Lupe - Krebs - Faktum

Ein Beitrag im Tagesspiegel

„Einzeltäter“ als Teil einer Jungenkrise

Amokläufer sind in der Regel Einzeltäter. Aber sie gehören zu einem größeren Problem. Wir müssen uns um Jungen kümmern – und brauchen ein anderes Männerbild.

Ein Gastkommentar von Walter Hollstein im Tagesspiegel:

Über Amokläufe, Suizide und eine einseitige Frauenpolitik.

Erfurt, Nickle Mines, Emsdetten, Tuusula und Kauhajoki. Winnenden oder Newtown, Oslo und jetzt München – das sind Beispiele von Amokläufen der vergangenen fünfzehn Jahre – und es sind längst nicht alle. (…)

Klar, das alles sind jeweils Einzeltäter. Aber als Einzeltäter sind sie die Spitze des Eisbergs, der „Jungenkrise“ heißt. In der Kriminalstatistik sind Jungen sechzig Mal öfter vertreten als Mädchen; psychische und psychosomatische Störungen sind bei Jungen achtmal häufiger; ihr Anteil in Förderschulen und Institutionen für Verhaltensauffälligkeiten beträgt zwei Drittel; dreimal so viele Jungen wie Mädchen sind heute Klienten von Erziehungsberatungsstellen; im Durchschnitt sind mittlerweile alle Schulleistungen von Jungen schlechter als die der Mädchen; Alkohol- und Drogenprobleme von Jungen nehmen dramatisch zu; die zweithäufigste Todesursache von männlichen Heranwachsenden ist der Suizid, wobei sich Jungen mindestens sechsmal häufiger selber umbringen als Mädchen im gleichen Alter. (…)

Anschläge von Islamisten kann man hier nicht nicht einordnen. Islamisten kommen allesamt aus einer Gesellschaft, in der Männlichkeit einen anderen verzerrten Stellenwert hat.

Walter Hollstein nennt hier Fakten wegen denen es u. a. NICHT-Feminist gibt. Geht es einem Geschlecht schlecht, färbt dies auf das andere Geschlecht ab. In einer Gesellschaft braucht das eine Geschlecht das andere. Eine einseitige Frauenpolitik ist daher abzulehnen.

In den vergangenen vierzig Jahren hat sich die Politik auf die Förderung von Mädchen und Frauen konzentriert; dass es noch ein anderes Geschlecht gibt, geriet dabei in Vergessenheit. Wenn wir weitere Katastrophen verhindern wollen, müssen wir uns überlegen, wie wir unseren Jungen neue Ziele, konstruktive Wege und ein anderes Männerbild vermitteln können. Ansonsten können wir auf den nächsten Amoklauf warten.