Feministische Standardrhetorik

„Dann bist du nicht für Gleichberechtigung?“ – Es nervt!

Es ist eine gängige Taktik:

Man outet sich mutig als Feminismuskritiker oder als NICHT-Feminist und bekommt – wenn es noch einigermaßen freundlich von statten geht –  sogleich die feministische Frage der Fragen gestellt:

„Dann bist Du also nicht für Gleichberechtigung?“

Es wird zwar oft als Frage gestellt, die Unterstellung schwebt aber direkt im Raum: Der böse Feminismuskritiker oder gar NICHT-Feminist ist gegen Gleichberechtigung! In manchen Fällen, in denen es weniger freundlich zugeht, bekommt man den Vorwurf auch direkt „vor den Latz geballert“. Diese Taktik ist aber aus mehreren Gründen sehr schwach.

  1. Feminismus ist kein Synonym für Gleichberechtigung. Das Gegenteil ist der Fall. Durch den Blick, der sich ausschließlich auf die Rechte der Frau beschränkt, ist der Feminismus gar nicht in der Lage seine Ziele auf Gleichberechtigung auszurichten. Feminismus ist auf Gleichstellung ausgerichtet. Dies widerspricht der Gleichberechtigung diametral.
    Gleichberechtigung ist in einer humanistischen Weltanschauung verwurzelt. Feminismus widerspricht dem Humanismus.
  2. Die Taktik des direkten Diskreditierens ist eine typisch feministische Taktik. Der Diskussionsgegner wird zunächst als Gegner der Gleichberechtigung dargestellt. Ist dies geschafft, kommen bekannte Keulen: Die Homophobiekeule, die Nazikeule oder welche auch immer gerade griffbereit ist. (Gibt es Aussagen von Feministen, die man auch mit Transphobie-, Homophobie- oder anderen keulen bearbeiten könnte – man will sich aber nicht der gleichen unfairen Waffen bedienen -, heißt es: Das ist aber nicht mein Feminismus!„)
  3. Gleichberechtigung gibt es schon lange in den Köpfen der meisten Menschen.
    Die meisten Menschen, die mir bisher begegnet sind, haben die Gleichberechtigung für sich schon lange durchgesetzt. Gerade Männer habe ich hier sehr positiv erlebt. Es ist im Gegenteil eher so, dass unter dem Deckmantel der Gleichstellung die Gleichberechtigung immer mehr abgeschafft werden soll.
  4. Es soll schon hier eine feministische Definitionsmacht etabliert werden. Feministen fühlen sich immer in der Position Gleichberechtigung beurteilen zu können. Feministen unterstellen sehr schnell anderen Menschen, das sie nicht für Gleichberechtigung seien.
    Sie sind allerdings entweder verblendet, dass sie nicht erkennen, dass Gleichstellung nichts mit Gleichberechtigung zu tun hat oder sie unterstellen trotz besseren Wissens dem anderen eine Einstellung, die der Gleichberechtigung widerspricht. Beides ist behandlungsbedürftig.

Ich bin es müde, mich in fast jeder Diskussion zu rechtfertigen, ob ich nun für oder gegen eine Gleichberechtigung bin. Ich kann das Wort nicht mehr hören. Ähnlich wie die Begriffe homophob, Nazi, Sexismus oder Frauenfeind hat sich der Ausdruck langsam verbraucht. Er wird ständig überstrapaziert. Die Ersetzung des Begriffs durch den Begriff der Gleichstellung hat ihm den Rest gegeben. Der einst so weiße, positive Begriff ist durch die Ersetzung durch das böse Gegenteil extrem beschmutzt worden. Die Taktik ermüded sich selbst.

Mir sagte mal eine Frau, dass ich meine Liebesschwüre einschränken solle, sie würden sonst ihren Wert verlieren. Das waren weise Worte, die ich erst viel später begriffen habe. Ähnlich – nur weniger positiv – geht es in Feministen zu. Nicht die Liebe ist ihnen so groß, nein, der Hass ist ihnen so groß, dass sie genau diesen Begriff schrecklich inflationär gebrauchen, bis er seinen ganzen Wert verliert.

Kinder und Feministen neigen zur Übertreibung. Kinder provozieren so lange, bis ein Elternteil am Rande des Verlusts der Selbstbeherrschung ist. Feministen sind ähnlich. Feministen begreifen nicht, wann endlich Schluss sein sollte. Hier liegt die Gefahr des Feminismus: Es geht darum, die Macht der Frau unendlich zu erhöhen und es gibt kein wirkliches Endziel. Die Erhöhung der Macht der Frau geht so lange, bis das ganze soziale System zusammenbricht. An dieser Stelle wird sich niemand mehr an das Gerede von Gleichberechtigung erinnern.

Die Gleichberechtigung hat uns schon lange verlassen und sie wird uns auslachen, wenn es darum geht die Suppe auszulöffeln, die uns der Feminismus eingebrockt hat.

Ich werde ab jetzt auf jede Frage, ob ich für oder gegen Gleichberechtigung mit den Fragen „antworten“, wer denn die fragende Person in die Position gestellt hat, über Gleichberechtigung zu urteilen oder nicht. Die Frage ist doch nicht, ob ich dafür bin. Die Frage ist doch eher, ob die Person, die glaubt die (Definitions-)Macht zu haben, andere anzuklagen, dafür oder dagegen ist.

In den meisten Fällen ist die Anklage von Anfang an schuldig.