Genderwahn - Faktum Magazin

Die WOZ – eine Schweizer Wochenzeitung – bereichert uns mit einem wunderbaren, objektiven Artikel aus der Welt der Gender Studies. Franziska Schutzbach beglückt uns mit diesem Meisterwerk an Pressefreiheit und investigativem Journalismus! …nahezu ideologiefrei… Nahezu, wenn der Artikel nicht wäre.

Wer aber ist die wunderbare Autorin Franziska Schutzbach?

Franziska Schutzbach lehrt und forscht am Zentrum Genderstudies der Universität Basel 
und ist freie Autorin. Der Text beruht auf einem Paper mit dem Titel «Vom Antifeminismus zum ›Antigenderismus – Eine zeitdiagnostische Betrachtung am Beispiel Schweiz», gemeinsam mit Prof. Dr. Andrea Maihofer.

Diese Dame beschenkt uns also in der WOZ mit dem Artikel:
Die Vielfalt zum Schweigen bringen

Natürlich ist der Ansatz eine Frau, die ihr Geld durch Gender Studies verdient und dementsprechend von diesen abhängig ist, einen Artikel schreiben zu lassen, der als objektive Darstellung zum Thema erscheint, aus medienwissenschaftlicher Sicht ein eher heiterer Versuch, Stimmung für die Gender Studies zu machen.

Wir mögen aber Stimmung, daher beschäftige ich mich mit den Ausführungen von Franziska Schutzbach. Ich erspare mir jetzt allerdings bösartige Vergleiche von Tyrannen und was diese wohl über ihre eigene Tyrannei zu berichten gehabt hätten. Das wäre polemisch. Das will man ja nicht.

Stimmungsgeladen schauen wir uns doch den Artikel einmal näher an. Zur Einstimmung auf die Vielfalt aber erstmal ein Clip der verdrehten Schwester – Twisted Sister.

So, auf Vielfalt eingestimmt, geht es nun auf zur Betrachtung des objektiven Meisterwerks der Franzi Schutzbach!

Die Geschlechterforschung wird heftig attackiert und als «Genderismus» diskreditiert. Dahinter verbirgt sich ein gefährlicher Antiintellektualismus.

Hier irrt die Dame. Nicht die Geschlechterforschung per se wird „heftig attackiert“, sondern das, was an den Universitäten als Gender Studies gelehrt wird. Die Gender Studies, die an den Unis gelehrt werden, gingen aus der Frauenforschung hervor und sind dementsprechend feministisch. Auch an dieser Stelle wird erneut mit den Begrifflichkeiten gespielt: Geschlechterforschung klingt zunächst sinnvoll und toll! Zusammen mit dem Spiel der Begrifflichkeiten klingt das alles nach einer Menge des sinnvollen Spaßes! Zum Spaß komme ich später.

Warum stört sich Frau Schutzbach am Begriff des Genderismus?

Genderismus reimt sich doch auf Feminismus und schon ein kleiner rothaariger Philosoph sagte einst direkt aus einer Münchner Schreinerwerkstatt heraus:

Pumuckl neckt,
Pumuckl versteckt
und niemand was meckt!

Oh! Das reimt sich ja!
Und was sich reimt ist gut!

 

Betrachten wir die Gender Studies einmal nüchtern und nicht spaßestrunken:

Die Gender Studies sind der verlängerte Arm des Feminismus.

Antiintellektualismus. Die gute Frau hat es mit dem Wort Anti. Antifeminismus, Antigenderismus und nun auch Antiintellektualismus! Warum immer so negativ? Schauen wir mal, was Intellktualismus im Sinne der feministischen Wikipedia überhaupt meint:

Intellektualismus (zu lat. intellectus: ‚das Innewerden, Wahrnehmung, Erkenntnis‘) bezeichnet einerseits eine übermäßige und einseitige Betonung des Verstandes gegenüber dem Willen (vgl. Voluntarismus) und allen Gemüts- und Charakterwerten.

Okay, jetzt habe ich den Spaß verstanden! Intellektualismus beschreibt genau das, was Gender Studies und Feminismus nicht sind! Bei Spongebob gibt es in einer Folge den Gegenteiltag! Frau Schutzbach hat Spongebob gesehen und hat ihren eigenen Gegenteiltag! Es ist doch bekannt, dass die Gender Studies sämtliche empirische Erkenntnisse erfolgreich ausblenden.

Okay, schnell wieder aus der Sponbebobwelt, meldet sie sich mit den folgenden Worten zurück:

Genderforschung ist nicht wissenschaftlich, denn sie verleugnet die biologischen Fakten: Das behauptet eine lose Allianz aus Rechtskonservativen, fundamentalistischen ChristInnen und auch Liberalgesinnten mit zunehmender Resonanz in den Medien.

Uh. Das schmerzt fast schon. Natürlich sind es wieder Fundamentalisten, Rechtskonservative und jetzt auch noch Liberale. Hört man das Wort „rechskonservativ“, weiß man: die Nazikeule liegt gefährlich nah. Es ist immer dieselbe Art der Rhetorik: Sich selbst verpasst man positiv belegte Begriffe wie Gleichberechtigung, Genderforschung, Gleichheit etc., dem politischen Gegner belegt man mit negativ besetzten Ausdrücken (rechtskonservativ, fundamentalistisch, …). Die Rhetorik des Feminismus wird bei allem „Spaß“ immer langweiliger und durchschaubarer.

Immerhin aber hat sie nicht vergessen Christen zu gendern. Früher waren es Christen, nun sind es – Gender Studies sei Dank! – die ChristInnen.

Vor wenigen Tagen schüttete der Evolutionsbiologe Axel Meyer in einem grossen «Tages-Anzeiger»-Interview Wasser auf dieselbe Mühle: Der Einfluss der Gene auf das menschliche Leben beruhe auf «wissenschaftlicher Evidenz» und «statistisch abgesicherten Daten», während die Genderforschung auf «Interpretation», «Philosophie» und «Ideologie» fusse.

Hier ist ein weiteres Beispiel feministischer Rhetorik: Die Setzung von feministischen Anführungszeichen. Früher waren es einmal ironisierende Anführungszeichen, mittlerweile sind es feministische Anführungszeichen. Wer kann sich z. B.  nicht an Bilder einer Anne W. erinnern, auf denen sie diese Anführungszeichen sogar ständig in die Luft malt, um etwas direkt zu diskreditieren? Ja, der Feminismus hat offenbar immer Gegenteiltag. Denn er betreibt genau das, was er all diesen rechtskonservativen, fundamentalistischen und ganz schlimm (!) Evolutionsbiologen vorwirft.

Wir warten nun auf Beweise, dass die „Anführungszeichen-Vorwürfe“ widerlegt werden…

Der fragende Journalist selbst schrieb von «sogenannten Genderforscherinnen». Immer mehr finden die GegnerInnen der Genderforschung zusammen, um das zu bekämpfen, was sie mit dem Kampfbegriff «Genderismus» bezeichnen: Von «Gleichstellungswahn» ist dann die Rede, von einer «genderistischen» Diktatur, deren ProtagonistInnen – Gleichstellungsbeauftragte, Feministinnen, Homosexuelle und Genderforscherinnen – die traditionelle Geschlechterordnung zerstören wollten.

Was an diesem Absatz besonders wichtig ist:
(An dieser Stelle verstehen die sogenannten Genderforscherinnen keinen Spaß!)

Während zunächst von ProtagonstInnen (also beiden Geschlechtern) die Rede ist, geht die gute Genderfrau bei Feministen und Genderforschern ausschließlich von Frauen aus. Gleichstellungsbeauftragte können – zumindest in Deutschland – ausschließlich Frauen sein. An dieser Stelle wird deutlich: Selbst Menschen aus dem Bereich der Gender Studies sehen ihren Bereich als weiblich dominiert und damit als Forschung von Frauen für Frauen. Überall wo Gender drauf steht, ist Frauenförderung drin.

Man kann davon ausgehen, dass Franziska Schutzbach weiß, wie man gendert. Sie wird es bewusst derartig ausgedrückt haben. Sie muss die Homosexuellen von den Feministen trennen, da nicht alles Feministen lesbisch sind. Die Schnittmenge ist aber groß.

Bei genauer Betrachtung wird klar, dass es nicht nur um Geschlechterfragen geht. Beansprucht wird auch die Definitionsmacht über Wissenschaft. AntigenderistInnen reklamieren das Comeback einer Position, die von Wissenschaft erwartet, ein für alle Mal zu beweisen, was wahr ist und was falsch.

Spätestens an dieser Stelle entlarven sich die Gender Studies selbst als unwissenschaftlich. Beim Begriff der Wissenschaft ist keinerlei (feministische oder andere) Definitionsmacht zugelassen:

Wissenschaft ist

zum einen die Gesamtheit des begründeten und überprüfbaren Wissens, das zu einer bestimmten Zeit in der Menschengemeinschaft als gesichert und irrtumsfrei gilt,
zum anderen die Tätigkeit des Menschen, begründetes, überprüfbares, irrtumsfreies, nachvollziehbares Wissen zu erarbeiten und wieder infrage zu stellen (Forschung), dieses Wissen einschließlich seiner Grundlagen sowie den Weg zu diesem festzuhalten (Dokumentation) und es an Studierende zu vermitteln (Lehre).
Forschung, Dokumentation und Lehre erfolgen geplant, zielgerichtet und systematisch.

Die Definitionsmacht ist völlig gegensprüchlich zur Definition der Wissenschaft. Natürlich gibt es die Geisteswissenschaften, diese erheben allerdings auch nicht den Anspruch einer Allgemeingültigkeit, wie es die Gender Studies tun. Aber auch dort wird nachvollziehbar geforscht und gelehrt. Man sollte einmal die Studienverlaufspläne mit Literatur vergleichend neben die Pläne der als wissenschaftlich definierten Studiengänge legen, wenn man es denn kann. Hadmut Danisch versucht seit langer Zeit an nähere Informationen der unendlich intellektuellen Gender Studies zu kommen und hat sogar Klage eingereicht.

Spätestens hier wird deutlich: Von Intellektualismus bleibt bei den Gender Studies nicht viel übrig. Gäbe es Verstand in den Gender Studies, wäre man in der Lage, die Gender Studies verteidigen zu können. Man wehrt sich aber vehement gegen Auskunftsersuchen. Das mag daran liegen, dass man nichts hat, über das man Auskunft geben kann. Oder aber die Inhalte der Gender Studies sind zu kritisch, um sie zu kommunizieren. In beiden Fällen gehören die Gender Studies abgeschafft.

Es folgt eine Menge pseudo-argumentatives Gefasel ohne Belege und Hintergrund. Warum sich überschneidende Fragen der Biologie und der Soziologie der Gender Studies bedürfen, wird gefordert aber nicht erläutert. Als ich studiert habe gab es den Begriff der Interdisziplinarität. Für diese „Interdisziplinen“ brauchten wir keine neue Disziplin. Es haben sich Menschen der unterschiedlichen Disziplinen getroffen und habe hochkonzentriert das Wissen ihrer eigenen Disziplin mit dem anderen geteilt. Es gab keine neue Disziplin, die weder das eine noch das andere richtig beherrschte. Die Frage nach der Wissenschaftlichkeit der Gender Studies ist bereits beantwortet: Sie ist nicht existent.

Sobald eine Antje Lann Hornscheidt anfängt und uns irgendwas über etwas außerhalb der Gender Studies zu erzählen, könnte der Maya-Kalender im Nachhinein doch noch Recht behalten: Die Welt ginge unter. Bisher kam nichts sinnstiftendes aus den Gender Studies. Die einzigen Dinge, die man feststellen kann, sind gesellschafts- und sprachtzerstörend.

Ich überspringe nun ein paar Absätze und komme zur Definition der Gender Studies des Artikels:

Genderstudies
Die Genderstudies sind aus der Frauenforschung entstanden und befassen sich mit der Bedeutung von Geschlecht in Wissenschaft und Gesellschaft. Der englische Begriff «gender» meint die soziale Dimension von Geschlecht – im Unterschied zur biologischen («sex»).

  • Ich deute den ersten Satz einmal korrekt. Frauenforschung hat einen neuen Namen bekommen. Dieser lautet: Gender Studies.
  • Es wird lediglich die soziale Dimension der hypothetischen Gender in den Gender Studies – per definitionem – betrachtet.

Warum also erlauben sich Personen, die die Frauenforschung betreiben und die sich lediglich auf (subjektive) soziale Phänomene beschränken, richtige Wissenschaftler zu kritisieren? Gender Studies sind keine Wissenschaft, erlauben sich aber, begründete, überprüfbare, irrtumsfreie und nachvollziehbare Wissenschaften zu kritisieren.

Wenn Frauenforschung sich mit der Bedeutung der Geschlechter in Wissenschaft und Gesellschaft befasst, ist diese Betrachtung bereits durch die weibliche Betrachtung subjektiv und daher unwissenschaftlich.

Nein, so viel Spaß dürfen wir dann auch nicht verstehen. Wissenschaft blickt nach vorne. Gender Studies blicken lediglich auf die Bedürfnisse einiger weniger in der Gesellschaft und möchten diese Bedürfnisse als allgemeingültig verkaufen. Daher sind Gender Studies auch aktiv schädlich für die Gesellschaft.

Franziska Schutzbach bemüht sich in ihrem Artikel durch pseudowissenschaftliches Geschwafel, objektive wissenschaftliche Kritik zum Schweigen zu bringen. Die Nazikeule liegt sehr nah bei ihr, wenn es ihr um die Kritiker geht. Nur weil jemand etwas als wissenschaftlich mit wohl gewählten Worten verkauft: Wissenschaft kommt ohne Definitionsmacht aus.

Ich bin sogar ohne den Kalauer ausgekommen, was sich auf WOZ  reimt. (Okay, jetzt doch nicht so ganz…)