Zitate, der Zitate dreiundzwanzigste Teil
– Performativität nach Judith Butler

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Geschlechtertheorie und Identitätsbildung

Judith Butler verwendet Austins Begriff in dem ihr eigenen gesellschaftstheoretischen Diskurs: Durch Zeichen und Sprechakte wird diese Identität markiert als weiblich oder männlich.Der Ausruf der Hebamme ‚Ein Mädchen!‚ ist demnach nicht nur als konstative Feststellung zu verstehen, sondern auch als direktiver Sprechakt: ‚Werde ein Mädchen!‚ Die Performativität der Geschlechter resultiert also aus dem Zusammenspiel von politischen performatives und theatralen performances.

Wikipedia: Performativität – Geschlechtertheorie und Identitätsbildung

Aha. Durch die Benennung eines Mädchens als Mädchen, markiert man die Identität als weiblich. Gut, das ist nichts Neues. Dass die Aussage der Hebamme „Ein Mädchen!“ auch als „Sprechakt“ zu sehen ist, okay. Es ist und bleibt aber eine Aussage über das tatsächliche Geschlecht des Neugeborenen.

red-signal-lightJudith Butler bastelt sich eine politsche und theatrale „Performance“ daraus. („Performativität bezeichnet also die Ausführung oder Konkretisierung des gesprochenen Wortes.“) Was letztendlich nichts anderes bedeutet, als dass die Geschlechtszugehörigkeit eines Neugeborenen nicht natürlich, sondern durch „Performativität“ durch den Menschen geschieht. Da geht doch direkt der Genderalarm los!

Es zeigt allerdings, dass wir Säuglinge enorm unterschätzen: Unterwerfen sie sich doch (zumeist) dieser theatralen Performance und verbleiben dann auch noch freiwillig in ihr!
Daraus folgern wir: Allein Transsexuelle lassen sich durch diese politisch-theatrale Performance nicht verarschen.
Womit bewiesen wäre, dass Transsexuelle die wahren, unbeeinflussten Menschen sind!

Oder aber das Gerede von der politisch-theatralen Performance ist einfach ein riesengroßer Quatsch und ein Mädchen ist einfach ein Mädchen und ein Junge ist einfach ein Junge.

Dass bei Transsexuellen einiges nicht stimmt, muss ich nicht weiter ausführen.

 

 

Tags:

    armin

    Keine Besonderen Schwerpunkte bei Faktum. Er schreibt über die Dinge, die ihn augenblicklich beschäftigen.

    Blog Comments

    Nach der Philosophischen nun die „historische “ Erwiderung zu Butler:

    – sosebenrenki sose bluotrenki soselidi
    renki ben zibenabluot zibluoda
    lid zigeliden sosegelimida sin. –

    Mit diesem Sprechzauber (Zauberspruch) haben die hierzulande siedelnden Sachsen versucht verrenkte oder gebrochene Beine von Pferden zu heilen.
    Bemerkenswert:
    Schon um das Jahr 700 tauchten anglo-schottische Mönche auf, deren Botschaft man mit :“Lasst doch den Blödsinn, das funktioniert doch sowieso nicht!“ beschreiben könnte.
    Wir können also nachweisen, dass es seit weit über tausend Jahren Menschen, Männer, gab die wussten wie schwachsinnig und sinnlos die Verwendung von Zaubersprüchen ist.
    Spätestens mit der Aufklärung und der Geburt der empirischen Wissenschaften war man dann der Meinung, dass der Gebrauch von Zaubersprüchen strickt auf die aller verwirrtesten, sabbernden Schwachköpfe beschränkt wäre.
    Dann kamen Feminismus und Genderismus. Tribaler Aberglauben wird kurzerhand zur Wissenschaft erklärt und tausend Jahre Kultur und ringen um eine Zivilisation werden mal eben so in die Toilette gespült: Das Geschlecht eines Menschen wird wieder herbeigezaubert\ ja klar, soo geht echte Wissenschaft.. – Hat übrigens noch jemand Fragen zur Nähe von Feminismus und Islamismus?

    Ich halte das schon für eine echte Zumutung Butllers geistiger Diarrhö (sorry, freundlicher geht’s nicht) mit guten Argumenten entgehen treten zu müssen, wie z. B. elmardiederichs es tut. Damit aber nicht genug, kaum ist dieser unbeschreibliche Stumpfsinn mit sauberen Argumenten widerlegt, dann kommt ein HansWurst daher und behauptet man würde alles absichtlich falsch verstehen und das Argumentieren beginnt von vorn. Das ist sehr ermüdend.
    Daher sage ich lieber in „frauenfeindlicher“ Manier: Die spinnt die Buttler.- Da Hilft auch kein Zauber.

    HansWurst ist auch ein Mädchen. (Im Adminbereich sieht man das an der E-Mail-Adresse.) Bei Gender knipsen manche Frauen wohl den Verstand aus.

    Ich werfe mal ganz vorsichtig ein, dass es am Beispiel des Ausspruches „Es ist ein Mädchen“ um die erste Benennung und damit die gesellschaftliche Subjektwerdung des Individuums geht. Seine spätere Handlungsmacht entwickelt sich im Laufe seiner persönlichen Werdung und immer währenden gesellschaftlichen Anrufung, welche sich immer wieder auf diese allererste Anrufung bezieht. Natürlich richtet sich der Neugeborene Säugling nicht nach den Worten seiner Hebamme. Aber seine Eltern, seine Erzieher und Erzieherinnen und seine Lehrer und Lehrerinnen und sogar die Person an der Kasse des Supermarktes geht mit einem Mann anders um als mit einer Frau. Durch diese immerwährende unterschiedliche Behandlung entwickelt sich ein Kind jeweils anders, je nachdem welcher Behandlung es Zeit seines Lebens unterzogen wird.
    Dieser Anforderung wird es versuchen nachzukommen, um sich in seine ihm zugeteilte gesellschaftliche Rolle zu fügen und damit Teil einer sozialen Gemeinschaft zu bleiben.

    Soviel zu dem furchbaren Artikel.

    Zu Austin: Butler bezieht sich nicht nur auf ihn, sondern ebenfalls auf Althusser und Bordieu. Und wenn man sich ihren Werdegang und ihre Dissertation ansieht und einen erneuten Blick in ihre Werke wagt, findet man durchaus auch viel von Hegels Sprachtheorien. Sie somit völlig aus einem idealistischen Sprachkonzept zu verbannen zeigt, an dieser Stelle gebe ich das überhebliche Kompliment elmardiederichs zurück, dass man ihre Theorie offensichtlich nicht vollends nachvollziehen wollte oder konnte.

    Auch die Rezeption der Kritik an der Wissenschaft ist nicht nur verkürzt, sondern einfach falsch dargestellt. Vielleicht aus Böswilligkeit, vielleicht aus Unwissenheit, wer weiß. Klar ist jedoch, dass eine Trennung von realexistenter Wissenschaft, mit welcher geforscht und gearbeitet wird und der Ablehnung von einem rein theoretischen, positivistischen Wissenschaftsbegriff (ähnlich dem der kritischen Theorie) gezogen wird.

    Das nur zur Richtigstellung des Geschwafels dort oben. Ich würde abschließend empfehlen tatsächlich zu lesen, was die hier kritisierten Personen geschrieben haben. Vielleicht sogar mehr als ein Zitat und die dazu kursierenden Memes.

    Wer als „Hans Wurst“ mit Adresse einer Frau postet und von „Geschwafel“ redet, wird es auch nicht verstehen, dass das menschliche Geschlecht eine ähnlich unumstößliche Wahrheit wie die Schwerkraft ist. Daher: Das pseudointellektuelle Gerede hat keinen Wert, wenn es schon an den einfachsten Dingen hapert.

    Ideologien machen dumm.

    Sprachphilosophisch ist der Wikipedia-Eintrag übrigens vollkommen falsch:

    Ich will nicht ausschließen, daß Judith Butler irgendwo Austins Begriff des performatoven Aktes verwendet, aber SO funktioniert er nicht.

    Austins Idee ist, daß eine Äußerung einer gewöhnlichen Handlung soweit analog ist, daß man von Sprechakten reden kann. Für jeden Sprechakt gibt es 3 Subtypen:

    der lokutionäre: das Sprechen selbst.
    der illokutionäre: die funktionale Rolle des Sprechens, z.B. zu behaupten, zu fragen oder zu fordern.
    der performative: dasjenige, was durch das Sprechen erreicht wird, z.B. durch „Ja, ich will.“ die Ehe zu schließen.

    Den lokutionären Akt gibt es immer, den illokutionären oder performativen offenbar nicht.

    Zum Beispiel:

    Der Ausruf der Hebamme „Ein Mädchen!“ hat

    a) einen lokutionären Akt
    b) einen illokutionären Akt, i.e. die Behauptung, daß die primären Geschlechtsorgane eindeutig weiblich sind
    c) aber keinen performativen Akt, denn über die Klassifikation hinaus, stellt sich durch „Ein Mädchen!“ kein Handlungserfolg in irgendeiner nicht-sprachlichen Sphäre ein, wie das z.B. durch „Verzeihung!“ der Fall wäre.

    „sondern auch als direktiver Sprechakt: ‚Werde ein Mädchen!“

    Eine Direktive auszusprechen, ist ein illokutionärer Akt, kein performativer. Der Satz des Bundesrichters: „Ich verurteile Sie zu 3 Jahren Gefängnis.“ hingegen ist durchaus performativ, denn die Veruteilung mit allen Folgen hängt genau an dieser Formulierung.

    Wäre also „Ein Mädchen!“ wirklich performativ, dann wäre ab diesem Moment das Geschlecht zugeordnet und nicht mehr rückgängig zu machen, so daß „Werde ein Mädchen!“ eine völlig falsch Paraphrasierung ist.

    Das Ganze ist also Unsinn.

    In Wirklichkeit vertreten die Autoren des Wikipedia-Artikels eine Art kruden Sprachidealismus, nachdem eine Ausdrucksweise selbst eine Realität erzeugt. Diese Auffassung aber hat aber weder Austin noch Wittgenstein vertreten, dessen Erbe Austin zumindest in der Sprachphilosophie angetreten hat. Beide Autoren vertreten vielmehr die umgekehrte Auffassung, nach der eine Lebensform, die Menge aller Handlungen für die Semantik einer Sprache konstitutiv ist und erst in einer Sprache kann man Erkenntnisse formulieren und argumentieren. Ein Sprachidealismus aber funktioniert genau umgekehrt: Hier erzeugt eine Sprache eine Lebensform.

    Es ist klar, daß die Dumpfspacken von Wiki-Autoren ihre Auffassung des Gemachtseins von Geschlechtern namhaften Philosophen unterzuschieben versuchen.

    Was eine theatrale performance ist, weiß ich nicht, aber sie hat nichts mit einer Charakterisierung von Sprechakten zu tun: Das Theater ist eine semantische Ausnahmeerscheinung, was man daran sehen kann, daß die Schauspieler ihre Rolle spielen, aber gegenüber dem Zuschauer nicht lügen oder betrügen. Sicher ist: Weder Austin noch Wittgenstein haben jemals den Ausdruck „theatrale performance“ benutzt.

    Was an dem Satz:

    „Die Performativität der Geschlechter resultiert also aus dem Zusammenspiel von politischen performatives und theatralen performances.“

    wirklich dran zu sein scheint, ist die Idee eines psychologischen Determinismus: Ein Mädchen scheint sich der Hebamme in einem nicht dargelegten Sinne nicht entziehen zu können und zwar im Hinblick auf ihre Entscheidungen.

    Doch zu dieser im Grunde hier einzig relevanten Frage wird nichts geschrieben: Ob Unwissendheit oder Unverständnis hier größer sind, ist schwer zu entscheiden.

    hm. Da muss ich wohl was editieren. Ich sollte diesen Austin verlinken. 😉

    Ein Mädchen scheint sich der Hebamme in einem nicht dargelegten Sinne nicht entziehen zu können und zwar im Hinblick auf ihre Entscheidungen.

    Ob ein neugeborener Säugling allerdings schon aufgrund von Worten, die an andere gerichtet sind, Entschiedungen treffen kann und ob es überhaupt eine Entscheidung bezüglich des Geschlechts gibt: Ich wage es zu bezweifeln. 😉

    Vielen Dankt aber für Deinen Ausflug in die tiefere Theorie der Sprachphilosophie. Es ist ein recht spezielles Thema…

    Damit wir uns nicht mißverstehen: Das ist die Auffassung der Genderista, weder J.L. Austin noch L. Wittgenstein haben Derartiges jemals vertreten.

    Vielmehr sollte dies zeigen, daß die Autoren weder Sprachphilosophie noch ihre eigene These verstanden haben.

    Ich hoffe, dass das allen klar war.

    Es zeigt, dass „Genderista“ ganz groß im Nichtverstehen sind.
    Sie versuchen verzweifelt, sich den Anstrich einer Wissenschaftlichkeit zu geben, indem sie Wissenschaftler und Philosophen zitieren und angeblich auf deren Arbeit aufbauen, die sie aber auch nicht ansatzweise verstanden haben.

    Ja, genau das waren meine Punkte.

    Die pochen ja auch darauf sie würden Wissenschaft betreiben und behaupten dann unmittelbar danach noch im selben Satz, dass es in der Wissenschaft keine Objektivität oder objektive Erkenntnis gäbe, weil „Wissenschaft selbst subjektiv“ sei… und das auch noch ohne rot zu werden. Also ja: Dass die vieles nicht verstehen und vollkommen fehlgeleitete Vorstellungen haben bezweifle ich keine Minute 😉

    Wie auch immer: Danke für den (äußerst interessanten) Ausflug in die Sprachphilosophie! Ich habe Wittgenstein (meist in Verbindung mit Bertrand Russell) sehr gerne gelesen und war beim Durchstöbern des Artikels völlig entsetzt, dass der olle Ludwig tatsächlich solche Ansichten vertreten haben soll. Gut, ich habe streng genommen auch nur seine Ausführungen über das Bewusstsein verfolgt (weil mich das Thema immer schon brennend interessiert hat) und kenne mich bzgl. seinen Abhandlungen über die Sprache nicht aus. Zudem ist der Kerle äußerst schwierig zu verstehen und das nicht nur allein wegen seiner Ausdrucksweise 😉

    Russell und der frühe Wittgenstein gehören zur sog. Philosophie der idealen Sprache. Hier geht es um die darauf folgende Phase, die Philosophie der normalen Sprache. Innerhalb der analytischen Philosophie sind das völlig gegensätzliche Konzepte. Schau mal hier, das Buch ist älter, aber wirklich gut:

    http://www.amazon.de/Philosophie-normalen-Sprache-Eike-Savigny/dp/3518076299/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1439676787&sr=8-1&keywords=die+Philosophie+der+normalen+Sprache

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