Feminismus ist schön.

Feminismus ist durchdacht.

Feminismus ist eine Bereicherung der Welt.

Wem das noch nicht bewusst, sollte sich über die „Bucepower Gang“ aus Brasilien schlau machen. Vice berichtet.

Link: Die Bucepower Gang ermächtigt Frauen mit Selfies, Arsch-Selfies und HipHop | VICE | Deutschland

Ich will euch alle„, sagt Lay Moretti, eine Rapperin aus São Paulo, auf meine Frage, welche Art von Frauen sie für ihren Blog sucht. Lay ist Gründerin der Bucepower Gang, einer Tumblr-Seite, auf der Frauen anonym Selfies, Nacktfotos und Belfies posten können. Lay startete die Seite, um eine Diskussion über die sexuelle Freiheit von Frauen in der brasilianischen Gesellschaft anzustoßen. Sie und ihre „Gang“ sind Pionierinnen einer neuer Art des Feminismus, der ganz ohne intellektuellen, akademischen Hintergrund auskommt.

Schon im ersten Absatz ist klar: Feminismus reduziert grundsätzlich ALLES auf Sexualität.

Selfies, Nacktfotos und Belfies

Selfies sind besonders beliebt bei Mädchen und jungen Frauen. Eine Funktion des Selfies kann darin liegen, sich durch soziale Bestätigung und Aufmerksamkeit attraktiv und in der eigenen Geschlechtsidentität bestätigt zu fühlen.

Seit kurzem kursieren in verschiedenen Netzen auch sogenannte Belfies, Aufnahmen des bekleideten oder unbekleideten Gesäßes.

Exhibitionismus wird also „neue Art des Feminismus“ verkauft. Wenn man als feministische Frau also sexuell schon derartig geprägt ist, was liegt dann näher, die eigene platte Sexualtiät als politisch zu verkaufen? Dieser Schritt wird vereinfacht, indem man völlig auf einen intellektuellen, akademischen Hintergrund verzichtet. Man könnte nun anmerken, dass die Gender Studies auch nahezu ohne akademischen Hintergrund auskommen, aber das wäre polemisch.

Zum Interview tauchte dann die ganze Crew auf: Barone, Lay, Tutti, Janna und Cris. Sie sind alle in ihren Zwanzigern und sehen so cool aus, dass ich mir am liebsten selbst die Haare blau gefärbt hätte. Sie könnten sogar die coolsten Frauen in ganz São Paulo sein—die ersten, die von den angesagtesten Bars und Partys hören. Sie sind zu gleichen Teilen verrückt, intelligent und informiert, aber trotzdem werden sie nie kontaktiert, um Feminismus in Foren oder auf bekannten feministischen Blogs zu besprechen.

Bei dieser Art des Feminismus kommt es darauf an „cool“ zu sein. Inhalte werden durch Bilder ersetzt, die der Normalsterbliche nicht sehen möchte. Dennoch reichen diese Bilder aber aus, um die Autorin Marie Declercq auf Intelligenz und Informiertheit schließen zu lassen. Aufgrund exhibitionistischer Bilder kann ich keine intellektuelle Substanz feststellen.

Die größte Herausforderung für die Gang war es bis jetzt, ihre eigene feministische Stimme zu finden—eine, die sich vom modernen Mainstream-Feminismus unterscheidet, der den Bucepower-Frauen zufolge schon viel zu lange von der weißen Mittelklasse dominiert worden ist.

Da bin ich mal gespannt, wie sich das in der feministischen Szene entwickelt. Schwarze Frauen distanzieren sich mittlerweile von weißen Feministinnen und nennen „ihren“ Feminismus Womanism. (pelzblog: Feminismus 3.0 oder 4.0? Womanism!) Nach dem weißen, hetereosexuellen Mann wird also in feministischen Kreisen, die nicht aus weißen Frauen bestehen, ein Rassismus gegen „den weißen Mainstream“ deutlich. Während sich weiße Feministen völlig problembefreit dem Rassismus gegenüber dem weißen, heterosexuellen Mann angeschlossen haben, könnte ihnen bald ein offener Sexismus von vermeintlich Verbündeten entgegenschlagen. Da soll mir  jetzt noch jemand erzählen, Feminismus habe keine rassistischen Tendenzen.

Wir wollen einfach nur, dass alle miteinander klarkommen. Es ist mehr so: ‚Ich bin schwarz und habe diese Sachen hier durchlebt und du bist weiß und hast andere Sachen durchlebt. Also, lass uns doch einander helfen, oder?'“

Das klingt zwar versöhnlich, die o. g. Kritik und der Womanism aber hat Bestand. Wir können gespannt sein.

Letztes Jahr fand Janna heraus, dass ein Ex-Freund Nacktbilder von ihr in einer WhatsApp-Gruppe mit 50 Mitgliedern geteilt hatte—ihr damaliger Freund war ebenfalls in der Gruppe. „Ich war mir sicher, dass mir so etwas nie passieren könnte. Am Ende habe ich deswegen zwei Jobs verloren. Ich habe deswegen einiges durchgemacht. Viele Frauen haben sich über mich lustig gemacht. Einmal fingen sogar ein paar Frauen an, mich zu treten, als ich die Straße runtergelaufen bin. Heute kann ich glücklich sagen, dass ich meinen Körper liebe. Bucepower hat mich verändert und mir beigebracht, mich selbst zu akzeptieren. Ich will die Möglichkeit haben, meinen verdammten Körper auch zeigen zu können. Immerhin ist es meiner“, sagt sie.

Klar: Nehmen wir an, die Geschichte stimmt. Dann ist es natürlich logisch, wenn man wegen Nacktbilder, die in einer WhatsApp-Gruppe Verbreitung fanden, Nacktbilder von sich weltweit erreichbar im Internet zu veröffentlichen. (Eine WhatsApp-Gruppe ist ein organisierter Chat über die Anwendung WhatsApp und daher von der Reichweite beschränkt.)

Merken manche Magazine eigentlich noch, was für einen Mist sie verbreiten?

Niveauvoll geht es weiter – ich entschuldige mich für die Sprache, wir sind aber hier, um feministische Realität abzubilden.

„Du bist kein Badass, nur weil du ein Nacktbild von mir hast. Ich poste selber Nacktbilder von mir auf Tumblr, weil ich das möchte. Also fick dich. Poste du doch erst mal ein Bild von deinem Schwanz und dann schauen wir, was passiert“, fügt Lay hinzu.

Die Reduzierung auf Sex, die wir öfter bei Nicht-Feminist anmerken, wird deutlich. Da auf den „intellektuellen und akademischen Hintergrund“ verzichtet wird, naiv und direkt.

Bucepower ist zwar noch eine relativ neue Seite, konnte aber innerhalb kurzer Zeit schon ein riesige Anhängerschaft für sich gewinnen. Die Gang sagt, dass eine Menge Mädchen ihnen schreibt, um zu sagen, wie glücklich sie waren, dass sie endlich einen Ort gefunden haben, wo jede sexuell sein und ihren Körper zeigen kann, ohne von anderen dafür verurteilt zu werden. „Selfies sind wie eine Therapie. Du kannst deinen Körper genau ansehen—du siehst ihn und lernst, dich selbst zu akzeptieren“, betont Cris.

Die Vorstellung eines „neuen Feminismus“ schließt mit offener Männerfeindlichkeit:

Bevor ich mein Aufnahmegerät ausschalte, sagt Lay noch ein Schlusswort: „Ein Mädchen muss sich nicht zum Opfer machen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie muss die Macht haben—die Macht sein. Die Brucepower Gang hat kein Interesse daran, den meisten Likes oder Shares nachzujagen. Mädels, wir wollen nichts weiter, als Männern in den Arsch treten.

Was bleibt? Auch wenn die brasilianische Feministin doch noch versucht, weiße Frauen mit in ihr eigenes Boot zu bekommen, sind die ersten rassistischen Tendenzen da. Mal sehen, wie es sich entwickelt. Die offene Männerfeindlichkeit des Feminismus ist bekannt und nichts Neues.