Glosse - Satire - Faktum Magazin

Die Endlösung der Frauenfrage - #metoo

Die Endlösung der Frauenfrage
– #metoo

Männer, ihr wollt Frauen besser behandeln?

fragt Hanna Lauwitz bei der Zeit.

Wie üblich wird natürlich nicht erklärt, wieso man Frauen besser behandeln sollte; das wird einfach unterstellt. Ebenso wie unterstellt wird, dass Frauen im Allgemeinen schlecht behandelt werden – oder dass ich das täte. Toll. Ein Artikel, der sich an Männer per se als böse Täter richtet. Überhaupt nicht männerfeindlich oder so – nein, Männer sind böse, Frauen arme Opfer, natürlich. Arme Opfer wie Hanna, „Travelette“ und hat „ziemlich viel“ studiert. Das arme Hascherl hat also bis Januar diesen Jahres nie gearbeitet (wenn man denn das Abschreiben eines englischen Artikels jetzt als „Arbeit“ sehen will), so unterdrückt sind Frauen.

„Danke, Schatzi!“,
„Na, hast du mal wieder deine Tage?“,
„Ich mag ja Frauen, die knien!“

Gehört? Wer sagt denn #3? Also, ich natürlich, aber das ist doch eher… naja, egal.

Dann haben Sie Sexismus erlebt.

Merke: Es ist sexistisch, es cool zu finden, dass sich die Stewardessen bei Thai zum Aufnehmen der Bestellung hinknien und nicht herablassend auf einen runterbrüllen. Das ist nicht etwa der Kundenservice einer der besten Airlines der Welt, das ist Sexismus. Dass die Kellner bei meinem levantinischen (das ist da, wo gerade der IS haust) Lieblingsrestaurant das auch machen, ist natürlich kein Sexismus, nehme ich an. Aber man sitzt halt auf dem fucking Boden.

Die Hashtagaktion #MeToo auf Twitter zeigt gerade, wie allgegenwärtig sexistische Sprüche sind, nicht zuletzt im Arbeitsleben.

Wenn es allgegenwärtig ist, ist es normal. Wie… Regen. Regen mag auch keiner, aber Regen ist für z.B. Pflanzen wichtig. Sexistische Sprüche sind – analog – nicht unbedingt schlecht.

Laut einer Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes haben 39 Prozent der Frauen im Berufsalltag schon Kommentare und Witze mit sexuellem Bezug gehört.

… und 47{18423f3510016d69a38748c31b9d3c63e55e56caeb597c341a8ea176480d5299} der Männer. Frauen scheinen eher öde Jobs ohne Interaktionskultur zu wählen. Traurig.

Liebe Männer, ihr solltet euch diese Ideen also zu Herzen nehmen – und das nicht nur im Job

„Also“. Aber… ich bin einer von den 47{18423f3510016d69a38748c31b9d3c63e55e56caeb597c341a8ea176480d5299} Männern, die sowas im Job hören durften. Und das „Problem“ ist bei Männern – also, wenn es denn ein Problem ist – viel ausgeprägter. Warum benehmen sich die Frauen denn nicht erstmal, wenn sie keine Retourkutsche vertragen? Und warum vertragen die sie nicht? Ist doch lustig?!

Wenn du an einem Meeting teilnimmst und siehst, dass nur Männer anwesend sind, mach dich dagegen stark.

Warum? Weil wir in unseren ansonsten produktiven Meetings eine Quotenfrau brauchen? Ne, danke.

Die Frau und die Kommunikation

Wenn ein Mann eine Frau unterbricht, steh für sie ein. Sage: „Hey, sie hat etwas gesagt.“

Frauen können ganz offensichtlich selbst sprechen. Männer hören übrigens – im Gegensatz zu Frauen, die das immer über Männer behaupten – auch zu (also, inhaltlich; formales Zuhören bei unendlicher Repetition einer schon ursprünglich idiotischen Aussage ist natürlich mehr ein Frauending). Wenn ein Mann eine Frau (oder irgendwen) unterbricht, hat das also meistens einen Grund. Ich werde mich da nicht automatisch auf die Seite der Frau stellen, wenn sie sich gerade zum Affen macht; ich mache das nur, wenn sie Recht hat – was eher selten ist. Und dann werde ich nicht sagen, „sie hat etwas gesagt„, sondern „lass sie halt mal ausreden, deine Idee ist ja nun Scheiße„. Ich nehme aber an, dass Frauen, die sowas fordern, normalerweise die mit den Scheiß-Ideen sind, nur dass ihnen das höflicherweise niemand sagt und man ihren Unsinn einfach übergeht.

Bezeichne Frauen im beruflichen Kontext niemals als hysterisch.

Und wenn sie aber doch hysterisch sind? Was mache ich dann? Es ignorieren? Weil?

Berühr keine Frauen, die du nicht kennst – und ganz ehrlich: Wenn du das generelle Bedürfnis hast, irgendwelche Frauen anzufassen, frag dich, warum.

Das ist eine einfache Frage: Frauen fühlen sich so schön weich und zart an. Also, nicht irgendwelche, natürlich; eher die jungen und attraktiven. Ist das für Frauen jetzt ernsthaft verwunderlich, die Antwort auf die Frage? Und „berühren von Frauen, die man nicht kennt“ – sammal; es ist absolut nicht in Ordnung, beliebige Frauen zu betatschen, nur weil man sie kennt. Was ist denn das für ein Maßstab?!

Hast du das Gefühl, Frauen schulden dir etwas?

Ja. Meine letze Kundin zahlt bis Februar in Raten.

Das tun sie nicht.

Doch?! Wirklich!

Penisbider und angemessene Kleidung

Schicke einer Frau keine Bilder von deinem Penis. Es sei denn, sie hat darum gebeten.

Ich werde mit Sicherheit keine Bilder von meinem Penis an irgendwelche Frauen schicken. Ich werde auch mit absoluter Sicherheit gar nichts mehr an Frauen schicken, die Bilder von meinem Penis haben wollen. Sammal.

Erlaube dir keine Schlüsse über die Intelligenz von Frauen, ihre Fähigkeiten oder ihre Wünsche nur aufgrund ihrer Kleidung.

Oh doch. Es hat etwas mit der Fähigkeit, sich angemessen zu kleiden zu tun, und das ist eine Frage der Intelligenz, zu sehen, was angemessen ist. Und Wünsche kann z.B. ein T-Shirt mit der Aufschrift „Feminist“ bei einer Kellnerin ausdrücken – das bedeutet „ich bin eine starke, unabhängige Frau und brauche kein Trinkgeld„.

Natürlich sollte diese Liste auch für Frauen gelten.

Ach – jetzt plötzlich, ganz am Ende? Na, dann freuen wir uns auf die ganzen Gleichstellungsbeauftragten, die bei ihrem nächsten Meeting dagegen protestieren, dass da keine Männer sind, gell? Bis dahin halte ich euch für bigotte Lügner.

Weiter geht’s in Englisch:

Talk to your friend who is “kind of a creep” at work.

Meine Freunde sind keine „creeps“.

Don’t talk over women.

Ich habe aber keine Lust, mir unendlich lange Ausführungen zu nichts anzuhören. Auch nicht von Frauen. Ich unterbreche da auch Männer. Das ist also nicht sexistisch, das ist nur allgemein – ungeduldig.

Learn to read a fucking room.

Alle, die keine Gedanken lesen können, sind widerliche Sexisten. Also – alle.

Don’t use your “feminism” as a way to get women to trust you. Show us in your day-to-day life, not in your self-congratulatory social media.

Ist das – äh – ein ernstes Problem? Funktioniert das? Nicht, oder? Ich meine… Prust.

If a woman says no to a date, don’t ask her again.

Das ist eine sehr ambivalente Empfehlung und hat nichts mit Sexismus zu tun. Das muss auch nicht unbedingt eine gute Idee sein oder das sein, was die Frau will. Sollten wir nicht oben noch Gedanken lesen können? Guck – muss man halt können!

If a woman has not given an enthusiastic „yes“ to sex, back the hell off.

Was macht das in einer Liste zu Alltagssexismus im Büro? Okay, freilich, ich war lange nicht mehr in einem „üblichen“, langfristigen Bürosetting, aber – ist das da jetzt so, dass man am Kopierraum eine Socke an die Türklinke hängt, wenn man da vögelt? Zu meiner Zeit machte man das halt erst nach den normalen Bürozeiten…

If a woman is really drunk, she cannot consent to you and she also cannot consent to your buddy who seems to be trying something. Your buddy is your responsibility, so say something and intervene.

Nein. Es ist meine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass mein betrunkener Kumpel gut nach Hause kommt. Es ist also die Verantwortung der Freunde der betrunkenen Schlampe, was mit ihr passiert. Und keine Sorge, wenn die nicht gut aussieht und er es am nächsten Tag bereuen würde, sage ich schon was. Am nächsten Tag, natürlich. Und die vier Wochen danach.

If you do the right thing, don’t expect praise or payment or a pat on the back or even a “thank you from that woman”. Congratulations, you were baseline decent.

Das ist so ein grundlegendes Problem, was Frauen nicht zu verstehen scheinen: Wenn ein „Danke“ zuviel für das ist, was getan wurde, dann macht man „das“ halt nicht mehr – für undankbare Leute macht niemand gerne was. Das ist, denke ich, die im Titel angesprochene „Endlösung der Frauenfrage“ – wenn man sie nicht poppt, behandelt man sie halt wie Männer – reziprok, und wenn da nichts zurückkommt, macht man halt gar nix mehr. Blöd für die Frauen, aber mei – ihr Problem.

Involve women in your creative projects, then let them have equal part in them.

Ich suche noch Frauen für mein Kunstprojekt „Shibari vs. Western Style Bondage.

Don’t make misogynistic jokes.

Frauen verstehen die nämlich nicht.

Don’t expect women to be “nice” or “cute” and don’t get upset when they aren’t those things.

Ich erwarte von allen Menschen, dass sie „nice“ sind. Der Rest kann mir gestohlen bleiben. Das regt mich auch nicht auf; ich behandle die dann halt entsprechend. Das regt mehr die auf…

Pay women as much as you pay men.

Ich bezahle nach Arbeitsleistung, nicht nach Geschlecht. Sollten alle machen – oh, tun sie, deswegen gibt es ja den „Gender Pay Gap“.

If a woman tells you that you fucked up, and you feel like shit, don’t put it on that woman to make you feel better. Apologize without qualification and then go away.

Das ist dann so ein Punkt, wo ich mich frage, welcher Mann ever dieses Problem hatte. Frauen – klar, aber – ah, Projektion.

Don’t punish women for witnessing your vulnerability.

Hä?

Don’t get defensive when you get called out.

Listen and Believe, vor allem bei blöden und unhaltbaren Anschuldigungen. Fickt euch.

Don’t need to literally witness a man being horrible in order to believe that he’s horrible. Trust and believe women.

Vergessen Sie vor allem alle alten Weisheiten wie „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Machen sie besonders ihre Karriere von Frauen abhängig. Frauen sind nämlich inhärent vertrauenswürdig und würden niemals lügen, auch nicht bei „bis dass der Tod uns scheidet“. Freilich.

Don’t use your power to get women’s attention/company/sex/etc.

Frauen, bei denen das funktioniert, sind sowieso Schlampen. Da stimme ich mit der Autorin überein und würde lieber eine Nutte nehmen – ist unterm Strich billiger, vollkommen stressfrei und vor allem geht die danach wieder, ohne mein Haus, Auto und Boot mitzunehmen.

Be aware of your inherent power in situations and use it to protect women, especially via talking to other men.

Kennt ihr die Dark Forest – Theorie?

Der Trick ist folgender: Du weißt bei Fremden nie, ob sie freundlich oder feindlich sind. Wenn Du also auf Nummer sicher gehen willst, hältst Du Dich von Fremden fern. Oder aber – wenn Du einen Fremden triffst – bringst Du ihn sicherheitshalber sofort um. Da diese Maxime für alle gilt, ist es keine gute Idee, in einem dunklen Wald mit einem hellen Feuer auf sich aufmerksam zu machen.

Oder halt seine Titten und den halben Arsch rauszuhängen.

Habe ich jetzt meine „inhärente Macht“, also Intelligenz, brav genutzt, Frauen zu beschützen? Ich meine nur – wenn die nicht zuhören, ist das doch dann ihr Problem, oder?

Stop thinking that because you’re also marginalized or a survivor that you cannot inflict pain or oppress women.

Als Raucher bin ich natürlich Teil einer marginalisierten, ausgebeuteten und unterdrückten Randgruppe. Aber natürlich weiß ich, wie man Leuten wehtut. Nur das mit dem Frauen unterdrücken muss ich noch ein bisschen üben. Aber ernsthaft – wer denkt denn, dass er das nicht kann? Frauen und Pudel? Joah…

If women’s pain makes you feel pain, don’t prize your pain above hers, or make that pain her problem.

Reden wir jetzt über S/M-Spielchen oder über Psychoterror? Wenn letzteres: Ich halte es für eine Unverschämtheit, Frauen einen Freibrief dafür ausstellen zu wollen, andere Leute zu terrorisieren. Das ist genau der Grund, warum immer mehr Männer nichts mehr mit Frauen – natürlich primär „solchen“ Frauen – zu tun haben wollen – sie haben es nicht verdient, sind (siehe oben) sowieso undankbar und insgesamt billige Schlampen.

Mei. Jedem das Seine.


Nachtrag: Der Danisch war schneller.

Der Artikel erschien zunächst bei Lollipops for equality.