Gleichheit - Feminismus - Gleichberechtigung - NICHT-Feminist

Im Laufe der Auseinandersetzung werden Feministen mitteilen, dass man „überhaupt nicht weiß, was Feminismus überhaupt ist„. Sie werden einen dazu anhalten „in das Wörterbuch“ zu schauen. Sie verkünden dies in einem Ton der unveränderlichen Endgültigkeit, als hätten sie diese Frage für die Ewigkeit festgeschrieben.
In Ehrerbietung an die Weisheit der Feministen, teile ich nun den folgenden Wörterbucheintrag:

Feminismus: Die Theorie der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gleichheit (equality) der Geschlechter.

Diese Definition ist die Quelle der oft gehörten Behauptung, dass es bei „Feminismus um Gleichheit (equality)“ geht und er versucht die Gleichheit der Geschlechter in der vorgesehenen Form zu etablieren. Wir nennen dies „Wörterbuch-Feminismus„. Wenn man versucht, sich kundig zu machen, was Feminismus wirklich bedeutet, bekommt man ein Minimum geliefert, das jeder Feminist öffentlich bestätigen kann.

Das Problem des „Wörterbuch-Feminismus‚“ ist es, das er nicht außerhalb des Wörterbuches existiert. Aus diesem Grund bevorzugen wir einen pragmatischeren, empirischeren Weg der Erkenntnis. Für uns ist Feminismus nicht nur ein Satz auf der Seite eines Buches oder einfach nur eine Ideologie: Es ist eine Menge von Alltagspraktiken – ein dynamisches Muster von Dingen -, die in der objektiven Welt existieren. Wir sehen und wir benennen es, wenn wir es sehen. Daraus ziehen wir die gegen den Feminismus gerichtete Maxime, das Feminismus das ist, als das wir es definieren. Feminismus ist das, als das wir ihn erkennen. Wir bestimmen, was Feminismus ist.

Es ist nutzlos zu sagen, dass Feminismus sich um Gleichberechtigung dreht, denn offen gesagt: Was ist dieses Ding „Gleichheit (equality)“? Es gibt keine fertige Anwort, die sich eigenständig präsentiert. Wir werden ohne eine zusammenhängende Erklärung stehen gelassen. Das zwingt uns dazu, das Wörterbuch beiseite zu legen und unser Wissen aus unabhängigen Grundlagen auszuarbeiten.

Zu diesem Zweck untersuchen wie die Schwierigkeiten, die aus dem Begriff Gleichheit entstehen.

Ein Aspekt taucht unmittelbar auf; und zwar die Korrektheit des Begriffs in Bezug auf „Feminismus„. Man sieht, dass „Maskulismus“ anstatt des Wortes „Feminismus“ eingesetzt werden kann, ohne die Erfordernisse für „Gleichheit“ zu beschädigen. Beide Ausdrücke passen gleichberechtigt. Vorausgesetzt beide Geschlechter würden in „Gleichheit“ aus der Sache herauskommen, wäre alles gut. (Wie auch immer: Idealerweise sollten beide Begriffe zugunsten eines geschlechtsneutralen Ausdruckes verworfen werden.)

Nur wenn wir voraussetzen, dass eine derzeitige Ungleichheit besteht und diese Bedingung Frauen benachteiligt, nur dann können wir es rechtfertigen, dass man das Wort „Feminismus“ in Bezug auf die „Gleichheitsdefinition“ benutzt.

Allerdings würde nicht jeder die Auffassung akzeptieren, dass Frauen in Ungleichheit leiden. Viele würden diese Vorstellung als problematisch empfinden. Daher ist das Wort „Feminismus“ (wie es das Wörterbuch definiert) belastet. Es ist Gaunersprache, die versteckte Voraussetzungen in die Diskussion einbringt und einen betrügerisch dazu bringt, ein Stück des feministischen Weltbildes unbewusst zu übernehmen. Wie eine gedankenabbrechende, verkommene Vorstellung fordert es nicht zu erkennenden Prozessen der Entdeckung auf. Um also diese Gaunersprache innerhalb der Wörterbuchdefinition des Feminismus aufzuspüren, sollten wir die Definiton dementsprechen rekonstruieren:

Feminismus: Interessenvertretung für Frauen, da Frauen mit Ungleichheit belastet sind.

Zugegeben: Das sagt uns nicht, was „Gleichheit“ (oder Ungleichheit) wirklich bedeutet.  Es gestaltet aber die Diskussion in einer Art die Unsinn ausschließt und uns befähigt die relevanten Fragen zu stellen. In diesem Sinne sollten wir uns fokussiert auf das Wort „Gleichheit“ selbst fokussieren. Was bedeutet dieses Wort wirklich? Hier wird die Diskussion nun interessant.

Oberflächlich gesehen, scheint „Gleichheit“ der heilige Gral der Feministen zu sein. Obwohl das Wort zentral für die Wörterbuchdefinition des Feminismus ist, ist es fragwürdig, ob Feminismus wirklich Gleichheit zwischen den Geschlechter sucht. Wie auch immer: Lassen wir politische Fragen gerade einmal außer acht.

Der Ausdruck „Gleichheit“ ist zunächst im Bereich der Mathematik zuhause – wir könnten einwenden, dass er daher an jeder anderen Stelle eben nicht zuhause ist. Grundsätzlich bedeutet „Gleichheit“: zwei identische Seiten in einer Gleichung.

Daher: x = x ist eine andere Art „x ist gleich x“ zu sagen.
Einfach ausgedrückt: Alles ist, was es ist. Das ist das Gesetz der Identität, das Gesetz der Gleichheit.

Sehr gut. Der Bereich der Mathematik ist der Bereich der nackten Zahlen, infolgedessen der Bereich der nackten Anbstraktion. Eine Zahl ist lediglich ein konzeptueller Quantifikator. Sie mag eine Überschaubarkeit von Dingen in der realen Welt bringen, aber eine Zahl hat in sich selbst keine zuweisbare Qualität im abstrakten Sinne. Zahlen sind weder heiß noch kalt, feucht oder trocken, traurig oder glücklich, männlich oder weiblich, sozialistisch oder kapitalistisch. Eine Zahl hat keine körperliche Dimension und sie referenziert grundsätzlich nichts.

So lange man sich auf die pure Mathematik oder alles, was man mit mathematischen Regeln behandeln kann, bezieht, so lange ist „Gleichheit“ ein funktionierendes Konzept. Anderenfalls ist es ein umstrittenes Konzept. Der Grund dafür ist, dass es zu einem  hoffnungslosen Pfusch wird, wenn man es auf menschliche Verhältnisse in der Welt der gelebten Realität bezieht.

Gut, das wird die Legionen der konfusen Menschen nicht davon abhalten das Konzept der „Gleichheit“ auf die Welt der gelebten Realität zu beziehen. Sie machen es ununterbrochen.

Die nicht-mathematische Welt ist eine strömende, sich verändernde Welt. Letztendlich ist es eine dynamische Welt. Letztendlich kann man sagen: Sie steht niemals lange still.

In einer solchen Welt, wird „Gleichheit“ zu einer sehr verzwickten, komplizierten Idee. Was bedeutet dies nun im grundsätzlichen Kern? Im grundsätzlichen Kern bedeutet „Gleichheit“ immer Egalität oder Identität. Numerische Mengen auf beiden Seiten einer Gleichung sind immer tatsächlich dasselbe. Beide Seiten sind gleich, anderenfalls stimmt etwas mit der Mathematik nicht.

Die Kernidee der Gleichheit überträgt sich auf die reale Welt, geht aber sehr schnell Bach herunter. Das liegt daran, weil die einzige Möglichkeit, universelle „Gleichheit“ in der menschlichen, sozialen Welt (oder im physikalischen Universum) zu erreichen, die ist, Gleichheit von allen Dingen überall zu erschaffen. Bloße „Gleichheit“ würde zu einem bloßen Nichts führen – zu bloßer nicht-existenz -, weil es die Basis für alle Differenzierungen vernichtet.

Das ist es, was man bekommt, wenn versucht mathematische Ideen über jede Facette der lebendigen Realität herrschen zu lassen. Mathematik ist pure Abstraktion und damit ein großes Nichts, wenn man sie über die reale Welt stülpt. Das einzig logische Ergebnis ist das blanke Nichts.

Die wirkliche Welt ist nicht nur dynamisch und ständigem Wandel unterworfen, sie ist auch ständiger Gegenstand unzähliger Bezugssysteme. Würde man alles dies „gleich“ machen wollen? Dann muss man es flach bügeln und konvertieren… In ein großes… Nichts! Keine Differenzierung gleicht dem Nichts. Das ist das Gesetz.

Nun, wenn Feministen oder andere Leute sich über dieses „Gleichheitsding“ auslassen, dann spielen sie nur mit einem edlen Modewort, dass sie sich warm und flauschig fühlen. Es beschwört strahlende vergeistigte Bilder der Wahrheit, Schönheit und universellen Gerechtigkeit herauf. Dies nennt man den Halo-Effekt.

waageAuf jeden Fall wird in feministischen Aussagen „Gleichheit“ in zwei Formen gebrochen:

  1. Equality of opportunity (Chancengleichheit, Gleichberechtigung)
  2. Equality of outcome (Gleichstellung)

(Anmerkung: Eine Abgrenzung.)

Gleichberechtigung kann erreicht werden, wenn man gesetzlich „gleiche Rechte“ veranlasst, so dass ein jeder auf legalem Weg dieselben Möglichkeiten in Situation X hat. Es geht um „Anti-Diskriminierung“.

Gleichstellung geht tiefer. Das Ziel ist es, die Welt neu zu arrangieren, so dass an keiner Stelle offenkundige Ungleichheiten in Situationen oder im Vermögen auftauchen. Das ist so, als ob jeder das Recht hat, im Obstgarten Früchte zu pflücken, aber mit der Garantie, dass er auf jeden Fall mit derselben Anzahl an Äpfeln nach Hause geht.

Gleichstellung kann nur Realität werden, wenn eine überlegene Macht – etwas wie staatliche Gewalt – in die Geschäftswelt eingreift und entweder die Ernte umverteilt oder einige der Erntenden derartig behindert, dass niemand mehr erntet als alle anderen.

Weiterhin kann Gleichstellung nur real werden, wenn die eingreifenden Kräfte tiefer und tiefer in den Mikrokosmos des Lebens einschneiden, um darauf zu achten, dass die Umverteilung oder die Behinderungen sogar auf die kleinsten Transaktionen angewendet wird. Es gibt keine theoretische Beschränkung für dieses Unterfangen.

Kurz gesagt: Gleichstellung ist grundsätzlich ein totalitäres Projekt. Die Stufe der Kontrolle, die hierfür benötigt wird ist total. Letztendlich erzeugt es die größte Ungleichheit überhaupt, denn die Vollstrecker der „Gleichheit“ werden die gesamte Macht haben und die anderen Leute haben entweder ganz wenig oder gar keine Macht.

Letztendlich gibt es keine ultimative „Gleichheit“ in der realen Welt. Es gibt lediglich endlos umverteilte Ungleichheit. Das ist die Stelle, an der unsere Bemühungen die s. g. „Gleichheit“ zu erreichen, völlig vereinnahmt. Wenn man also „Gleichheit“ anbeten möchte: Sei ein Mathematiker! Auf diese Art stehst Du auf sicherem Boden!

Sprich auch niemals über „Gleichheit“ in einer abstrakten oder freien Art und Weise: Niemals als politische Kampfparole oder als plakative Parole. Jedes Mal wenn Du dieses Wort sagst oder schreibst, sollte direkt ein endliches Projekt oder Vorhaben stehen, von dem Du hoffst, dass präzise sich Bedingungen angleichen. Anderenfalls: Sag es nicht. Das ist die einzige, ehrliche Art, dieses Wort zu benutzen:  Nicht als glitzernde Allgemeingültigkeit, nicht als farbenfroher Regenbogen, sondern als etwas, das unmittelbar und quantifizierbar ist.

Erinnere Dirch daran, dass diese „Gleichheitsding“ von dem so viele Menschen plappern, auf intellektuelle Zuckerwatte und nicht viel mehr hinausläuft. In anderen Worten: Es ist ein süßes Nichts. Wenn also Leute darüber schwafeln: Sie schwafeln über… nichts.

Nun sag mir: Wie wahnsinnig ist es, über NICHTS zu plappern? Halluzination ist keine weise Idee. Wie brauchen Realitiät – je mehr, umso besser.

Übersetzt von wolle jacobs.