Hinweis: ich habe mich bei diesem Beitrag durch das Buch „Ideologiekritik am Feminismus“ von Jan Deichmohle inspirieren lassen. Jan Deichmohle weist mich eben auf folgendes hin: „Ich würde allerdings auf den  fehlenden natürlichen Bezug zwischen Frauen und Männern hinweisen, der ein wichtiger Punkt ist, und in Band 1 „Kultur und Geschlecht. Feminismus: Großer Irrtum – schwere Folgen“ genauer erläutert und nachgewiesen wird.“. Dem komme ich hiermit gern nach.

 

Ich hatte hier spontan auf einen Blogbeitrag des Online-Magazins Männer reagiert. Dieser Beitrag präsentiert den Inhalt einer Studie, die eine
Verbindung spezifischer Persönlichkeitsmerkmale zu Homosexuellenfeindlichkeit behauptet. Die Darstellung durch den Autor Paul Schulz ging so vor, dass sie die beiden Ergebnisse der Studie

  1. Ablehnung von Homosexualität ist Ausdruck einer psychischen Krankheit und
  2. Männer sind deutlich homophober als Frauen

als Prämissen für seinen abenteuerlichen Schluss nahm, heterosexuelle Männer seien deutlich psychisch kranker, als Frauen und homosexuelle Männer. Diesen Standpunkt, den man als Heterophobie bezeichnen könnte, hat er später wieder aufgegeben.

Nun hat Arne Hoffmann diesen Punkt wieder aufgegriffen, nicht, um darauf hinzuweisen, dass die Pathologisierung sowohl von Homophilie, als Homophobie ein Irrweg sei. Im Gegenteil, er nimmt die Studie als Bestätigung seines persönlichen Vorurteils, mit Akif Pirincci, männerstreik et al. stimme etwas nicht, da sie Homosexualität für sich nicht akzeptierten:

„Ich bin jetzt nicht gerade baff vor Verblüffung. Diejenigen, die in der Männerszene durch homophobe Kommentare auffallen, aber auch bekannte, homophobe
Autoren wie Akif Pirincci, zeichnen sich auch in anderen Zusammenhängen durch eine starke Aggression und Abwertungen von Menschengruppen (beispielsweise
Zuwanderer und Muslime) aus. Auf der Grundlage dieser neuen Studie kann man dies besser einordnen.“

Einerseits ist man über diese Äußerung Hoffmanns nicht gerade baff, da ihr Inhalt Mainstream ist (z.B. wird der psychisch kranke Breivik als Folgeprodukt der Männerbewegung beschrieben). Andererseits verblüfft es, weil Arne Hoffmann einer Gruppe aufgrund ihrer Äußerungen zur Homosexualität eine Vorstufe zur Psychose attestiert. Denn diese Gruppe gehört zu der größeren Gruppe aller Männer in dieser Gesellschaft, deren ungerechte Behandlung (z.B.Justiz) Hoffmann anprangert. Die Bedürfnisse von Männern würden regelmäßig ignoriert (z.B. mit Suizid als Folge) und ggf. sogar wegtherapiert (Ritalin).
Arne Hoffmann verwahrt sich strikt gegen eine Pathologisierung von Jungen in der Schule, wenn deren Verhalten als aufsässig wahrgenommen wird, ist aber bereit, dieses Erklärungsmuster für Gegner der Homosexualität anzuwenden. Wie ist dieser Widerspruch möglich?

Wir haben hier den sich hartnäckig wiederholenden Fall, dass der Helfer nicht erfreut ist, wenn der zu Helfende sich als undankbar erweist, indem er sich nicht in die Reihe der Diskriminierten einreihen will, sondern selbst diskriminiert, sprich unterscheidet. Allgemeiner gefasst: ist das Motiv des Helfers die Gleichheit, so empfindet er ein Verstoß gegen dieses Streben auf der Seite des vermeintlich Hilflosen als Sakrileg, weil er gezwungen wird, das eigene Motiv der Gleichheit aufzugeben, um selbst eine Diskriminierung gegen dieses Verhalten vorzunehmen. Wenn er dies macht, ist sein Motiv der Gleichheit in Frage gestellt, denn dem Hilflosen wurde ja gerade die Hand gereicht, um ihn in den Zustand der Gleichheit zu bringen. Es wurde unterstellt, er wünschte, aus der Ungleichheit befreit zu werden.

Eine mögliche Strategie zur Vermeidung des Widerspruchs könnte sein, den vermeintlich Hilflosen aus der Gruppe der Hilflosen auszusondern: er ist nun ein Feind der Gleichheit, der Sache. Ein Täter, nicht hilflos der Ungerechtigkeit ausgeliefert, sondern sie verursachend und fördernd.

Eine andere Strategie ist die Unterstellung, dass der zu Helfende es nicht besser wisse. So geht der Feminismus mit ungebildeten Diskriminierten aus muslimischen Ländern vor, die selbst Paradebeispiele vermeintlicher Homophobie praktizieren.

Eine letzte und die bequemste Strategie ist die Pathologisierung.

Allen diesen Strategien liegt die Vermeidung, nicht die Überwindung des Widerspruchs zugrunde. Es wird nicht geschaut, ob die Homophobie ein gleichzeitig produzierendes und produziertes Element der allgemeinen gesellschaftlichen Situation sein könnte. Wenn die allgemeine gesellschaftliche Situation ungerecht gegenüber Männern sein soll und die gleiche gesellschaftliche Situation die Homophobie als pathologisch anprangert, stellt sich doch die Frage, ob die Ausgrenzung der Homophobie möglicherweise die Perpetuierung der ungerechten gesellschaftlichen Situation fördert. Anders gesagt: wenn Homophobie als Krankheit betrachtet wird, fördert sie Ungerechtigkeit gegenüber Männern. Dieses Ergebnis mag im ersten Moment erstaunen, ist aber nicht unmöglich, weil viele gesellschaftliche Phänomene nicht direkt, sondern über Bande vermittelt auftreten.

Wäre man unvoreingenommen, würde man nicht Gleichheit, sondern Ungleichheit als Prämisse nehmen, könnte das Phänomen der Homosexualitätsfeindlichkeit ganz anders gedeutet werden.

Ginge man zum Beispiel von der These aus, Weiblichkeit hätte ein inhärentes Dominanzstreben, was in ihrer sexuellen Selektionsmacht begründet läge. Würde man weiter annehmen, heterosexuelle Männer würden das Bestreben haben, dieser Macht etwas entgegenzusetzen. Fügte man zu diesen Annahmen hinzu, dass der Ausgleich dieses Machtstrebens der Frauen und das Behauptungsbestreben der Männer im idealen Fall in einem Ergänzungs- und Tauschverhältnis mündeten. Dann wäre die exzessive Ablehnung von Homosexualität als das Ergebnis eines gestörten Ergänzungsverhältnisses zu deuten, in dem heterosexuelle Männer nicht mehr genug Macht haben, um sich zu behaupten. Im umgekehrten Fall, in dem die gesellschaftliche Organisation den Wert der Männlichkeit förderten, wäre ein safe space für Männer vorhanden, in dem Toleranz gegenüber Homosexualität möglich ist.

Dieser Analyse würden Gesellschaftsformen entgegengehalten werden, die sich durch Patriarchalität und gesetzliches Verbot der Homosexualität auszeichneten, wobei das Merkmal der Patriarchalität gleichbedeutend mit einem hohen Wert der Männlichkeit gesetzt wird, also einen ausgeprägten safe space für Männer bedeutet. Hier müsste doch, nach meiner Theorie, Homosexualität geduldet sein. Meine These lautet: sie ist es. Sie äußert sich in einer viel größeren emotionalen Nähe der Männer untereinander, als es in Gesellschaften der Fall ist, die die Homsexualität als neues Leitbild für die Ehe nehmen wollen. Beispiele, in denen Homosexuelle gesteinigt, geköpft, gevierteilt werden, sind erst einmal keine Falsifikationen meiner These, weil der Nachweis erbracht werden müsste, dass die Männer in den Gesellschaften, in denen dies praktiziert wird, sich gegenüber dem
Dominanzstreben der Frauen behaupten können. Eine physisch brutale Unterordnung der Frau, deutet auf das Gegenteil. Die Kämpfer der ISIS sind ein Ausdruck dieser Hilflosigkeit und die fürchterlichsten Homophoben.

Übertragen auf unseren derzeitigen Gesellschaftszustand, kann dann die These aufgestellt werden, dass das Dominanzstreben der Frau in alle Bereiche des Männlichen eindringt. Das Ergebnis ist, dass sehr viele Männer sich nicht mehr behaupten können. Das Ergänzungsverhältnis ist zerstört. Familien und Kinder verschwinden. Es gibt keinen safe space für Männer mehr. Das geforderte Ablegen der Homophobie seitens des Feminismus bedeutet, dass der Feminismus seine Dominanz bis in das intrasexuelle Verhältnis der Männer hinein ausbreiten will. Er sagt: so oder so müsst ihr miteinander umgehen. Das Verhältnis der Männer untereinander ins Verhältnis gesetzt zum Dominanzbestreben der Frauen, kann aber nicht nach der Maßgabe weiblichen intrasexuellen Verhaltens
gestaltet werden. Das Verhältnis der Männer untereinander kann von sehr starker emotionaler Verbundenheit und gegenseitiger Verantwortung geprägt sein, wenn es dafür einen safe space gibt. Die Anerkennung des sexuellen Begehrens der Männer untereinander, wie es bei Frauen üblich ist, wäre nur möglich in einem hyper safe space für Männer, wie im antiken Griechenland. Doch selbst dort wurden Grenzen eingehalten und das sexuelle Begehren untereinander nicht der Beliebigkeit überlassen.

Wenn nun ein Männerrechtler explizit sagt, „ich bin homophob“, könnte man dies interpretieren als: „es gibt kein safe space für Männer mehr, es gibt keine natürliche Verbundenheit mehr zwischen Männern“.

Die Hoffmannsche Interpretation der Homophobie entpuppt sich unter diesen Aspekt als unreflektiertes Wiederholen der feministischen Gleichheitsideologie, die nur eine Stärkung des Dominanzbestrebens der Frau meint.

Ein Wissenschaftler, der sich schon lange mit Homophobie beschäftigt und versucht, Vorurteile gegen LBGTTI abzubauen, äußert sich zu der Studie im folgenden Beitrag, den ich ins Deutsche übersetzt habe:

Forscher behauptet, dass Homophobie eine zu heilende Krankheit sei

Die Gesellschaft hat große Fortschritte gemacht, seit den Zeiten, in denen Homosexualität als psychische Krankheit klassifiziert wurde (Diese Diagnose wurde 1973 aufgegeben). Nun sagt eine kontroverse Studie in

The Journal of Sexual Medicine,

dass es Homophobie sei und eben nicht Homosexualität, die Elemente psychischer Störung aufweise.

„Nachdem seit Jahrhunderten spekuliert wurde, ob Homosexualität eine Krankheit sei, haben wir zum ersten Mal bewiesen, dass die wahre zu heilende Krankheit Homophobie ist, neben anderen ernsten psychischen Krankheiten,”

sagte Dr.Emmanuele Jannini, Professor der Endokrinologie und medizinischen Sexualwissenschaft an der Universität in Rome Tor Vergata der Zeitung press release.

Jannini und sein Team untersuchten 551 Universitätsstudenten, um ihren Grad der Homophobie, ihre Abwehrmechanismen, ihre Bindungsstile und
psychopathologischen Symptome zu messen.

Die Studie selbst bezeichnet Homophobie nicht als Krankheit, konnte aber Belege beibringen, dass Homophobie zu Teilen pathologisch sei.

Es gebe “eine bemerkenswerte Korrelation zwischen dysfunktionalen Aspekten in der Persönlichkeit und homophobem Verhalten”, schrieb der Forscher und schloss, dass Psychotizismus (Aggressivität, Gefühlskälte, Egozentrik, Impulsivität, Kreativität und Antisozialität) und unreifes Verteidigungsverhalten zu einem gewissen Grad vorhersagen kann, ob Menschen homophob seien. Depressive Symptome deuteten auf das Nichtvorhandensein einer Homophobie hin.

Es gibt jedoch einige wichtige Einschränkungen hinsichtlich dieser Studie. Jede Befragungs-Studie muss darauf vertrauen, dass die Antworten das
reflektieren, was die Befragten wirklich fühlten. Zum Beispiel könnten Schlussfolgerungen sich auf die Antworten und Persönlichkeitsmerkmale derjenigen gründen, die die geringste Scheu haben, ihre Ablehnung der Homosexualität zu bekunden und nicht auf alle diejenigen, die tatsächlich homophob sind, es aber nicht zugäben. Außerdem gründen sich alle Schlussfolgerungen auf eine sehr begrenzte Stichprobe. Es ist hochgradig wahrscheinlich, dass die Trends in der Gesamtpopulation andere sind, als die Trends innerhalb der Stichprobe von 551 italienischen Studenten.

Wir müssen uns davor hüten, diese Ergebnis auf die reale Welt zu extrapolieren„, sagte Gregory M. Herek, Psychologieprofessor an der Universität Kalifornien, Davis. Er hat seit Jahrzehnten Vorurteile gegen LGBT  untersucht und war in dieser Studie nicht involviert und befürchtet nun, dass die Medien die Ergebnisse der Studie auf die Gesellschaft übertragen.

Wir sprechen nicht über Menschen, bei denen eine psychische Krankheit feststellbar ist, sondern wir sprechen über unterschiedliches Antwortverhalten bei einem Fragebogen“, sagte Herek. „Außerdem können diese Unterschiedlichkeiten relativ geringfügig und bedeutungslos, aber trotzdem statistisch signifikant sein.“

In der Studie wird vorgeschlagen, Menschen, die Zeichen von Homophobie zeigten, medizinisch zu behandeln, weil dies eine Möglichkeit sei, Vorurteile gegen LGBT – Individuen zu reduzieren.

Aber Herek widerspricht:

Psychische Krankheit mit Homophobie gleichzusetzen geht in die falsche Richtung“, sagt er, „weil, um jemandem von einer psychischen Krankheit zu heilen, geht man vollkommen anders vor, als wenn man versuchte, das Verhalten von Menschen zu ändern und Vorurteile abzubauen, die als kulturelles oder soziales Phänomen wahrgenommen werden“.

Professor Jannini antwortete auf die Bitte einer Stellungnahme nicht.