Gudrun Eussner: Buchbesprechung: Hamed Abdel-Samad: Der Untergang der islamischen Welt

Der Titel macht neugierig, und schon beginnen die Fragen. Das geht mit der Einleitung los, in der Oswald Spenglers „Untergang des Abendlandes“ zitiert wird, der Zustand der untergehenden Zivilisation. Der Autor meint, daß Oswald Spenglers Analyse in vielerlei Hinsicht auch auf den Zustand der heutigen islamischen Welt zutrifft. Alle Muslime weltweit können sich beruhigt zurücklehnen. Oswald Spenglers Buch stammt aus dem Jahr 1918, und das Abendland ist immer noch nicht untergegangen, da können Nationalsozialismus (pbuh), Kommunismus (pbuh) und Islam sich noch so mühen. Oswald Spengler habe seine Vorstellungen vermutlich vom arabischen Geschichtsphilosophen Ibn Khaldun aus dem 14. Jahrhundert übernommen. (Seite 14) Es soll sich um eine Übernahme handeln, auch wenn nichts darauf hindeutet. Selbst islamische Sites, die in Ibn Khaldun den Vater der Geschichtsschreibung und der Soziologie feiern und auch Oswald Spengler nennen, behaupten nirgends, der habe von jenem die Ideen übernommen. Die Erfahrung lehrt aber, daß sie das ganz groß herausgestellt hätten.

Wie alle Muslime sieht auch Hamed Abdel-Samad das Gedankengut des Westens aus dem Islam stammend, man erinnert sich? Europa verdankt seine Entwicklung den Muslimen des Mittelalters. Wegbereitung von Renaissance und Aufklärung durch den Islam, Algebra, Kompaß, Medizin, Druck – alles Muslime, alles Islam. Diese Geschichtsklitterung löst sich so: Algebra: Perser bzw. Uzbeke; Kompaß: Italiener oder Chinese; Medizin: spanische und persische Juden; Druck: Chinesen; Null: Inder. Kunst und Wissenschaft der islamischen Welt werden von Zwangskonvertierten sowie von Juden und Christen vorwärts gebracht