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„Die düstere Welt enthemmter Männer“ – Feindbild Mann

Eine Antwort von Michael Mansion auf die Spiegel-Titelstory (Spiegel 07/21) „Die düstere Welt enthemmter Männer – Feindbild Frau„.
(Inhaltsverzeichnis)

Sehr geehrte Redaktion,

ein Freund von mir fand beim Entrümpeln das Buch Der dressierte Mann“ von Esther Vilar (1971) und empfahl es mir in 68er Erinnerungen erneut als Lektüre.

Anlässlich Ihres Titels auf Heft Nr. 7, war es in der Tat sehr wohltuend, sich mit den Erkenntnissen der Medizinerin und Soziologin Vilar mal wieder auseinanderzusetzen, zeichnet sie doch augenzwinkernd ein sehr vielgesichtiges Bild einer Positionierung der Frauen in der Gesellschaft.

Dies übrigens zu einer Zeit, als man noch von einer Qualität des kontroversen gesellschaftlichen Diskurses sprechen konnte, der ja schon seit längerer Zeit garnicht mehr stattfindet.
Das erklärt auch Beiträge wie den Ihren, denn der Anteil von Entfremdung vom realem gesellschaftlichen Sein muss groß sein, um eine Sicht zu erzeugen, die ein „Feindbild Frau“ vor dem Hintergrund einer dunklen und enthemmeten Männerwelt entstehen lässt.

Man macht als Mann bekanntlich mit unterschiedlichen Frauen die unterschiedlichsten Erfahrungen. Da gibt es die sog. „Seelchen“ und die „Power-Frauen“ und selbstverständlich gibt es noch etwas dazwischen und in beiden Sphären auch eine ganze Menge von Ärgerlichkeiten auf beiden Seiten.
Die kann man einige Zeit lang aushalten oder eben auch nicht. Für ein Feindbild reicht das aber gemeinhin eher nicht.
Selbst unsere neuen Mitbürger, die ihre Frauen gelegentlich mit dem Segen des Propheten verprügeln, entwickeln ihnen gegenüber kein Feindbild. Ganz sicher nicht! Zumindest so lange nicht, wie diese ihren Acker nicht fremd bestellen lassen.

Nun kennt natürlich jede Epoche ihren Zeitgeist, der bei genauerer Betrachtung eher nur ein Trend ist und in diesem Trend liegt aktuell auch die Tendenz, Frauen wie verfolgte Minderheiten behandeln zu wollen.
Empirisch ist hierfür zwar keine Begründung ausfindig zu machen, da ihnen bei fachlicher Eignung kein gesellschaftlich relevantes Amt versperrt ist, wenn sie denn nicht die Mutterschaft als Alternative auch längerfristig vorziehen. Beides zusammen ist – da biologisch präformiert – leider schwierig.
Der Gedanke, dass auch Männer unter bestimmten und besonderen Umständen gebärfähig sein könnten, hat schon Biologen und Chirurgenrunden belebt und könnte zu einer Transgenderlösung führen, für die wir in weiser Voraussicht schon die semantischen Voraussetzungen geschaffen haben und entschlossen durchsetzen.

Die zentrale Frage ist derweil, ob eine Befreiung vom Gebärzwang den Frauen endlich einen Weg aus der dunklen Männerwelt weist, auf dass sie — Ja was eigentlich?

Historisch betrachtet ist ihr Anteil (abgesehen vom Gebären) an einer zügigen Entwicklung der unser Leben sehr verbessernden technischen Entwicklung mehr als gering.
Wären wir auf ihren, also den weiblichen Anteil angewiesen, so befänden wir uns vermutlich irgendwo in der frühen Bronzezeit — wenn überhaupt!

Und bei der Baukultur, der Musik, der Literatur und der Philosophie? Da lassen sich die herausragenden Leistungen an den Fingern einer Hand abzählen.

Das ist übrigens keineswegs so schrecklich wie es sich anhört. Wir wissen nämlich zugleich, dass sie ihre Männer stets bei Laune gehalten haben, was deren Schaffenskraft z.T. erheblich beflügelte. Manchmal auch nicht, aber das lassen wir mal.

Dieses freundliche Verhalten war für sie selbst stets auch von großem Nutzen, wie Esther Vilar spitzfindig und sachkundig in den bewegten 70ern festgestellt hat.

Wenn man sich mit solcherlei Erkenntnis befrieden kann, entstehen keine Feindschaften, zumal sich bekanntlich mit Feinden in einem Bett nur schwer auskommen lässt.
Man kann sie aber auch bedarfsgerecht konstruieren und baut dabei wie die Spiegel-Redaktion gleich noch eine Brücke zum aktuell angeblich allgegenwärtigen und alles vergiftenden Hass, der allerdings in dieser eher lammfrommen Gesellschaft nur schwer oder fast ausschließlich im Umgang mit der politischen Opposition zu verorten ist.

So er sich aber doch mal in das zwischenmenschliche Mann-Frau- Verhältnis einschleicht, so ist das altbewährte Mittel freundlichen und freudigen Begattens sehr zu empfehlen, was eine gewisse Enthemmung auf beiden Seiten voraussetzt und eben nicht nur bei Männern, weil sonst… — aber Sie werden das kennen — ob mit oder ohne Hemd und Hose (wg. der Enthemm(d)ung).

Unsere peinlichen Verwandten machen das in den verbliebenen Urwäldern nämlich auch so, was ein gewisses Entgegenkommen der Weibchen voraussetzt, wie man dort zweifelsfrei beobachten kann. Im Mann-Frau-Verhältnis setzt das allerdings voraus, dass man sich von gewissen Bildern befreit, die ein absurder Zeitgeist setzt, dessen Substanz auf Geschichtsvergessenheit und Kulturrelativismus gründet. Sein Ziel ist die Umwidmung von Gesellschaft in ein (gehemmtes) Konstrukt aus Schuld und Unterwerfung.

Mit den besten Grüßen


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