zwischendurch - Wand - Faktum Magazin

Es geht gerade „viral“ durch die sozialen Medien. „Viral“ soll heißen, dass die Leute vom ganzen Klicken des Verbreitungsbuttons ganz heiße Fingerchen bekommen. Was verbreitet sich so virenartig? Natürlich ist es Bessermenschen-Ideologie:

WAZ: Dieses Bild bewegt die Welt: Mädchen bietet Nazi die Stirn

Tschechien - Brünn - Mädchen diskutiert mit vermeintlichem Nazi

Der Artikel bietet keinen Informationsgewinn. Er ist lediglich ein Beispiel dafür, dass sich Bessermenschen nun Bildern aus dem Ausland bedienen müssen, um vom hausgemachten, eigenen Dreck abzulenken.

Brno  Ein 16-jähriges Mädchen hat sich in Tschechien einem Neo-Nazi entgegengestellt. Das Foto der ungewöhnlichen Konfrontation ging viral.

Brno  heißt im deutschsprachigen Raum eigentlich Brünn. Es ist die zweitgrößte Stadt Tschechiens mit 377.028 Einwohnern. (Das ist schon mehr Informationsgehalt als im Artikel der WAZ und das nach 3 Sekunden Recherche!)

(…) Die Gegensätze auf diesem Foto sind verblüffend: Zur Linken ein Skinhead, in Schwarz gekleidet, der eine Sonnenbrille trägt. Er hebt seine linke Hand, um damit wild zu gestikulieren. Sein Gegenüber auf der rechten Seite des Bildes ist ein junges Mädchen in einem Pfadfinder-Outfit. Mit festem Blick schaut sie ihn an, öffnet ihren Mund, um ihm zu widersprechen. (…)

Man sollte „wildes Gestikulieren“ unter Polizeiaufsicht unter empfindliche Strafe stellen.

(…) Der Schnappschuss von Lucie und dem Skinhead gelang dem Hobbyfotografen Vladimir Cicmanec. „Sie stand stolz da und hatte starke Argumente“, erzählt Vladimir CNN. Er habe die Pfadfinderin entdeckt, nachdem ein Freund ihn auf deren wilde Diskussion aufmerksam machte. (…)

Lucie und der Fotograf waren Teil einer Gegendemonstration, die sich einem Protest der rechtsextremen Arbeiterpartei für soziale Gerechtigkeit entgegenstellte. Vladimir habe den Schlagabtausch zwischen dem Mädchen und dem Nazi nicht ganz gehört, wie er sagt. Dennoch habe er mitbekommen, dass die beiden über die Konzepte von Nationalstaaten und die Flüchtlingspolitik sprachen.

Bei Facebook wurde es u. a. so kommentiert:

„Skinhead“ gegen Pfadfinder-Outfit.

Geht es noch? Woher weiß man, dass es sich um einen Skinhead handelt? Skinheads gehören zu einer Subkultur, die nicht rechts ist. Nur weil jemand kurze Haare hat, ist er kein Skinhead!

„Vladimir habe den Schlagabtausch zwischen dem Mädchen und dem Nazi nicht ganz gehört, wie er sagt. Dennoch habe er mitbekommen, dass die beiden über die Konzepte von Nationalstaaten und die Flüchtlingspolitik sprachen.“

Man hat also nichts gehört, nebenan steht ein Polizist und zwei Menschen diskutieren. Auf einer linksextremistischen Demo wäre eine solche Diskussion kaum möglich gewesen.

Ich sehe daher ein Bild von einem Mann, der mit einem naiv dreinblickenden Mädchen in Polizistennähe DISKUTIERT. Mehr ist nicht zu sehen. Mehr ist nicht zu berichten, da die Diskussion der beiden NICHT gehört wurde. Vielleicht haben sie ja auch das Wetter der nächsten Woche diskutiert?

Der Artikel ist ein Beispiel für News ohne faktischen Gehalt, dafür aber mit einer ideologischen Botschaft.

Ein Bild geht viral. Dabei geht es heute in Frankreich und in Schleswig-Holstein um wichtige Dinge. Vielleicht darf man dann auch mit Inhalt rechnen.