Wer kennt die Aussagen nicht, die immer mit einen „Ich bin ja kein“  oder „Eigentlich bin ich ja für“ anfangen und die mit einem „aber“ fortgesetzt werden:

Ich bin ja kein Nazi, aber…

Ich bin nicht homophob, aber…

Eigentlich bin ich ja für Gleichberechtigung, aber…

oder ganz schlimm:

Ich bin kein Frauenfeind, aber…

Woher kommen diese Formulierungen, die mittlerweile allesamt als Anzeichen für eben die Einstellung gewertet werden, die eigentlich ausgeschlossen werden sollten? Man liest immer häufiger die Aussage, dass genau das, was man nicht sein will, hinter der Aussage steckt. Diese Rhetorik ist doppelt bösartig.

Zunächst einmal ist sie bösartig, weil im Menschen, der sich derartig äußert, vorab das Gefühl erzeugt wurde, dass seine Einstellung kritisch und in eine der Gruppen der Homophoben, der Misogynen oder gar der Nazis oder direkt in alle Gruppen gehört. Es wird eine Stimmung erzeugt, in der normale Einstellungen und Meinungen als reaktionär gebrandmarkt werden.

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Es ist immer feststellbarer, dass sich Menschen nicht mehr trauen, ihre Meinung offen zu sagen, weil sie ansonsten der links-grünen Diskussionskultur auf das übelste als homophob, misogyn und/oder Nazi beschimpft werden. Reaktionär ist man sowieso, wenn man es gutheißt, dass es eine Meinungsfreiheit gibt, die es Menschen erlaubt wegen ihrer Einstellung für das Leben und gegen Abtreibung zu demonstrieren.

Auf die Bösartigkeit normale, gesunde Einstellungen als reaktionär usw. zu brandmarken baut die die nächste Bösartigkeit auf:

Man dreht die Aussage eines Menschen, der sich klar von diesen Vorwürfen abgrenzen will, um und verdreht sie in der Art, dass man ihm unterstellt, dass er eben dies doch aufgrund seiner Aussage sei. Durch die einleitenden Worte wolle man seine Aussage vor diesen Vorwürfen künstlich schützen. Der einzige Grund sich in dieser Art zu äußern, ist aber doch der, dass die Rhetorik der Bessermenschen einem das Gefühl aufgezwungen hat, man könne etwas Böses, Reaktionäres und Rückständiges sagen. Das Gefühl sich abgrenzend äußern zu wollen, ist künstlich erzeugt.

Richtig böse ist es aber, wenn man bedenkt, dass man mit den Beschimpfungen

  • reaktionär
  • homophob
  • frauenfeind
  • Nazi
  • usw.
  • immer nur die verletzt, die es eben nicht sind.

Ein Nazi sagt: „Na klar, ich bin ein Nazi! Ab ins Lager mir Dir!“
oder ein tatsächlich Homophober spricht aus:„Klar, ich hasse Homos!“

Getroffen werden ausschließlich die, die eben nicht das sind, was ihnen vorgeworfen wird. Niemand will als homophob, als Frauenfeind oder als Nazi gelten. Es trifft und es lenkt von der Diskussion ab. Damit hat man aber alle, die einer anderen Meinung sind als die, die eine Minderheitenmeinung vertreten über einen Kamm geschoren. Besonders einfach ist dies, wenn man in sozialen Netzwerken unter seinem realen Namen vertreten ist. Auf einmal heißt es: „Anton Hofreiter ist ein frauenfeindlicher, homophober Nazi!(Natürlich ist er das nicht, er gehört zu jenen, die die Rhetorik der Bessermenschen anwenden.)

Es ist vollbracht:
Die Meinung der Masse wurde diskreditiert; viele trauen sich nicht mehr ihr Recht auf Meinungsfreiheit auszuüben.

Zur doppelten Bösartigkeit kommt allerdings eine weitere hinzu. Heute bin ich schlecht im Zählen. Viele Begriffe werden mittlerweile im Sprachgebrauch völlig falsch verankert. Feministen neigen z. B. dazu, zwischen den beiden Begriffen „Gleichberechtigung“ und „Gleichstellung“ nach Bedarf hin und herzuschalten.

Zunächst spricht man von Gleichberechtigung, um das eigentliche Ziel – die Gleichstellung – zu legitimieren. Gegen Gleichberechtigung ist kaum jemand. Über das Mittel der Gleichberechtigung fühlt sich fast ein jeder positiv angesprochen. Feministische Rhetorik nutzt dies aber aus: Auf einmal werden Ziele der Gleichstellung an die Aussage angehängt. (Das man eine mangelnde Gleichberechtigung oftmals über erlogene Aussagen und verfälschte Statistiken und Studien anmahnt, steht auf einem anderen Blatt.)

Wer aber nicht im Thema ist und nicht weiß, dass feministische Aussagen zumeist auf Lüge beruhen, ist zunächst einmal davon überzeugt, dass man etwas für die Gleichberechtigung tun muss. Feminismus hat von sich selbst das Bild des „besseren Humanismus“ geschaffen. Auf diese Überzeugung baut die feministische Rhetorik auf und bringt die Gleichstellung ins Spiel. Dem Unbedarften Zuhörer mag dies nicht auffällig sein, anderen Menschen allerdings schon. Gleichstellung hat nach wie vor nichts mit Gleichstellung gemein.

Merkt der Mensch – egal ob Frau oder Mann – dann an, dass Gleichstellung nichts mit Gleichberechtigung zu tun hat, greift die geschilderte Problematik: Er (der Mensch!) wird als frauenfeindlich oder gar als Nazi benannt. Er ist in der Diskussion diskreditiert, man lenkt ab. Was der Feminist gerne als „Derailing“ bezeichnet, ist ihm als Mittel gerade recht.

Begriffe innerhalb dieses Derailings – Begriffe zum Ablenken von der eigentlichen Diskussion

  • fundamentalistisch
    Fundamentalistische Moslems werden z. B. immer mit Terrorismus gleichgesetzt. Der ursprünglich neutrale Begriff bekommt eine negative Färbung.
  • christlich
    Der christiliche Glaube wird im Vergleich mit dem Islam immer mehr negativ beurteilt. Zusammen mit dem Ausdruck „fundamentalistisch“ hat man also direkt eine Wertung, die von der eigentlichen Diskussion abweicht. Jemand, der gegen Abtreigung ist, muss zeitgleich kein fundamentalistischer Christ sein. Gegen Abtreibung – also für das Leben – zu sein, ist im humanitären Sinne auch in keinster Weise zu kritisieren. Durch den Begriff „fundementalistischer Christ“ wird vom eigentlichen Thema abgelenkt und der Abtreibungsgegner radikalisiert.
  • reaktionär
    Aus der Wikipedia:
    Reaktion war im 19. Jahrhundert der Sammelbegriff für diejenigen Kräfte, die sich der Fortführung der Französischen Revolution und der Übernahme ihrer Ideen (code civil, Parlamentarismus, Grundrechte und Verfassung, Republik usw.) in anderen Ländern widersetzten.Der Begriff réaction erschien während der Französischen Revolution im Jahre 1789. Er beschrieb allgemein eine Widerstandsbewegung, die sich gegen die von den Revolutionären initiierten Veränderungen stellten und die Rückkehr des Ancien Régimes anstrebten.
    Ist man reaktionär, ist man dementsprechend rückwärtsgewandt und anti-demokratisch.
    Dass aus der franz. Revolution aber die Jakobiner hervorgingen, wird ausgeblendet. Man gehört doch zu den „modernen Jakobinern“, die Bürger durch Gesetze und Verbote zu einem „guten Verhalten“ erziehen zu wollen. Betrachtet man das „gute Verhalten“ genauer, sollte man eigentlich stolz sein, als reaktionär bezeichnet zu werden.
  • homophob
    Über den inflationären Gebrauch dieses Ausdrucks muss man keine großen Worte mehr verlieren. Heutzutage sind alle homophob, die nicht alles tanzend und feiernd auf der Straße begrüßen, was aus den Kreisen der Buchstabenmenschen kommt.
  • transphobie s. o.
  • Sexismus
    Der Feministen liebste Keule. Die Wahrnehmung der Feministen ist eine stark sexualisierte. Dementsprechend wird ebenfalls alles mit Gewalt sexualisiert. Auch wenn es an keiner Stelle überhaupt den Gedanken an Sexualisierung gibt, der Feminist findet irgendwo Sexismus. Die Sexismuskeule ist zwar so langsam abgenutzt, der Feminist wird dennoch nicht müde, sie einzusetzen.
  • Rassismus
    Ähnlich beliebt wie die Sexismuskeule. Es gibt sogar ein Gesetz dazu:
    Godwin’s law (englisch für ‚Godwins Gesetz‘) ist ein Begriff aus der Internetkultur, der von dem Rechtsanwalt und Sachbuchautor Mike Godwin 1990 geprägt wurde. Es besagt, dass im Verlaufe längerer Diskussionen, beispielsweise in Usenet-Newsgroups, mit zunehmender Dauer die Wahrscheinlichkeit, dass jemand einen Nazi-Vergleich einbringt, sich dem Wert Eins annähert. Ähnlich wie Murphys Gesetz enthält es eine sarkastische oder auch ironische Dimension.
    Mittlerweile geht es nicht mehr um längere Diskussionen. Diese Keule wurde sooft eingesetzt, dass sich die Angst vor dieser Waffe derartig eingeprägt hat, dass man Sätze eben mit „Ich bin ja kein Nazi, aber…“ beginnt.
  • und einige mehr.

Diese Art der Rhetorik führt zur Vernichtung jeder argumentativen Diskussion. Wenn Menschen sich nicht mehr trauen, ihre Meinung zu sagen, weil sie mit für sie unangenehmen Begriffen in Verbindung gebracht werden, wenn sie als rückwärtsgewandt, fundamentalistisch oder gar noch schlimmer beleidigend, verletzend als Nazi oder als homophob beschimpft werden, spätestens dann ist es nicht mehr möglich zu diskutieren. Die Meinung wurde nicht zensiert, sie wurde vorab derartig in den Dreck geworfen, dass eine Zensur nahezu überflüssig wird. An der Zensur arbeitet aber unser „Lieblingsfeminist“ Bundesjustizminister Heiko Maas bereits. Bedenklich ist hier zudem, dass Grüne und Linke schalten und walten können, wie sie wollen. Es geht ausschließlich um Meinungen, die der links-grünen Bessermenschenmeinung widersprechen.

Die Zustände werden immer schlimmer. Man traut sich nicht unter seinem tatsächlichen Namen Kritik zu äußern oder aber man traut sich überhaupt nicht mehr, seine Meinung zu äußern. Mittlerweile geht es soweit, dass unliebsame Meinungsäußerungen dem Arbeitgeber mitgeteilt werden und die berufliche Zukunft auf dem Spiel steht.

Ich konnte leider nur ansatzweise die rhetorischen Taschenspielertricks der Bessermenschen – Feministen, Buchstabenmenschen und dergleichen – anreißen.

Ich hoffe dennoch, dass man jetzt über die momentan vorherrschende Diskussionsführung tiefer nachdenkt.

Einige der Taktiken treffen auch auf „gemäßigte Maskulisten“ zu. Ihre Nähe zum Feminismus hat sie eingefärbt.