Feministisches Magazin:

Handlungsbedarf bei Gewalt in lesbischen Beziehungen

Gewalt. Gewalt ist das Thema für Männer. Gewalt geht immer von Männern aus. Sie sind die Täter, aber nicht die Hauptopfer. Die Hauptopfer sind Frauen.

Natürlich nur, wenn man den feministischen Märchen glaubt.

Häusliche Gewalt gegenüber dem Partner geht zu mindestens 50 {18423f3510016d69a38748c31b9d3c63e55e56caeb597c341a8ea176480d5299} (eher mehr) von Frauen aus.
Eine der letzten Studien zu diesem Thema gab es in der Schweiz und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Mädchen in Beziehungen Gewalttätiger sind als die gleichaltrigen Jungs.

Gewalt gegenüber Kindern oder Menschen in Pflege durch Frauen ist ein noch viel größeres Thema. In diesen Gebieten geht die Gewalt fast ausschließlich von Frauen aus. Im Gegensatz zur öffentlichen Meinung töten Mütter mehr Kinder als Väter. Dass die Rolle der Frau bezüglich Gewalt eine andere ist, als die vermittelte, zeigt sich mittlerweile häufiger: Die Rolle der Frau bröckelt.

Bisher ist es dem Feminismus sehr gut gelungen, Zahlen und Fakten zu diesem Thema zu verfälschen, verschwinden zu lassen oder irgendwie zu egalisieren. Daher wundert es nun, dass ein feministisches Magazin über Gewalt in lesbischen Beziehungen spricht.

Gewalt kommt in lesbischen Beziehungen genauso häufig vor wie in heterosexuellen, wird aber weitaus stärker tabuisiert. BETTINA ENZENHOFER sprach mit ANGELA SCHWARZ von der WASt über Nestbeschmutzung und hartnäckige Klischees.

So liest sich der Einleitungssatz im Interview „Ein neuer Anlauf„. Die Gewalt wird hier allerdings schön geredet, da es ein offenes Geheimnis ist, dass die Chance von häuslicher Gewalt betroffen zu sein, in lesbischen Beziehungen am größten ist. Es ist allerdings schon ein Wunder, dass das Thema auf den Tisch kommt.

Als wir Mitte der 1990er-Jahre in der Villa (Community-Zentrum für Lesben, Schwule und Trans*Personen in Wien, Anm.) mit anderen Gruppen über Gewalt in der Szene und Gewalt in Beziehungen diskutiert haben, haben wir ganz lange darüber gesprochen, ob man das überhaupt thematisieren soll. Die Sorge der Nestbeschmutzung gehört zum doppelten Tabu dazu.

Es ist doppelte Nestbeschmutzung: Das feministische und das lesbische Nest wird beschmutzt. Feminismus hat jetzt so lange für die gesellschaftliche Sicht gekämpft und gearbeitet, dass nur der Mann als Täter in Frage kommt, da gehen Hinweise auf Gewalt in lesbischen Beziehungen überhaupt gar nicht. In lesbischen Beziehungen sind ausschließlich Frauen involviert. Nach feministischen Bild dürfte überhaupt keine Gewalt stattfinden. Man untergräbt mit der Thematisierung die eigene jahrzehntelange Arbeit der Verfälschung, der Lüge und der ideologischen Hetze gegen den Mann.

Daher ist es verwunderlich, dass ein feministisches Magazin dieses Thema nun aufgreift.

Immerhin sehen sie einige selbstverurschuldete Ursachen für den Blick auf Gewalt in lesbischen Beziehungen.

Wie lässt sich der Mythos erklären, lesbische Beziehungen wären gewaltfrei?
Ich glaube, das kommt schon auch aus der Gewaltschutzbewegung, in der es um Männergewalt gegen Frauen ging, und wo die Rollen klar waren: Männer sind Täter, Frauen sind Opfer. Es stimmt schon, dass das hauptsächlich so ist. Aber wenn es in einer Beziehung keinen Mann gibt, fällt die Gewalt weg? Es gibt ein gesellschaftliches Bild, vor dem wir ja auch nicht gefeit sind, nämlich, dass Frauen keine Gewalt ausüben.

Weil Frauen so lieb und sanft sind.

Genau, das ist das Klischeebild. Gleichzeitig gibt es das Klischee von Lesben mit Bierflasche in der Hand und rauem Umgangston – und „bei denen gehört es halt dazu“, diese Lastwagenfahrerinnen-Typen, die es so eh nicht gibt. Diese beiden Klischees halten sich: In Frauenbeziehungen kommt Gewalt nicht vor, und wenn, dann geht sie von denen aus, die männlich wirken.

Nun ja, dieses Bild haben lesbische Radikalfeministen selbst erzeugt. Wie selbstverständlich wird aber bemängelt, dass es keine besonderen Anlaufstellen für Lesben gibt:

Das Ausmaß der Beziehungsgewalt ist zwar ähnlich wie in Hetero-Beziehungen, aber dort suchen circa zwanzig bis 24 Prozent der Frauen in irgendeiner Form Unterstützung, in lesbischen Beziehungen machen das gerade mal drei bis fünf Prozent. Das zeigt auch die Hilflosigkeit dem Thema gegenüber und die mangelnden Angebote.

Mal abgesehen von den völlig verfälschten Zahlen und dass erneut nur Frauen als Opfer gesehen werden: Über mangelnde Hilfsangebote können sich Frauen nicht beschweren. Oder ist es tatsächlich so ein Unterschied, welchem Geschlecht der Täter angehört? Hilfsangebote beginnen schon sehr früh: Schon Mädchen bekommen im Gegensatz zu Jungs Hilfsangebote an die Hand gedrückt. Die feministische Lesbe hat ein Problem mit ihrer eigenen Sicht auf das Problem. Es sind auf keinen Fall mangelnde Hilfsangebote.

Das feministische Magazin stellt auch eine Tabuisierung unter den Buchstabenmenschen fest.

Zu den sogenannten Tabuisierungsmechanismen gehört auch, dass LGBT-Medien kaum Artikel zum Thema publizieren. Die WASt hat in einem einjährigen Beobachtungszeitraum verschiedener feministischer und LGBT-Medien (unter anderem auch der an.schläge) keinen einzigen Artikel zum Thema gefunden.
Ja, in dem einen Jahr nicht, aber es ist durch die an.schläge davor schon thematisiert worden. Aber da dachte ich auch: Ich muss mich selbst an der Nase nehmen! Medien brauchen ein vis-à-vis, um es thematisieren zu können.

Wenn man Homoerotik zur neuen Normsexualität machen will, dürfen natürlich keine negativen Aspekte publik gemacht werden. Da muss man kein Genie für sein, um dies zu erkennen.

Als an.schläge-Redakteurin befinde ich mich allerdings in einer Ambivalenz: Es ist wichtig, dass wir Gewalt in lesbischen Beziehungen endlich thematisieren. Weil aber lesbische Beziehungen an sich sonst nicht so prominent im Heft vorkommen, finde ich es auch problematisch, sie nun genau unter dem Gewalt-Aspekt zu thematisieren.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Vorwurf kommen wird: „Sie schreiben eh nicht so viel zu lesbischen Themen und jetzt machen sie einen großen Artikel zu Gewalt.“ Ich finde es wirklich wichtig, dass ihr das macht. Und dass nicht nur Beziehungsgewalt angesprochen wird, wobei diese sicher am meisten tabuisiert ist, sondern auch sexualisierte Gewalt in der Szene, wenn man es Szene nennen kann. Denn auch das ist ein Thema, das nicht sehr gern gesehen wird.

Ist es nicht so, dass die meisten Feministen – zumindest aus politischen Gründen – lesbisch sind? Ist nicht fast die gesamte feministische Kultur letztendlich lesbisch? Sind die Ziele des Feminismus nicht schon kritisch zu sehen und stecken voller Misandrie?

Unter was soll man das Thema Gewalt thematisieren, wenn nicht unter dem Aspekt Gewalt? Vielleicht so:

Bienchen und Blümchen: Auch in lesbischen Beziehungen gibt es mal leicht Haue!

Wäre das Thema dann angenehmer verpackt? Männer werden dämonisiert, bei weiblicher Gewalt versucht man das Thema zu beschönigen und nett zu verpacken. Es wundert mich aber immer noch: Ein feministisches Magazin thematisiert lesbische Gewalt…

Ich glaube, das feministische Magazin wird sich mit diesem Interview keine Freunde gemacht haben. Mir persönlich sind Schritte von Feministen in dieser Richtung egal, weil die Thematik häusliche Gewalt gegenüber Männern immer beschönigt und ausgesperrt werden wird. Feminismus ist letztendlich nicht gut für die Gesellschaft.

Hier wird die Problematik erneut nur auf die Probleme von Frauen begrenzt. Es ist bei Feministen so, als gäbe es Männer nur als Täter und niemals als Opfer.

Man muss als Frau doch Opfer bleiben.


 

Zu lesbischer Gewalt gab es beim Fefe etwas:

Zu der häuslichen Gewalt bei Lesben gab es mehrere Zuschriften. Eine Anekdote will ich mal zitieren, weil sie so völlig das Gegenteil meiner uninformierten Erwartungshaltung war:

Ich habe ein paar Jahre lang Türsteher in einer Disco gemacht, die einmal im Monat einen Lesben & Schwulen-Tag hatte. Bei Schwulen habe ich nie erlebt, daß sich Partner derart gezofft, oder sogar geprügelt hätten. Und das haben die dort anwesenden Kampflesben/Butches sogar quasi-öffentlich betrieben. Es gab nie einen Abend, an dem ich nicht – manchmal mit Hilfe anderer Gäste – dazwischen gehen musste. Gelegentlich wurde sogar der Notarzt gerufen, wegen Platzwunden, Schnittverletzungen durch Glasscherben, ausgerissenen Haarbüscheln, usw. So ein grobes Verhalten und beleidigendes Vokabular, wie bei den Butches, habe ich bei den normalen Discobesuchern am Wochenende nur selten erlebt – das war eine „Alternative Disco“ und da liefen durchaus öfter mal gewaltbereite/extremistische Gestalten und durchgeknallte Drug-Addicts rum.

Auch hier wird „eher angedeutet„, dass Gewalt unter Lesben normal zu sein scheint.