Viel Aufregung über eine App, die es noch gar nicht gibt: Mithilfe von Peeple sollen Menschen andere bewerten können. Was kann da schon schiefgehen?

Eine solche Frage kann nur eine Frau stellen. Oder ist die Frage rhetorisch?

Eins ist aber sicher: Nicole McCullough und Julia Cordray, die Erfinderinnen der App Peeple kann man nicht zu den hellsten Köpfen zählen. Vielleicht sind ihnen andere Menschen mit ihren Gefühlen auch gleichgültig. Wer weiß?

Menschen sollen andere bewerten: Kollegen, Freunde, die Nachbarn, den Babysitter. Auch frühere romantische Bekanntschaften bekommen Sterne von eins bis fünf und entsprechende Kommentare, sichtbar für alle anderen Nutzer der App. Das wird sicherlich nicht zum Umsturz der Gesellschaft führen, die Empörung im Internet ist Peeple aber schon jetzt sicher.

Es geht hier nicht darum, dass man bewertet wird. Es geht um die Sichtbarkeit dieser Bewertungen und es geht darum, dass einer App und damit einer Organisation/Firma einfach mal eben so die Handynummern der Bewerteten mitgeteilt wird.

Peeple will, anders als Bewertungsplattformen wie etwa Yelp, keine anonymen Einträge zulassen. Deshalb müssen die Nutzer mindestens 21 Jahre alt sein und einen Facebook-Account haben, der mindestens seit sechs Monaten besteht. Wer eine andere Person bewertet, muss angeben, woher er sie persönlich kennt und in welcher Beziehung er zu ihr steht, also ob er sie beruflich oder privat näher kennt. Um den Bewerteten in die Datenbank aufzunehmen, muss man dessen Mobilfunknummer angeben.

Wenigstens kennt man aber dann den Schuldigen, wenn sich depressive Menschen wegen allzu negativer Bewertungen selbst ins Jenseits befördert haben.

Hier fangen die Probleme an – nicht nur hinsichtlich des Datenschutzes. Zum einen sammelt Peeple auf diese Art und Weise Namen und Telefonnummern, ohne die Kenntnis ihrer Besitzer. Zum anderen werden Personen praktisch gezwungen, sich ebenfalls anzumelden, um sich verteidigen zu können. Bewertungen von zwei Sternen oder darunter werden nämlich zunächst für 48 Stunden in eine Warteschleife verschoben, wo Sterne-Vergeber und Empfänger intern darüber diskutieren können. Einigen Sie sich nicht auf eine höhere Punktzahl, kann die bewertete Person zumindest einen öffentlichen Kommentar hinzufügen.

Die Entwicklerinnen erzählen nicht, wie sie feststellen wollen, ob und wie sich bewertende und bewertete Person kennen. Außerdem glauben sie an das Gute im Menschen. Man muss allerdings nur einmal die Nachrichten gucken, um festzustellen, dass es mit dem Guten im Menschen nicht allzu weit ist. Die Wahrheit ist eine andere: Den Entwicklerinnen sind die Gefühle von Menschen egal und sie denken an ihren eigenen Gewinn.

Was waren das noch Zeiten, als fast nur testosterongesteuerte Affen Apps entwickelt haben. Jetzt ist halt das empathische Geschlecht an der Reihe. Dass es keinen feministischen Aufschrei gibt, verwundert wenig.

Zeit: Peeple: Zwei von fünf Sternen für die Ex | ZEIT ONLINE

Früher gab es den Pranger, bald gibt es Peeple.