Hütet euch vor dem Schimpfen auf Russland!
Die Briten töten euch!

von Thea Hinrichs

Einer der Nowitschok-Entwickler Wladimir Uglew wurde am Dienstag in der südrussischen Stadt Anapa von einem Auto erfasset. Das Auto soll mit voller Drehzahl auf Uglew zugerast sein. Der Forscher sei mit einer Kopfverletzung ins Krankenhaus geliefert worden.

Der Zwischenfall hat sich auf dem Höhepunkt der internationalen Affäre um die Vergiftung des Doppelagenten Skripal ereignet. Kürzlich hat Uglew ein Interview dem britischen Sender BBC gegeben, in dem er Einzelheiten des Nervengiftprogramms in der Sowjetunion enthüllt und auf Russland als den Täter hingewiesen hat. Dass der beschriebene Unfall ein gescheiterter Auftragsmord Im Interesse Putins ist, unterliegt keinen Bedenken.

Jedoch nur auf den ersten Blick. Nun stell dir mal vor: du bist Präsident eines riesigen Landes und man wirft dir vor, Skripal ermorden zu wollen. Wie sehr du auch versuchst zu beweisen, seine Vergiftung sei nicht deine Schuld, glaubt dir keiner. Je weiter, desto ärger: Die wichtigsten Staaten weisen deine Spione Diplomaten aus; du wirst durch Sanktionen immer mehr unterdrückt; die Betriebe, die dir den Löwenanteil des Gewinns sichern, werden zurückgedrängt; die Offenbarungen des Forschers haben all deine Versuche, sich zu rechtfertigen, untergraben. Und um diesen dunklen Fleck auf der weißen Weste zu entfernen, versuchst du …den Forscher durch den Unfall zu ermorden?

Damit hätte Russland die Vorwürfe aus London offen zugegeben.

Putin ist aber nicht auf den Kopf gefallen: die gesamte Schuld an einem vorsätzlichen Mord oder Gesundheitsschaden würde unvermeidlich Russland zugewiesen. Regimekritiker umzubringen ist außerdem einfach nicht Putins Stil.

Beispielweise wurde Nawalny mehrmals festgenommen, ein Umweltaktivist wurde zu drei Jahren Haft wegen seiner Kritik an den Olympischen Winterspielen in Sotschi verurteilt. Sie sind doch nicht getötet worden im Unterschied zu Beresowski, Litwinenko, Skripal. Vielmehr scheint ein Mord der britischen Stil zu sein. Man könnte wohl einwenden: nee, Großbritannien hätte nie einen Mensch in der weit vom Schuss liegenden russischen Anapa verfolgt. Doch ist Salisbury für Russland genauso nicht gleich um die Ecke.

Für London ist es offenbar günstig, wenn jemand Russland tadelt. Da kann er aus dem Weg geräumt werden, während alle die Verantwortung dafür Putin zuschieben werden, ihm glaubt sowieso keiner.

Hütet euch vor’m Schimpfen auf Russland, die Briten werden euch töten!