LBGTQ - Faktum Magazin

Öffnung der Ehe für Geschwister und Tiere!
Jetzt! (Satire)

Ich hatte ein Erweckungserlebnis.

Als ich im Forum des Blogs allesevolution die Auseinandersetzung zwischen den Gegnern und den Befürwortern der Homo-Ehe verfolgte, hatte ich – und ich bitte hier um Nachsicht – die Position der Home-Ehe-Gegner eingenommen. Wie konnte ich? Welcher Teufel hatte mich geritten, den dumpfen Pfad der schweigenden Mehrheit zu beschreiten, anstatt die lichten Höhen Adrianscher Logik zu erklimmen? Mir ist es unsagbar peinlich.

Ich hatte antifeministisch angenommen, dass die Installation der Homo-Ehe der Brechung des Patriarchats, der Familie und der Heteronormativität dienen sollte. Welch ein Verschwörungsgedanke. Nein, der Feminismus und die Schwulenbewegung arbeiten zusammen, um der Ehe ihre tatsächliche Bedeutung zurückzugeben. Es ist doch klar: die traditionelle Ehe beutet den Mann aus und unterdrückt die Frau. Ihre Überwindung gelingt nicht durch Ablehnung, sondern durch Okkupation! Zu heiraten ist ein revolutionärer Akt oder wie es Leonie ausdrückt:

die Kids scheissen auf die Kontexte der Altvorderen,

womit sie sich als gebildetes Kind empfiehlt, das den Altvorderen, also der bildungsfernen,  kinderreichen Schicht, Beine macht. Klasse Leonie, zeige den dämlichen Harzern, wo der Hammer hängt. Martin frohlockt:

... bald werden Homosexuelle das Adoptionsrecht bekommen, manche Männer wixen für eine Freundin auch gern mal in einen Becher, zwecks künstlicher Befruchtung.Uns gehört die Zukunft.

Martin hat’s drauf, denn was ist die Ehe? Ein Mittel zur Organisation der Reproduktion? Nein. Sie ist angelegt als ein Mittel zur Ausbeutung und Unterdrückung. Kinder haben damit rein gar nichts zu tun. Die Bezugnahme auf Kinder im Zusammenhang mit der Ehe ist lächerlich. Wie sagt Adrian in unübertroffener Apodiktik:

Vater-Mutter-Kind hat mit Ehe nichts zu tun.

Richtig. Die konservative verseuchte Ehe-Ideologie, die die Frauen in der Ehe als Frauen und die Männer als Männer sozial positioniert, hatte den Zweck, die Frau niederzuhalten und den Mann auszubeuten. Widerlich. Die Ehe über Kinder zu definieren ist ein Akt unglaublicher Brutalität. Ein Akt der Ausgrenzung, der Diskriminierung, ja, ich scheue nicht, es auszusprechen: des Faschismus! Die Opfer diese Ausgrenzung sind zahllos. Nur hat es bisher keiner gesehen, weil jeder dachte, Kinder seien die wesentliche Bestimmung einer Ehe. Das war die totale Verschleierung, eine Unsichtbarmachung der heteronormativen Matrix. Wie heißt der Sechsklang des Grundübels, die sechsgliedrige Gleichung des Teufels unserer Zeit?

Heterosexualität=Heteronormativität=Homophopie=Zoophobie=Objektophobie=Sodophobie.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Liebe wird jetzt zur Wesensbestimmung der Ehe. Liebe hat so viele, bereichernde differente, changierende und schillernde Formen. Liebe kann alles sein, die Liebe zu Schwänzen, zur Schwester, zum Hund. Wer mag sich hier zum Richter aufschwingen? Wer wagt es, ein Urteil über deviantes Sexverhalten abzugeben? Den möchte ich sehen, der einem zehnjährigen Sohn verbietet, das Geschlechtsteil des Vaters oder der Mutter zu bespielen, wenn er es doch will? Haben Mütter nicht sexuelles Empfinden, wenn der Säugling an der Brustwarze saugt? Das wurde wissenschaftlich nachgewiesen. Liebe hat keine Grenzen. Sie allein reicht aus, um die Ehe zu definieren. Menschen definieren sich über das Begehren, dann vielleicht auch über Kinder. Haltet die Prioritäten fest. Kriegt das auf die Reihe. Die Dauer einer Ehe ist nicht entscheidend. Treue sowieso nicht. Kinder erst recht nicht. Nur die Liebe zählt. Was oder wer sich liebt, soll heiraten. Punkt. Wer etwas dagegen sagt, ist ein chauvinistisches Schwein und homophober Dreck. Wir müssen alle Formen der Liebe ans Tageslicht holen und performativ verstärken. Liebe ist ein Vorgang, ein differentes Verschwinden und Entstehen des Begehrens und Genusses. Liebe als Substantiv, als Fels in der Brandung, als Substanz mit Atrributen existiert nicht. Es gibt keine ewige, richtige oder wahre Liebe. Alles Schwachsinn, Humbug und ein Ausdruck des grenzdebilen Glaubens an Allgemeines, Universalien. Öder Essentialismus. Schnee von gestern. Daran glaubt keiner mehr, außer rechtsreligiösem Dreckspack, wie Adrian treffend bemerkt.

Die Liebe unter Geschwistern zu verbieten, ist, wie Christian Schmidt mutig  formuliert, feige. Wir müssen die Geschwisterliebe hervorholen, bewerben, ausstellen und zeigen. Wieder und immer wieder, so wie wir es mit den homosexuellen Beziehungen gemacht haben. Insofern hat Christian unrecht, wenn er sagt, die paar Homo-Ehen ändern doch nichts an der Institution der Ehe. Die meisten bekämen von der Homo-Ehe nichts mit. Man solle die Kirche im Dorf lassen.  Diese unpolitische Haltung ist falsch! Die ganze Republik weiß von der Homo-Ehe, obwohl es davon nur ein paar Tausend geben wird. Alle sollen die Homo-Ehe ständig vor Augen haben, damit sie endlich verstehen, dass es nicht um Familie,  Kinder, Mutter und Vater geht, sondern um die Anerkennung von Liebesformen, die sich außerhalb der heteronormativen Praxis bewegen. Liebe hat mit Geschlechtern nichts zu tun. Sie übersteigt Grenzen, sie vereint. Warum soll eine Tochter ihren Vater, ihre Mutter  oder ihren Bruder nicht heiraten dürfen, wenn sie eh schon Sex hatten, der, wie Christian korrekt verlangt, im Fall der Geschwister zu legalisieren wäre?

Warum fordern wir nicht auch die Legalisierung des Beischlafs, d.h. der Liebe,  zwischen Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Sohn und Mutter, Tochter und Vater? Nur weil es nicht gefällig wäre? Was wären denn die Gründe? Erbkrankheiten etwa? Da hilft doch Adoption (was jetzt auch für Homos schnell kommen wird). Unnatürlichkeit? Das ist ein naturalistischer Fehlschluss! Wohl des Kindes? So etwas gibt es nicht. Adrian, der die „Würde des Menschen“ in der deutschen Verfassung als „subjektive Floskel“ entlarvt, hat es gecheckt. Arbeitet an euch. Kapiert, was Adrian damit meint.

Überlegt, wie ihr die Altersgrenze bei Sex mit Minderjährigen begründen wollt. Mit dem „Wohl des Kindes“? Ha.Ha. Wisst ihr, was ein fünfjähriges Kind fühlt? Ich nicht. Lasst es selbst entscheiden. Lasst die Biologie entscheiden.

Und überhaupt, was haben Kinder in Familien zu suchen? Da gehören sie nicht hin. Die Ehe ist ein Bündnis, das auf Liebe, Begehren und Genuss gegründet ist. Wenn man nicht will, dass Kinder in diesen Strudel der Leidenschaft hineingezogen werden, dann soll man sie erst gar nicht zulassen. Oder besser: akzeptiert, dass es Kinder so gar nicht gibt. Denn Kinder sind in Wirklichkeit erwachsen, viel erwachsener als die Erwachsenen. Sie  haben Begehren, Genusssucht, Liebe und sexuelle Wollust in sich. Wenn sie in die Ehe oder Familie eintreten, dann tun sie es als sexuelle Wesen. Das muss uns allen klar sein. Es gibt keine Frau. Es gibt keinen Mann. Es gibt kein Kind. Deal with it! Wir sind Begehren, nichts weiter. Begehren, das anderes Begehren begehrt.

Adrian hat das alles kapiert, wenn er schreibt:

Es ist immerhin eine fundamentale Neudefinition der Ehe. Eine Sache von Fairness, Gleichberechtigung und Liebe in einer Welt voller Probleme.

Korrekt: die Ehe muss umdefiniert werden, grundlegend. Nicht Kinder, sondern Liebe ist das Wesen der Ehe. Und was bist du für ein Fuchs Adrian, indem du erst Kinder als irrelevant für die Ehe behauptest, um dann beim Thema Adoptionsrecht für Schwule zu prognostizieren:

Ach was. Noch fünf Jahre, dann ist das Thema auch durch.

Erst die Kinder rausdefinieren, um in die Ehe reinzukommen, danach sie wieder reindefinieren, damit schwule Eltern an Kinder kommen. Clever. Du hast es drauf. Die Ehe ist absolut lächerlich. Diesen Idioten, die ihr noch einen Wert beimessen, ist nicht zu helfen. Wunderbar, wie du ihre Naivität bespöttelst, wenn du ihnen zuflötest:

Och, wenn erst mal Polygamie legalisiert wird, dann wird es noch lustiger.

Diese konservativen männerrechtlichen Schnarchnasen brauchen eins vor die Mütze, damit sie aufwachen. Was für Deppen. Christian hat den richtigen Standpunkt wenn er schreibt:

Warum sollten homosexuelle nicht so leben, wie heterosexuelle? Sind ja beides Männer.

Recht hat er. Es gibt keine Unterschiede, nur graduelle. Es gibt keinen Mann, nur differente Männlichkeit. Selbst Männlichkeit gibt es nicht. Es gibt nichts Essentielles, kein Mann, kein Kind, keine Frau.  Warum sollen Kinder nicht so leben wie Erwachsene, sind doch beides Menschen oder etwa nicht? Kriegt das endlich auf die Reihe. Es interagieren nicht Männer, Frauen, Kinder, sondern Häufigkeitsverteilungen. Adrian antwortet auf die Frage „mit welcher Begründung will man mir verbieten meinen Bruder, Vater, Hund zu heiraten?”:

Warum sollte ich Dir das verbieten wollen?

Sagt selbst, ist dieser Standpunkt nicht überzeugend und progressiv? Ja, warum sollte er etwas verbieten, was erstrebenswert ist? Da müssen wir hin. Solche Sätze sollen nicht mehr als Ironisierungen verstanden werden, sondern als ernsthafte Repliken! Als Desiderat! Da gibt es tatsächlich Männerrechtler, die Treue einfordern. Merken die noch was? Die werfen sich freiwillig zum Fraß vor. Du hast ja so recht, Adrian, wenn du antwortest:

Wäre mir neu, dass der Staat regelmäßig die Treue der Ehepaare prüft und bei Vergehen eine Zwangstrennung anordnet.

Und immer wieder bestehen diese Männerrechtler auf Unterschiede. Wie kann man so verstockt sein. Adrian trifft zielsicher, wenn er sagt:

Du implizierst dass Homobeziehungen etwas ganz anderes seien als Heterobeziehungen, woraus Du ableistest, dass die Ehe für alle Homos nicht passend wäre.

Alles ist eine Sauce, alles ist eins, kapiert das endlich. Mein Gott. Diese Männerrechtler können es nicht lassen, wenn sie behaupten:

Gleiches soll gleich, unterschiedliches soll unterschiedlich behandelt werden.

Diese Gutmütigkeit ist fast schon rührend, aber ein leichtes Opfer der geschliffenen Rhetorik Adrians, indem er die gemeinte Unterschiedlichkeit auf ein Gebiet transportiert, das gar nicht intendiert war:

Jo. So wie Mann und Frau, Schwarze und Weiße, Arme und Reiche…

Als ob die Attribute Mann,Frau,schwarz,weiß,arm und reich irgendetwas mit der exsessiven Promiskuität von Adrian, die eine Ehe unwahrscheinlich macht,  oder mit der fehlenden Fruchtbarkeit homosexueller Ehen zu tun hätte. He.He.  Dieses Gelaber von Werten  – sind Männerrechtler naive Kinder? Wissen sie denn nicht, dass Werte nur konstruiert sind oder wie Adrian sagt:

Hohle Phrasen. Deine Wertebasis ist ein Witz bei RTL.

Werdet erwachsen, Jungs und übernimmt den adrianschen Standpunkt. Wer nicht hören will, kriegt eine Breitseite aus der feministischen Opferrethorik, die Adrian selbstverständlich auch beherrscht:

Wer die Eheöffnung für Homos verhindern will, muss

a) Homosexualität gesellschaftlich ächten
b) uneheliche heterosexuelle Beziehungen und unehelich geborene Kinder gesellschaftlich ächten.

Korrekt. Wer die Homo-Ehe ablehnt, ist homophob. Klappt doch mit der Homophobie-Keule. Aber Männerrechtler lernen. So wie Alex, bei dem die Narrativänderung hinsichtlich der Ehe Früchte zeigt:

Also, die Kinder sind eine ganz andere Baustelle und erfordern eine ganz andere Betrachtung als die Ehe.Und überhaupt, was ist das für eine Bevormundung, wenn zwei Menschen deshalb in ihrer Ehe legitimiert wären, wenn es Nachwuchs gibt. Die Ehe betrifft vor allem und zuerst das Verhältnis zwischen diesen Beiden!

Geht doch!

Bevor ich mein Erweckungserlebnis hatte, wäre mir dieser Kommentar von petpanther als in sich konsistent erschienen:

So wie sie heute ist gehört die Ehe komplett abgeschafft. Schutz und Pflicht in Bezug auf Zeugungs- und Kinderaufzuchtgemeinschaft ( sorry für dieses altertümliche Wortungetüm – speziell “Zucht”) muss neu definiert und exklusiv gehalten werden. … Die Versorgerrolle ist vom Mann bei den Marktgegebenheiten mit gar Frauenprivilegierungen nicht mehr aufrechtzuerhalten. Hier muss weibliche Selbstbequemlichkeit verschwinden. Ausserdem muss das Mütterexklusivrecht auf Kinder, die auch Kinder des (leiblichen) Vaters sind, verschwinden. Keine Matronenwirtschaft mehr, unehrlicherweise als “Gleichberechtigung” verkauft. Eine “Gleichbetechtigung” hat’s noch nie gegeben. Nur immer wieder HeforShe. Schärfer denn je. Wer immer noch meint, das sei anders glaubt an den Weihnachtsmann und macht sich etwas vor.

Ich hätte gedacht: Sieh an, da ist alles drin, was zum Thema Ehe zu sagen wäre: Zeugung, Famile, Rechte, Pflichten, notwendige Änderungen.

Aber ich bin jetzt adrianisiert. Es geht um Begehren, Anerkennung, Sex. Nicht um Familie oder Kinder. Alles klar?