Rechtskurs - Faktum Magazin

Replik: Sozialismus.de –
„Mit Weidel und Chrupalla auf scharfem Rechtskurs“

Sehr geehrte Redaktion (alternativ: Verehrte Genossen)!

Mit Weidel und Chrupalla auf scharfem Rechtskurs“ lautet die Überschrift, wo Sozialismus.de auf das aktuelle Wahlprogramm der AfD verweist und es (interessanterweise mit einer Begründung des Verfassungsschutzes) als gesichert rechtsradikal einstuft.

Nun hat man im Verlaufe des eigenen politischen Daseins als Altlinker auch so einige Erfahrungen mit dem Verfassungsschutz, sowie auch mit den Rechtsradikalen. Letztere erlebte ich gewissermaßen als postfaschistische Relikte in einigen Nachkriegs-Bundesregierungen zu Zeiten, als Der Spiegel noch regierungskritisch war und den einen oder anderen Skandal (oder Nazi) aufdeckte.

Ihre verglimmenden Derivate tummelten sich als Gernegroß-Faschos noch einige Zeit in der NPD herum und waren dann (sichtbar) in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.

Es verwundert deshalb schon ein wenig, wenn sie im Verlaufe nur weniger Jahre plötzlich wieder aus dem Nichts und irgendwie gestärkt auftauchen, um uns – so die mediale Lesart – mit einem Führerstaat, Lagern für mißliebige Zeitgenossen, dem Verbot der Gewerkschaften, sowie der Verfolgung von Juden und Kommunisten zu beglücken. Ja,–da staunen wir und hätten solches eigentlich nicht mehr für möglich gehalten, also so richtige Rechtsradikale etwa vom Schlage der Globke und Filbinger.

Vor diesem dramatischen Hintergrund verwundert natürlich auch nicht der recht aufwändig geführte „Kampf gegen Rechts“ und die zahlreichen „Aktionen gegen Hass und Hetze“.

Die Bedrohungslage in Deutschland

Nebst den bislang nicht so recht ausfindig zu machenden braunen Horden, die jüdische Mitbürger aus den Häusern zerren und ihnen die Scheiben einwerfen, fehlt der neuen Rechten zudem noch ein so begnadeter Einpeitscher wie Josef Goebbels, aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend und man wird das im Auge behalten müssen.

Nun haben wir mittlerweile gelernt, dass die Bedrohungslage in Deutschland nicht etwa mit der massenhaften Einwanderung von erklärten Feinden des säkularen und verfassungsrechtlich formierten Rechtsstaates gewachsen ist, sondern durch die Konstituierung einer Oppositionspartei. Das ist auch durchaus verständlich, weil es seit den seligen Strauß/Wehner/Brandt-Scharmützeln keine ernst zu nehmende Opposition mehr im Deutschen Bundestag gegeben hat. Zumindest mal aus marxistischer Sicht, wie ich mir anzumerken gestatte. Da muss eine solche (neue) Situation natürlich verwirren, aber das nur mal am Rande.

Verwirrend ist allerdings auch die Eintracht, in welcher die Neo-Linke (ich nenne sie so, weil ich sie nicht in marxistischer Denktradition sehe) auf gleich mehreren Ebenen mit dem Herrschaftskartell (welch schöner Begriff) paktiert, ist doch ein ganz wesentlicher Ausgangspunkt für eine linke Kritik an Gesellschaft, nur als emanzipatorisch-herrschaftskritische Grundhaltung denkbar.

Dies übrigens auch dann, wenn sie damit nicht unbedingt und in jedem Falle richtig sein muss!

Ein „gesichert rechtsextremes Wahlprogramm“?

Wenden wir uns jetzt aber dem „gesichert rechtsextremen“ Wahlprogramm der AfD zu, welchem unterstellt wird, es fordere einen radikalen Gesellschaftsumbau. Seit wann ist das (für Marxisten) ein schlimmes oder gar „rechtes“ Wollen? Solcherlei Bestreben war mir immer sehr geläufig und ich wüsste übrigens auch nicht, warum ich im Rahmen etwa meiner (emanzipatorischen) Agenda diejenigen bevorzugt schonend behandeln sollte, welche eine wie auch immer sehr verbesserungswürdige Demokratie in eine Theokratie verwandeln wollen. Ganz im Gegenteil würde ich zur Not dagegen sogar das Militär in Bewegung setzen. Wehret den Anfängen habe ich mal gelernt!

Eine Staatsbürgerschaft nur für Bio-Deutsche würde ich dagegen nicht einfordern, zumal wir ja mit vielen nicht-muslimischen Zuwanderern z. T. gute Erfahrungen gemacht haben.

Allerdings hätte ich hier eine (linke) Forderung einzubringen, die darin besteht, dass wir unsere benötigten Fachkräfte schon selber ausbilden müssen und sie unseren Freunden in Ost-Europa nicht einfach abwerben dürfen.

Das ist unsolidarisch, deshalb nicht sozialistisch und deshalb falsch (Lenin).

Dass die AfD die Mittel von Projekten gegen Rassismus und für ein anderes Geschlechterverständnis streichen will, wirft die bange Frage auf, was wir denn aktuell unter Rassismus zu verstehen haben. Meine Vorstellung davon ist durch die Nürnberger Rassengesetze geprägt. Ich wäre nach deren Lesart ein mongolischer Mischling zweiten Grades gewesen. Ob das fürs KZ gereicht hätte, weiß ich allerdings nicht wirklich.

Mir ist allerdings zu Ohren gekommen, dass Kritik am Islam neuerdings als Rassismus zu werten ist. Also eine der ganz wesentlichen Säulen der Aufklärung, die Religionskritik, firmiert jetzt unter Rassismus.

Liebe Genossen, wer von uns würde denn bei einem solchen katastrophalen Unfug nicht auch die Mittel streichen?

Was aber das neue (andere) Geschlechterverständnis angeht, so gab es unter den mir bekannten Linken (die meisten sind schon tot) auch gelegentlich mal schwule und
Lesben. Bei den Schwulen war uns das egal. Bei den Lesben war es ärgerlich, weil sie als potentielle Begattungsziele verloren gingen.

Aber auch das war hinnehmbar, so lange das Vögeln selbst nicht unter Verdacht geriet, weil wir uns das verbeten hätten. Allerdings erinnere ich mich an keinen Fall, wo sich jemand so indifferent (bezogen auf sein Geschlecht) gefühlt hätte, dass er sich z. B. wie eine Salatgurke vorgekommen wäre. Eher nicht!

Gender Studies sind übrigens entgegen der Meinung derjenigen die sie betreiben keine Wissenschaft, sondern moralisierender Unfug einer künstlichen Minderheitenhybis und deshalb großer Kokolores, weshalb sie unverzüglich einzustellen sind, wie auch Lenin (garantiert) gefordert hätte.

Mit dem (ausschließlich) menschengemachten und leidigerweise auch (aber nicht nur) von der AfD nicht ganz so ernst genommenen Klimawandel ist das so eine Sache, wenn man sich dabei z. B. auf die Wissenschaft berufen will.

Es kommt nämlich sehr darauf an, welchen Wissenschaftler man gerade fragt.

  • Ein Astrophysiker würde einem nämlich auf die Frage nach dem Hauptgrund für das Klima knallhart antworten: Die Sonne und die Diskontinuität der Erdrotation. Ich weiß aber mit Sicherheit, dass nicht alle Astrophysiker in der AfD sind!
  • Die Geomorphologen holen ein bisschen weit aus und halten sich vorzugsweise an die Kontinentaldrift. Zugleich sind sich aber alle darin einig, dass die unglaubliche Menge der vom Menschen verursachten Oxydationen vermutlich nicht ganz folgenlos ist. Wie viel das ausmacht, weiß aber (seriös) niemand!

Wer sich (wie Linksgrün) alleine auf das CO² beruft, hat mit dem Bezug auf Deutschland ein Problem, denn das kleine Deutschland ist hier mit gerade mal 2{18423f3510016d69a38748c31b9d3c63e55e56caeb597c341a8ea176480d5299} (weltweit) beteiligt. Garnichts wäre besser, aber wir sind eine Industrienation (noch).

Unser Beitrag zur Weltrettung kann also leider nur sehr gering ausfallen.

Wer die bei uns noch vorhandene Kohle, die wiederzubelebenden Atommeiler und die Einfuhr von Gas für die Sicherung einer sog. Grundlast für unvermeidlich hält, ist übrigens auch nicht zwingend rechtsradikal, weil dies bei nur 19{18423f3510016d69a38748c31b9d3c63e55e56caeb597c341a8ea176480d5299} elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen eher eine Frage der Vernunft ist, sei sie nun rechts oder links oder wegen mir auch liberal.

Bei einer wirklich politisch rechten Partei

muss zudem die Kritik an der EU sehr verwundern, ist doch die EU-Agenda ein die Nationalstaaten überwinden (und damit die Verfassung als Rechtsgrundlage) wollendes globalkapitalistisches Projekt, welches die Entmachtung des Souverän (Global Governance) anstrebt.

Schon lange vor der Existenz der AfD war das absehbar und hätte eine geharnischte Kritik der gesamten europäischen Linken auslösen müssen!

Warum übrigens sollte man als Linker nicht auch eine Reduzierung der Mehrwertsteuer fordern, auch wenn die Chancen hierfür äußerst gering sind?

Auch die sog. CO²-Steuer ist nichts weiter als eine Abzocke der vor allem kleinen und mittleren Haushalte ohne jeden positiven ökologischen Effekt, da ja die Alternativen fehlen. Komisch, dass Teile der Linken das nicht zu erkennen scheinen, denn sonst würden sie das Ansinnen der AfD kaum kritisieren.

Warum auch ist denn die Stärkung des ländlichen Raumes so schrecklich rechts? Ich wohne in einem ländlichen Raum, der sehr wohl der Stärkung bedürfte.

Was den angeschlagenen (und teilweise totgeschlagenen) Mittelstand angeht, so ist es auch kein Sakrileg, ihm ein bisschen helfen zu wollen, es sei denn, man vertritt die Meinung, dass es sich bei diesen Leuten um widerliche Kleinkapitalisten handelt.

Wie soll denn ein linkes Wahlprogramm aussehen?

Dies alles wirft die durchaus dialektische Frage auf, was denn bei aller Kritik an einem rechtsradikalen Wahlprogramm ein linkes sein könnte oder auch sollte?
Das müsste ja irgendwie das genaue Gegenteil sein, wenn ich mich nicht irre.

Man ist wohl auf dem richtigen und tugendhaften Weg, wenn man einen weiteren und möglichst ungebremsten Zuzug vornehmlich muslimischer Migranten aktiv fördert und dies trotz aller Warnungen aus dem Bereich der Wissenschaft und vor allem auch von denjenigen, die ihre Landsleute aus der alten Heimat sehr gut kennen und als zugewanderte säkulare Demokraten hier ihren Platz gefunden haben, um sich dabei als Zuträger für die AfD denunzieren zu lassen.

Linkssein ist dann auch die Leugnung der sehr einfachen Berechnung, dass die sog. Grundlast bei der Elektrizität nicht aus 19{18423f3510016d69a38748c31b9d3c63e55e56caeb597c341a8ea176480d5299} an erneuerbaren Energien zu generieren ist und dass wir in einem solchen Fall sehr teuer (meist Atomstrom) zukaufen müssen.

Zu einer linken politischen Haltung gehört dann selbstverständlich auch, dass der Erwerb einer deutschen Staatsbürgerschaft jedem freigestellt werden sollte, der das gerne möchte und dies selbstverständlich ohne irgendwelche Verbindlichkeiten einzufordern. Das ist dann gewissermaßen ein Deutschsein für alle, so denn dieses die nächste Antidiskriminierungswelle überleben sollte.

Wenn das dann, wenn auch nicht insgesamt sondern partiell, ein alternativer linker Entwurf ist, dann müssen wir den Sozialismusbegriff anpassen und neu definieren, zumal die neuen Begriffsdefinitionen gerade Konjunktur haben.

Der Sozialismus ist dann wohl eine Gemengelage aus kulturvergessener Toleranz und einem Respekt für Alles und Jedes, ein bisschen Klimaaktivismus, Antimilitarismus, Multisexismus, Energieneutralismus, Gender-Mainstreaming, Egalitarismus, sowie ein bisschen mehr Umverteilung.

Mag sein, dass es dann irgendwann noch für eine Rückkehr zur nicht mehr entfremdeten Landwirtschaft reicht, aber ich denke eher, dass sich die Chinesen kümmern werden und dann haben wir wenigstens einmal eine große kommunistische Partei mit einem lebenslangen Vorsitzenden.

Auf gehts Genossen und Rot Front!

Michael Mansion


Anhang

Der Beitrag um den es hier geht: Mit Weidel und Chrupalla auf scharfem Rechtskurs