Genderwahn - Faktum Magazin

Anstatt einer Rezension.

Gleichheit und Differenz

Ich hatte den Wunsch, das neue Buch „Die Genderung der Welt“ von Jan Deichmohle zu rezensieren und gleichzeitig den Unwillen, dies in der üblichen Form zu machen. Nach einigem Überlegen schien mir folgendes Vorgehen sinnvoll: ich greife ein Phänomen des zeitgenössischen Feminismus auf und kritisiere es antifeministisch. Durch diese Behandlung ergibt sich das Mangelhafte sowohl des feministischen, als des antifeministischen Standpunktes, wodurch Jan Deichmohles Auffassung des Geschlechterkonfliktes als mögliche  Lösung in das Blickfeld rückt. Die Veranschaulichung seiner Herangehensweise findet in der zweiten Hälfte dieses Textes statt, wo ich Jan Deichmohles Buch „Die Genderung der Welt“ behandle.

  1. Antifeministische Kritik am gemäßigten Feminismus
  2. Schwachpunkte antifeministischer Kritik
  3. Feminismuskritik im Buch „Genderung der Welt“ von Jan Deichmohle.

 

 

  1. Antifeministische Kritik am gemäßigten Feminismus

Margret hat sich selbst den Namen gleichheitunddifferenz gegeben. Er hat eine ähnliche Färbung, wie der Name des Blogs geschlechterallerlei, der auch eine beruhigte Vielfalt ausdrücken soll, in der, wie auf einem Weihnachtsmarkt, allerlei Buntes, aber kaum Zusammenhängendes  dargeboten wird. Margret möchte mit diesem Namen dem Geschlechterkonflikt die Schärfe nehmen, weil im Konflikt nicht nur Abgrund, sondern auch Rettendes wäre.

Lann Hornscheidt umgeht dieses Wechselspiel von Gleichheit und Differenz, indem sie sich auf die Seite der Differenz schlägt und dadurch Gleichheit erreicht, denn wenn überall Differenz ist, ist darin alles gleich. Sie spricht vom multivarianten Begriff, was das permanente Changieren seiner Bestimmungen ausdrückt. Sie selbst bietet kein überzeugendes Beispiel dieses fortwährenden Wechsels, denn ihre Texte und öffentlichen Handlungen sind streng am drögen Feminismus ausgerichtet. Die Idee, dass die Sprache auf nichts Bleibendes verweist, wurde überzeugender zum Beispiel vom Dichter Maurice Blanchot aufgegriffen, der durch seine geisterhafte Existenz dieser These zusätzlich eine sinnliche Wendung gab. Lann Hornscheidt dagegen gibt Rätsel auf, weil sie sich einerseits in der Öffentlichkeit fest positioniert, einen beachtlichen Sold als Professorin einstreicht, also im Hier und Jetzt verwurzelt ist und  gleichzeitig von der amorphen Biegsamkeit der Realität schwadroniert.

Wenn ich mich frage, welcher Feminismustyp am penetrantesten die Ideologie der vorgetäuschten Gleichheit und der behaupteten Differenz verkörpere, fallen mir zuerst die Wikipedia Autoren fiona baine und SanFran Farmer ein, für die das Prinzip der Objektivität unerreichbar ist. Gleich danach präsentieren sich männliche Feministen, welche ihr eigenes Geschlecht verachten und ihren Fortbestand in der  Selbstleugnung erhoffen.

Es folgt der Typus des sich selbst als aufgeklärt und entspannt sehenden Feministen. Solch ein Feminist tritt bürgerlich auf. Das Bürgerliche ist der Kitt der Gemeinschaft, weil es die Vermittlung der spaltenden Kräfte in der Gesellschaft ist. Es erreicht seinen Erfolg durch Ausnutzen der Unterschiede in der Gesellschaft. Für den Fall, dass ihm seine Widersprüchlichkeit zu Bewusstsein kommt, hat es entweder die positive Konsequenz, die Ungerechtigkeiten, auf denen sein Wohlstand fußt, anzuerkennen und nach besten Kräften zu mildern oder die negative, die Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Ein inkonsequenter Standpunkt meidet diese Alternative und entflieht in einen Schlummer des Geistes, der einer Vorstellung von „Gleichheit und Differenz“ nachhängt, wo alles irgendwie beieinanderliegt.

Das Aufreizende an Margret ist nun diese ostentative, aufgeklärte Bürgerlichkeit, die, näher betrachtet,  Inkonsequenz ist.  Jedoch ist inkonsequente Spießigkeit nicht nur negativ, weil sie, neben dem dogmatischen Schlummer, auch gute Seiten hat. Ein Spießer hat im Allgemeinen den Wunsch, dass es allen anderen auch gut gehen möge. Wenn nun aber, wie bei Margret, diese Spießigkeit sich mit der Ideologie des Feminismus verbindet, dann erhält ihre gutgemeinte Intention einen negativen Impetus. Ihr Zugeständnis, Männern gehe es heute schlechter als Frauen, wirkt vor diesem Hintergrund vergiftet, nicht eindeutig, korrumpierend und schlüpfrig. Denn sie behauptet auch die Existenz des unterdrückenden Patriarchats. Das Eingeständnis, das übelwollende Patriarchat hätte es nur früher gegeben, jetzt sei es überwunden, ist nicht viel besser, weil es die Grundannahme ausspricht, die natürliche Beziehung zwischen Mann und Frau sei Unterdrückung.

Ich frage mich, wie Margret, die wohl dem Schoße guter Bürgerlichkeit entsprungen ist, im katholischen Kirchenchor trällert,  zwei Kinder großzieht, augenscheinlich einen sie nicht ernährenden Beruf gewählt, dafür einen sie ernährenden Mann erwählt, – ich frage mich, wieso glaubt Margret an ein sie unterdrückendes Patriarchat, sei es vorhanden oder vergangen? Warum sitzt sie dann nicht, wenn sie also das Resultat eines Unterdrückungszusammenhanges ist, an der Kasse in einem Supermarkt und verdient das Geld für ihren Mann und die Kinder? Es gäbe auch Wohngeld vom Staat, falls ihr Einkommen nicht ausreichte. Wieso ist nach ihrer Meinung, anstatt sich in einem  Vollzeitjob zu opfern, die Erziehung von Kindern und das Betreiben ehrenamtlicher Tätigkeiten ein Zeichen der Benachteiligung und nicht eines Privilegs? Sie hat die Option zu Hause bei den Kindern zu bleiben. Sie hat sie, wie Millionen von Frauen, gewählt. Eine Wahl, die die meisten Männer nicht haben.

Um zu verstehen, warum privilegierte Frauen Feministinnen werden, muss sowohl deren Privilegienanspruch, als deren Empörung über die gesellschaftliche Wertung ihres Anspruchsdenkens berücksichtigt werden. Ein Privilegien gewährleistendes Verhalten wird höher bewertet, als ein Verhalten, das Privilegien in Anspruch nimmt. Um sich nicht an die Supermarktkasse setzen zu müssen, was eine mögliche Folge der Nichtanspruchnahme ihres Privilegs wäre, bietet sich auf billige Weise die feministische Ideologie an, die sowohl den Anspruch, als das vortreffliche Selbstbild bewahrt. Margret bezieht sich mit der Patriarchatsthese auf eine Ideologie, die ihre Kraft aus einer uralten, biologisch bedingten Wahrnehmung schöpft,  die den Mann als Agens und die Frau als Nicht-Agens und das Nicht-Agens als schützens- und das Agens als schätzenswert sieht.

Die feministische Ideologie will das geglaubte weibliche Nicht-Agens überwinden, indem sie die Befreiung vom Beschützer betreibt und inkonsequenter Weise das Schützen fordert, d.h. die Privilegien, und das Schätzenswerte des Beschützers tilgt, was die Aufwertung des Selbstbildes bewirkt. Hierzu wird der Beschützer zum gewalttätigen Patriarchen erklärt, dessen paradoxe Pflicht es sei, die autonom sein wollende Frau zu beschützen (HeForShe).

Eine moderne Erzählung dieses Märchens ist shades of grey, in der die hilflose Frau sich vom Mann überwältigen und instrumentalisieren lässt, von einem Vergewaltiger, der sie, man weiß nicht wie,  liebt und schützt und die Frau irgendwie, während er sie vergewaltigt, der Autonomie entgegen hebt. Es gehört nicht viel Logik dazu, hierin einen Widerspruch zu entdecken, der darin besteht, Autonomie anzustreben, indem Autonomie geleugnet wird, weil der autonom sein sollende Mensch nur durch Schutz und Überwältigung existieren kann.

Ein konsequenter Feminismus würde einer Frau jegliche Sonderrolle, jeglichen zusätzlichen Schutz verwehren. Ein Feminismus, der diesen Namen verdient, würde aus Frauen autonome Menschen machen, die den Männern nacheifern. Es wäre eine Art spartanischer Feminismus. Das Produkt wären handelnde, nicht-narzisstische Frauen, die Handlungsschwächere schützten. Ihr Ziel wäre es, soviel Handlungsmacht zu erreichen, dass sie möglichst viel handlungsschwache Männer, Frauen und Kinder beschützen könnten. Sie würde sich für die Familie im Beruf aufopfern und dadurch früher sterben, was ein unleugbares Indiz ihrer Hingabe an die Allgemeinheit wäre. Diese Konsequenz und Selbstaufgabe ist vom selbstbezüglichen existierenden Feminismus nicht zu erwarten.

Dieser Spur folgend spricht die prominenteste Vertreterin der Genderideologie, Judith Butler, unentwegt von precariousness (das Prekäre, das Unsichere), das zu schützen wäre. Sie betrachtet dieses Merkmal als Wesensbestimmung für die gesamte linke Bewegung. Der linke Mainstream folgt ihr und erkennt als Schützenswertes nicht den Mann, sondern die Frau (und, in der Rangfolge abgeschlagen, Kinder und hier vornehmlich Mädchen), wodurch er feministische Ideologie praktiziert.

Diese irre Ideologie bewirkt, dass trotz der Empirie, die die Dominanz der Frauen bei einseitig ausgeführter Gewalt belegt:

frauengewalt

und die Dominanz der Frauen bei der Misshandlung von Kindern beweist:

kindstoetung.

sowie die Dominanz der Frauen bei der Gewaltausübung vor Augen führt, und zwar dann, wenn nach Geschlecht in Beziehungen differenziert wird:

frauengewalt2,

dass also diese irre Ideologie, entgegen den empirischen Befunden durch ihre innere Wirkung behaupten kann, Frauen müssten vor Männern geschützt werden, weil sie der Gewalt hilflos ausgeliefert seien, während im Gegenteil die Warnung ausgesprochen werden müsste, dass je größer der Frauenanteil in Beziehungen ist, desto ausgeprägter die häusliche Gewalt sein wird und desto größer der Schutz für Männer und Kinder vor Frauengewalt sein müsste.

Meine bisherige Darstellung des Feminismus war antifeministisch und tendenziös.

2.  Schwachpunkte antifeministischer Kritik

Die mögliche Antwort einer Feministin würde Statistiken präsentieren, die mehr Gewalt von Männern, als von  Frauen nachwiesen. Die dort verwendeten Daten ständen der Einseitigkeit meiner Daten nicht nach. So wie ich Margret als stereotype Feministin karikierte, könnte sie versuchen, mich als stereotypen Männerrechtler zu zeichnen. Die Struktur dieses Typs der Auseinandersetzung ist unproduktiv und ermüdend, weil die Aussage der einen Seite von der anderen Seite lediglich negiert zu werden braucht, um wahr zu werden. Beide Seiten stellen unwahre Behauptungen auf. Jede Aussage, aus dem Zusammenhang gerissen, ist falsch und ihre Negation richtig. Der Feminismus reißt seit Jahrzehnten Aussagen aus ihren Zusammenhang. Aktuell beschuldigt er die Männer des Klimawandels, sowie kalter Büroräume. Er hat keine Scheu, von einer toxischen Männlichkeit zu sprechen. Wäre die Niedertracht der  Männerbewegung auch nur annähernd so ausgeprägt, wie die des Feminismus, hätte sie ausreichend Zahlenmaterial, toxische Weiblichkeit zu behaupten. Sie könnte sämtliches Unbill der Welt als Produkt der biologischen weiblichen Selektion erklären. Eine Selektion, die spezifische Männertypen und Gesellschaftsmodelle hervorbrachte. Zusätzlich könnte die Männerbewegung alle negativen gesellschaftlichen Phänomene auch als das Ergebnis schädlicher, weil gewalttätiger Sozialisation von Kindern durch eine fast nur von Frauen durchgeführte Erziehung  herleiten. Dies wird nicht geschehen. Weder gibt es einen Führer in der Männerbewegung, der die charakterliche Insuffizienz einer Alice Schwarzer hätte, noch gibt es bei Männern den bei Frauen ausgeprägten Willen, das eigene Geschlecht zu bevorzugen.

3.  Feminismuskritik im Buch „Genderung der Welt“ von Jan Deichmohle

Einen anderen Ansatz, als dieses hundertjährige Hin und Her, verfolgt Jan Deichmohle. Er geht dabei  nicht den Weg des gemäßigten Abwägens, indem er jede der entgegengesetzten Positionen ein Recht einräumt und in ihrer Mitte einen Kompromiss erhofft. Er geht auch nicht den Weg des Antifeminismus, der trennt, statt verbindet. Zum Antifeminismus sagt er:

„Mein Traum geht allerdings weiter und ist positiv: Wiederaufbau einer Kultur, sowohl Wiederbelebung als Neuaufbau. Ich sehe mich nicht in erster Linie als Feminismuskritiker, sondern als Bewahrer einer menschlichen Universalie.“

Eine Einschätzung, der ich zustimme, jedoch mit dem Hinweis, dass zwar der Antifeminismus allein für sich falsch ist, aber nur er die positive Darstellung des Feminismus fertigbringt, weil er alle unwahren feministischen Sätze negiert.

Der Antifeminismus ist nicht das Interesse von Jan Deichmohle. Ich hatte ihm einmal mitgeteilt, dass seine Texte eine Handvoll Hauptgedanken wiederholend am empirischen Stoff variierten. Für ihn war diese Interpretation eine Abwertung seiner Arbeit. Trotz der Systematik seines Gegenentwurfs beharrt er auf ein Denken, das sucht, forscht, unerwartete Verbindungen herstellt und vielseitige Assoziationen aufruft. Er wehrt sich gegen die Zuschreibung eines Systems, das die Welt mittels einer Methode und einiger Axiome kühl und berechnend abgrast. Vielleicht trifft das Bild eines Netzes, an dem er webt, um ein verschollenes geistiges Band zwischen den Menschen und den Geschlechtern wieder zu erwecken. Hier wäre die Systematik eines regelmäßig gewebten Netzes angesprochen, sowie die assoziative Biegsamkeit und der Verbindungsreichtum seiner Maschen. Die Systematik im Denken ist wichtig. Ein Feminist denkt nicht systematisch. Heute nimmt er seine subjektive Wahrnehmung und erklärt sie zur Realität (Standpunkttheorie), morgen greift er sich statistisches Material, das objektiv seine Wahrnehmung untermauern soll (selektive Datenerhebung) und übermorgen erklärt er alle Realität als Makulatur, weil sie konstruiert sei (Genderideologie).

Am Beispiel der Genderideologie zeigt Jan Deichmohle in „Genderung der Welt“, wie das trennende Denken des Feminismus in industriell unentwickelte Staaten getragen wird. Er bezeichnet diesen Vorgang als Kolonialismus. Er erarbeitet seine Gedanken entlang von Zitaten, die ungefähr die Hälfte seines Textes ausmachen. Eine wesentliche Zitatquelle ist das Gender-Handbuch. Dieses Buch, das einem misandrischen, feministischen Hirn entsprungen sein muss, wäre eine lohnende Aufgabe für Margret, einmal den Versuch zu unternehmen, in einem Lehrbuch des Genderismus Interesse und Empathie für Männer aufzuspüren. Ich verspreche für jeden Nachweis ein lobendes Kompliment in meinen künftigen Beiträgen.

Nachdem ich die quellenbasierte Kritik Jan Deichmohles zum Gender-Handbuch gelesen hatte, kam mir der Gedanke, ob Jan die Sache nicht zu streng angehe und sein Urteil, diese Genderbibel sei ein Pamphlet der Bevorzugung der Frau, Abwertung des Mannes und der Zerstörung von Ergänzungsstrukturen zwischen den Geschlechtern, zu harsch sei.

Nachfolgend gebe ich eine formale Textanalyse des Gender-Handbuchs. Ich will damit nicht in Konkurrenz zu Jan Deichmohles Buch treten, sondern ich greife seine Analyse auf und wende sie an. Um nun rein formal zu überprüfen, ob das Gender-Handbuch in Wirklichkeit parteiischer Feminismus sei,  habe ich darin zuerst nach dem Wort „Mann“ gesucht: 3 Treffer. Dann habe ich nach der Anzahl des Wortes „Männer“ gesucht und habe 115 Stellen gefunden. Von diesen Treffern habe ich alle Treffer abgezogen, in denen der Ausdruck „Männer“ zusammen mit dem Ausdruck „Frauen“ auftauchte, wie in der Formel „Frauen und Männer“, aber nur soweit diese Formel wertneutral gemeint war. Die Frage:

„Ziehen Frauen und Männer gleichermaßen Nutzen aus dem Projekt?“ ,

drückt kein Interesse für ein männer- oder frauenspezifisches Thema aus. Diese neutralen Sätze, als auch wiederholende Formulierungen oder inhaltsleere Wendungen, habe ich aus meiner Erhebung entfernt.

Die restlichen 52 Aussagen, wovon 16 sich nur auf „Männer“ beziehen (also die eigenständige Bedeutung von Männern hervorheben),  waren nicht wertneutral. Von diesen Sätzen gab es keinen Satz, der sich für die Förderung spezifischer männlicher Interessen aussprach. Alle 52 Sätze waren Sätze, die zwar „Männer“ oder „Männer und Frauen erwähnten, aber nur, um eine Degradierung spezifisch männlicher Interessen zu formulieren.

Zum Beispiel dieser Satz, der mir in seiner Bedeutung entgangen wäre, hätte ich nicht  Deichmohles Buch gelesen, wo er ihn angemessen würdigt:

Denn die großen Veränderungen, die Katastrophen mit sich bringen, bergen auch eine Chance, neue gesellschaftliche Modelle zu entwickeln. Oftmals führt schon die zahlenmäßig unterschiedliche Verteilung von Frauen und Männern unter den Opfern dazu, dass sich Familienstrukturen, geschlechtsspezifische Arbeitsteilung sowie Mitbestimmungsmöglichkeiten kurzfristig ändern.

Übersetzt heißt das: je mehr Männer und Jungen erschossen, geköpft und verbrannt werden, desto größere Chancen ergeben sich für das Gender Mainstreaming. Da Naturkatastrophen geschlechtsneutral töten, scheint eine kriegerische Auseinandersetzung, die vorwiegend Männer und Jungen tötet, eine einmalige Chance für eine Genderfeministin zu sein.

Nachfolgend eine Auswahl aus den 52 Sätzen, in denen „Männer“ vorkommt oder der nicht wertneutral gemeinte Ausdruck „Männer und Frauen“. Kein einziges positives männerspezifisches Thema wird angesprochen. Männer sind Objekte, die manipuliert werden müssen, weil sie mangelhaft und emotionslos seien. Nur die letzten beiden  Sätze in dieser Zitatliste treffen eine sinnvolle Aussage hinsichtlich Männer:

Für viele Männer ist es das erste Mal, dass sie vor andern Männern weinen.

Ausgehend von der Gender-Analyse nehmen sie in verschiedenen Arbeits- und Lebensbereichen die etablierten Rollenmuster von Männern ins Visier.

Männern zu verdeutlichen, dass die Veränderungen ihres Rollenmusters auch eine Entlastung und einen Zugewinn an emotionaler Lebensqualität mit sich bringen können.

eine Hotline für Männer in Konfliktsituationen, bei der täglich 20 bis 25 Anrufe eingehen. Viele Männer rufen an, weil sie eifersüchtig sind. Andere sind voller Wut und haben  Angst, gewalttätig zu werden. In wieder anderen Fällen geht es um das Besuchsrecht für die Kinder.

Die Gewaltbereitschaft von Männern in Zentralamerika ist hoch.

Brot für die Welt schätzt an diesem Prozess die aktive Beteiligung von Männern an der Gender-Arbeit.

Männer werden von allen respektvoll beachtet. Frauen hingegen, vor allen Dingen die gut aussehenden, erhalten eine Art ausbeutende Aufmerksamkeit.

Aufgrund ihrer Geschichte und der aktuellen politischen Situation produzieren Männer und Frauen vertikale, autoritäre, ausgrenzende und dominierende Führungsstile. Diese sind das Resultat der verinnerlichten Unterdrückung ihrer Ethnien, Klassen und Geschlechter. Am meisten davon betroffen sind Frauen, was sich konkret in ihren geringen Chancen und ihrem schlechten Zugang zu Bildung, Gesundheit und Wohnraum, in unzureichender Partizipation und mangelnder realer Machtteilhabe ausdrückt.

In workshops übernehmen Männer  Frauenrollen.

Bei der zukünftigen Mitgestaltung der Gesellschaft werden nicht die von Männern konstruierten und vorgelebten Rollen und gesellschaftlichen Strukturen übernommen

Die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern.

Am Anfang stehen Übungen: Frauen übernehmen Männerrollen.

Als Folge bringen meist nur Männer ihre Bedürfnisse zum Ausdruck, wie den Bau von Straßen oder Baseballfeldern.

Niemand traute es den Frauen zu, in diese Männerdomäne einzudringen und dort qualitativ verlässliche Arbeit zu leisten.

Frauen und Männer sind davon unterschiedlich betroffen, und die vorherrschende geschlechtsspezifische Arbeitsteilung führt in vielen Fällen dazu, dass der Zugang von Frauen zu überlebenswichtigen Ressourcen besonders eingeschränkt ist.

Da Gender Mainstreaming auf die Gleichstellung von Frauen und Männern abzielt, kann Frauenförderung ein Instrument des Gender Mainstreaming sein.

Die Erfüllung dieser Bedürfnisse führt zwar zu einer unmittelbaren Verbesserung der Situation von Frauen und Männern, berührt aber nicht notwendigerweise das Machtungleichgewicht zwischen den Geschlechtern

Außerdem muss darauf geachtet werden, dass Projektpartner klar nach den strategischen Interessen der Frauen suchen und dass sowohl Frauen als auch Männer in den Prozess einbezogen werden.

Als Strategie ist Gender Mainstreaming daher nicht ergebnisoffen, sondern auf das Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern ausgerichtet. Damit gehört auch Frauenförderung in das Spektrum der Umsetzung von Gender Mainstreaming.

Ungleiche Machtbeziehungen zwischen Frauen und Männern sind verantwortlich für die Benachteiligung von Frauen und müssen durch Entwicklungszusammenarbeit bekämpft werden

Die Berücksichtigung der Gender-Perspektive in der humanitären Hilfe ist von großer Bedeutung, um bestehende Geschlechterungleichheiten aufzubrechen und die Entstehung neuer Ungleichheitsstrukturen zu verhindern. Denn Frauen und Männer sind unterschiedlich von Katastrophen betroffen.

So richten sich Maßnahmen fast ausschließlich an die weibliche Bevölkerung. Männerspezifische Konzepte für eine gleichberechtigte Entwicklung fehlen noch weitgehend.

Dann habe ich nach dem Wort „Frauen“ gesucht: 445 Treffer. „Frau“ ergab 4 Treffer. Kombinationen von Frauen und Männer soweit sie wertneutral waren, als auch wiederholende Formulierungen oder inhaltsleere Wendungen, habe ich abgezogen. Die übriggebliebenen Sätze: 394.  Während ich oben also 63 Sätze aussortiert habe, waren es hier nur 51. Diese restlichen Sätze befassen sich entweder nur mit Frauen, um sie zu loben, zu bestärken, zu feiern oder ihr Schicksal zu bedauern oder, falls  auch „Männer“ erwähnt werden, um die Frauen von den Männern abzusetzen oder die Bedeutung der Männer herunterzuspielen. Eine Auswahl:

Ein neuer Ansatz der Maskulinitätsarbeit, der Frauen stärker einbezieht. Ziel der Arbeit ist es, bei den Teilnehmenden der Kurse einen persönlichen und kollektiven Reflexionsprozess bezüglich des eigenen Rollenverständnisses auszulösen, der dann zu einer neuen, gerechteren und gewaltfreieren Beziehungsstruktur zwischen den Geschlechtern führt.

Frauen behaupten sich in Männerdomäne

Für Frauen neue Perspektiven zu schaffen

Erhöhung der Frauenquote

Sehr erfolgreiches Frauennetzwerk

höhere Wahlbeteiligung von Frauen

Frauen in Berufszweigen, die zuvor nahezu ausschließlich Männern vorbehalten waren

Niemand traute es den Frauen zu

Junge Frauen werden zu Mechanikerinnen ausgebildet

Stärkung des politischen Einflusses von Frauen

Frauen in den ländlichen Regionen, die seit Jahrhunderten unter Diskriminierung leiden

politische Steuerung durch Frauen und die Unterstützung durch Männer

von Frauenverbänden (Federations) unterstützt, deren Lobbyarbeit für eine Erhöhung der … … die Frauenquote auf 50  Prozent im Jahr 2009 zu Erfolg führte.

Für die Frauen ist das eine neue Erfahrung, die ihr Selbstbewusstsein enorm steigert.

Es ist wirklich revolutionär, dass Frauen Motoren reparieren

Mehr Mitsprache der Frauen in den Dörfern

Durchführung des Projekts von Frauen für Frauen

Die langfristige ökonomische Stärkung der Frauen

Hiervon sind im Wesentlichen Frauen und Kinder nachteilig betroffen

Ein Stück Unabhängigkeit für die Frauen ist Wirklichkeit geworden

Für die Frauen ist es schwierig.

Verbesserung und ausgewogeneren Ernährung der Frauen und ihrer Familien.

Sexuelle Gewalt und Ausbeutung dieser Frauen und Mädchen.

Frauenhandel und Prostitution.

Stärkung der Frauen.

Immer mehr Frauen und Mädchen werden aus wirtschaftlicher Not oder aus Unkenntnis Opfer von Frauenhandel.

Frauen sind in den Gemeindegremien oft unterrepräsentiert

Innerfamiliäre Gewalt und Gewalt gegen Frauen ist in den Gemeinden eine verschwiegene Realität.

So produzieren Männer und Frauen vertikale, autoritäre, ausgrenzende und dominierende Führungsstile. Am meisten davon betroffen sind Frauen.

Frauenspezifische Gewalt  – wie zum Beispiel Gewalt in der Ehe oder weibliche Genitalverstümmelung – ist weit verbreitet.

Ungleiche Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern

In Südafrika, aber auch auf dem restlichen Kontinent tragen Mädchen und Frauen schwerer an den Auswirkungen von HIV/Aids als Jungen und Männer

Frauen, vor allen Dingen die gut aussehenden, erhalten eine Art ausbeutende Aufmerksamkeit.

Dieses Ungleichgewicht in der Bewertung von Männer- und Fraueninteressen im Gender Mainstreaming zeigt Jan Deichmohle akribisch auf und kommentiert die zitierten Stellen. Wie ein buddhistischer Meister, der den Blick zum Verharren zwingt, zeigt er auf die zerstörerische Wirkung des kolonialen Gender Mainstreamings. Die Protagonisten dieser Heuschreckenarmee erscheinen bei ihm als grobschlächtige Bürokraten, die mit Äxten und Beilen an uralten Traditionen feilen. Die vom Gender Mainstreaming forcierte Befreiung der Dörfer von Männern, indem sie als Tagelöhner in Städte verbannt werden, beschreibt er nicht wütend, nicht mahnend, nicht anklagend, sondern mit trauerndem Mitgefühl. Er ist klarsichtig genug, die so entwurzelten jungen Männer als Rohstoff für terroristische Vereinigungen, wie die des Boko Haram, zu erkennen. Er ist umsichtig genug, den Schluss, dass Gender Mainstreaming Terrorismus befördere, nicht zu ziehen. Dies erledige ich hiermit und gebe zusätzlich den Hinweis, dass Jan Deichmohle niemals behauptet hat, Gender Mainstreaming sei eine Brutstätte des Terrors.

Im Rest seines Buches beschäftigt sich Jan Deichmohle mit Zensur und feministischem Hass. Seine vielen Beispiele zur Zensur sind augenöffnend. Mit geradezu archäologischem Interesse geht er auf Spurensuche verlorener feminismuskritischer Dokumente. Während ich seiner Sammlung von Zitaten und Dokumentenfunden folgte, ist mir wieder sein ungewöhnlicher Charakterzug aufgefallen, nämlich in der schonungslosesten Beschreibung von Ungerechtigkeit und Aussichtslosigkeit noch ein mitfühlendes Interesse zu zeigen, eine Aufmerksamkeit für das Detail und dem Wunsch das Erkennen der spezifischen Ursache-Wirkung-Beziehung, die zu dieser oder jener Ungerechtigkeit führte, aufzubewahren. So als ob die Ungerechtigkeit nicht nur das Ergebnis boshafter Absicht, sondern auch die Folge eines nicht bewusst wahrgenommen Zusammenhangs sei, die daher das Recht hat, nicht nur empört angeklagt, sondern auch verstehend aufgenommen zu werden.

Im Kapitel Feministischer Hass findet sich  folgender Paragraph:

Der Ausgangspunkt unserer Sicht und unsere Begriffe waren falsch, um solche Tatsachen des Lebens verstehen zu können. Außerdem verdrängt ein angeborener Mechanismus diese Tatsachen aus bewusster Wahrnehmung, weil Bewusstmachung Frauen bevorzugende und Männer benachteiligende Wahrnehmung aushebeln könnte. (Vielleicht hatten gewisse Geschlechter„stereotype, die heute sehr angefeindet und verunglimpft sind, genau diesen Zweck: angeboren schiefe Wahrnehmung auszugleichen, und eine Gegenseitigkeit zu stabilisieren. Auch wenn Stereotypen nicht zuträfen, könnten sich Sinn und Ergebnis als hilfreich oder gar notwendig herausstellen.)

Wem dieser Text unmittelbar einleuchtet, ohne dass er ins Stocken gerät, der sei beglückwünscht. Interessant ist hier das feste Bezugsverhältnis aller Teile zueinander. Fast jedes Wort ist notwendig, wie ich kurz mit dem Herausziehen der Bestandteile des Arguments sichtbar machen will:

Unsere Sicht ist durch unseren falschen Standpunkt verstellt ->

Die Begriffe, die wir von diesem Standpunkt aus bilden, sind also notwendig verkehrt->

Den wirklichen Vorgang verstehen wir nicht, weil wir dazu keine passenden Begriffe haben ->

Die Einnahme des falschen Standpunktes wird durch einem unbewusstem Mechanismus sichergestellt->

Dies sichert die Bevorzugung von Frauen und Kindern, was evolutionär vorteilhaft ist ->

Die Bewusstwerdung wäre ein evolutionärer Nachteil ->

Stereotype verhindern die Bewusstwerdung und sind somit sinnvoll und auszubauen

Man kann diese Argumentation von jeder beliebigen Stelle aus beginnen und sie vorwärts und rückwärts lesen.

Insgesamt glaube ich, dass Deichmohles Texte als interdependenter Zusammenhang zu lesen sind, was sie auf der einen Seite schwierig macht, auf der anderen Seite wertvoll, weil aus ihnen konsequente Schlüsse entspringen. Nimmt man hierzu noch seine humanistische Haltung oder wenn man diesen Ausdruck nicht will, seine Sensibilität, die eine Affinität zu geistigen und seelischen  Konzepten beinhaltet, ergibt sich aus seinem Werk ein nicht zu unterschätzendes Potential für die Männerbewegung, welche mit einem rein biologistischen oder politischen (linken) Standpunkt zu einseitig aufgestellt wäre.