachtende Gegenstand, denn beim Klima handelt es sich bekanntlich um ein im 10 – 15 000er Jahresrhythmus gravierend schwankendes globales Gesamtgeschehen von sehr wesentlicher Bedeutung. Es ist nämlich nicht ganz gleichgültig, ob der Globus zu mehr als einem Drittel vereist ist oder ob sich auf ihm verhältnismäßig angenehm, d.h. mit wenig Heizkosten leben lässt.

Die zentrale Frage dabei ist, wen wir für dieses Wechselgeschehen verantwortlich machen und im Falle von Unannemlichkeiten via Klimagesetz verurteilen können?

Die hierfür verantwortlichen Größen sind bekanntlich die Sonnenaktivitäten, die Diskontinuität der Erdrotation, die Kontinentaldrift, die Anzahl der gerade aktiven Vulkane und mit großer Wahrscheinlichkeit auch die milliardenfachen Oxydadionsvorgänge durch den Menschen. Letztere sind also etwas, was wir beeinflussen könnten, was wir natürlich global und kollektiv beschließen müssten.

Zu beachten wäre dabei auch, dass die Vermehrung der Spezies vornehmlich dort, wo das auf keinen Fall geschehen dürfte, weil es das bereits vorhandene Desaster maßgeblich verschlimmert, irgendwie erwähnt werden dürfte, ohne dabei zum (vornehmlich weißen) Rassisten abgestempelt zu werden.

Nun ist natürlich die Vermehrung selbst, nebst dem Vorgang der dazu führt, nicht per se ein Klima- sondern ein Ernährungsproblem, wobei dieses wiederum dazu führt, dass Wälder abgeholzt, Monokulturen gepflanzt, Flächen versiegelt und Energieressourcen verbraucht werden.

Wir lernen ja neuerdings auch, dass es so etwas wie eine Klimagerechtigkeit gibt oder geben soll, die wohl in dem nun angedachten Klimagesetz ihre Verankerung findet. Das lässt eine große Zahl von Interpretationen zu, denn wann – bitteschön – ist das oder ein Klima gerecht?

Dauerregen in der Haupturlaubszeit kann man als extrem ungerecht betrachten, ähnlich einem Schneemangel in ausgewiesenen Wintersportgebieten.

Dürreperioden in Afrika als Folge fortgesetzter Bürgerkriege und eine damit verbundene Überweidung der ohnehin kargen Flächen durch Vertreibungsbewegungen (Walter Michler), sind zwar deren Hauptgrund, aber wenn man daraus einen vom weißen Mann vom Zaune gebrochenen Klimawandel macht, dann hat die Klimagerechtigkeit eine ganz andere Qualität, weil mit ihr ein moralischer Anspruch einhergeht, der die von Dürre betroffenen Völker in den Stand setzt, unbegrenzte Forderungen stellen zu können, die nicht zurückgewiesen werden können.

Eine dieser Erfüllungen ist das Abwandern in die Refugien des weißen Mannes (merke: Frauen können nicht schuldig werden), wo weder der Zutritt noch eine Partizipation an den Sozialsystemen versagt werden darf.

Die Wohlstandsminderung in diesen Refugien ist dabei zwar unausweichlich, darf jedoch nicht thematisiert werden, weil dies als rechte oder rassistische oder Nazipropaganda gewertet wird. Und wer möchte sich schließlich dort wiederfinden?

Der lägst vollzogene Austausch vereinzelt möglicher politischer Klugheit ist dem aktuellen Gebot einer Eine-Welt-Moral gewichen, welche nicht wie dereinst ein Herr Hitler keine Parteien mehr kennen will, sondern keine unterschiedlichen Kulturen, weil diese ihrem Anspruch nach alle gut sein müssen und es lediglich dann nicht mehr sind, wenn man sie in böswilliger Absicht falsch interpretiert, was zu den bekannten Kränkungen mit auf dem Fuße folgender Rache führt.

Eine andere Erfüllung dieser Moral-Agenda ist ein permanenter einseitiger Geldtransfer vom weißen Mann in Richtung der People of Color, wie es jetzt angemessen heißen muss. Das könnte man als ungerecht bezeichnen, aber das wäre eine falsche Sichtweise, denn es ist dem weißen Mann längst gestattet, die Ziele seiner Transfers nicht nur zu besuchen, sondern sich auch dauerhaft dort niederzulassen und einzurichten. Davon wird aktuell leider viel zu wenig Gebrauch gemacht, obwohl es einem doch die Heizkosten ersparen würde, aber warten wir mal ab. Das kann ja noch werden!

Wir sind im Moment wohl alle ein wenig überfordert und ständig auf der Suche nach etwas Erfreulichem. Die Bescheidenheit ist also ohnehin auf dem Vormarsch. Ein wenig umgewöhnen müssen wir uns hinsichtlich der neuen Flüchtlinge. Dieser unverkennbare, müde und verzweifelte Typus war uns abhanden gekommen, also Männer, die ihre Frauen und Kinder in Sicherheit bringen, um dann selbst wieder in den Kampf zu ziehen, also das zu tun, was Männer immer tun mussten, auch wenn dies oft zu nichts oder zum eigenen Tod führte. Es handelt sich hierbei um das Prinzip eines Bewusstseins, welches seine Gastgeber nicht mißbraucht und selbstbewusst handelnd sein Schicksal in die eigene Hand nimmt. So etwas haben wir schon lange nicht mehr erlebt. Es ist dies das eindeutig zu definierende Modell des nicht dekadenten europäischen weißen Mannes in seiner christlich-atheistischen und gelegentlich tragischen Bandbreite.

Es ist das Modell eines Handelns, das von Fall zu Fall strategisch nicht richtig sein muss, aber selbstbewusst der stumpfen Resignation die Stirn bietet.

 

Michael Mansion