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Nicht-feminist.de hat uns mit diesem Link zum Sprachfeminismus einen Einblick in den aktuellen Feminismus ermöglicht.

Auf einem Podium hatten sich vier Feministinnen versammelt, um die Diskriminierung durch Sprache zu besprechen. Ich habe mir den Clip angehört, weil ich Frau Lann Hornscheidt einmal im Original hören wollte. Ich war gespannt, wie ein geschlechtsloses Wesen klingt. Nun weiß ich es. Ich gebe zu, ich bin enttäuscht. Es gibt kein Zweifel mehr: Lann Hornscheidt ist eine Frau.

Der Feminismus hat sich erkenntnistheoretisch seit Foucault nicht weiterentwickelt, denn der tiefgründigste Einfall dieser Runde kam von Frau Lann Hornscheidt, nämlich, dass die Sprache die Wirklichkeit beeinflusse. So so. Auch wurde beklagt, dass die Sprache Macht auf den Sprechenden ausübe. Ah ja. Da saß sie nun, die verhuschte Speerspitze des Feminismus, denen die Sprache Gewalt antut. Aus Sicht der Männerrechtsbewegung ist diese Entwicklung erfreulich, wenn man bedenkt, dass der Feminismus mit der Theorie des Diskurses von Foucault seine Virulenz entwickelt hatte und nun dort wieder angekommen ist, wo er begonnen hatte. Allerdings auf einem sehr viel niedrigerem Niveau.

Die interessanteste von den vieren auf dem Podium, war Lady Bitch. Sie besang ihren Bären, Schwänze und das Kneten ihrer Brüste. Warum, fragt man sich, singt sie nicht über das Furzen, das Scheissen, das Pissen und Rülpsen? Wäre es nicht sinnvoller, mit diesen Symbolträgern und einem vorgeführten Mösenfurz den männlichen Symbolraum zu übernehmen? Weiß sie nicht, dass das Besingen der Vagina, den Feminismus in eine Sackgasse treibt?

Die Allgegenwärtigkeit der Macht der Symbole ist unbezweifelbar. Der moderne Feminismus fühlt sich von allem und jedem gefickt. Lady Bitch sucht den Ausweg in vermehrtem Ficken, der Rest der vier hat sich auf einen monotonen, nörgeligen Klagegesang kapriziert. Diese Ode erhält ihren Zusammenhang nicht durch Höhen und Tiefen, durch systematisch aufeinander folgende Motive, sondern durch eine ermüdende Aneinanderreihung von Wörtern, deren Folge durch den Klang, nicht durch Stringenz bestimmt ist.

Wer sich auf die Theorie der Diskriminierung einlässt, kann nur in ihr überleben, wenn er auf Stringenz verzichtet. Das Thema des Abends war ein Zigeuner, der in der taz  keck behauptete, er würde sich selbst als Zigeuner bezeichnen. Er sähe in dem Begriff keine Diskriminierung. Der Zigeuner selbst war nach Meinung des Podiums zu doof und konnte nichts für sein falsches Bewusstsein. Diese Entschuldigung gelte aber nicht für die taz. Daher die Empörung.

Wenn man diese Diskussion stringent führen möchte, muss natürlich jede Diskriminierung in den Blick genommen  werden. Man könnte sich fragen, wie es das Podium selbst mit der Diskriminierung hält.

Wäre zum Beispiel nicht zu bedenken, dass so mancher Schwule einen Würgreiz bekommt bei der Vorstellung des bitchigen Bärens? Vielleicht war er sogar, um ein Zeichen von empowerment zu setzen, ungewaschen? Möglicherweise steckte in ihm noch der Samen des Stechers, den bitchi Laiday besingt und zu Höchstleistung treibt? Damit sich der betörende Duft entwickle, den nur der Connaisseur zu schätzen weiß? Ist ihr nicht klar, dass jedes Beta-Männchen, abgesehen von seiner devoten Variante, Reißaus vor ihr nimmt? Warum diskriminiert Lady Bitschi Bär den Beta-Mann und den Schwulen?

Wäre es nicht notwendig, zu bedenken, dass das Verbieten der Meinung eines Zigeuners einem selbstgefälligen Maternalismus, einem Kulturchauvinismus akademischer Mittelstandsweiber gleichkommt? Denn während Madame vom bitchigen Bären sich selbst und die Welt als „bitch“ anredet und dies als Auszeichnung versteht, traut die Feministenrunde einem Zigeuner, der auf den Namen „Zigeuner“ besteht, dieses empowerment nicht zu. Er wird wohl zu dumm dafür sein.

Wäre es nicht logisch, den Widerspruch zu entdecken in der Behauptung der Sprachphilosophin Hornscheid, dass einerseits die Sprache übermächtig und beständig ist und andererseits, es nicht zu verstehen sei, warum die Sprachgemeinde so empfindlich auf ein nonchalantes Variieren der Sprache reagiere? Ist dieses Ignorieren des Sprachgefühls nicht eine Diskriminierung?

Ist es nicht ein entlarvender Widerspruch von Sprachspezialistin Hornscheidt, wenn sie die Erfolge bei der top-down Sprachveränderung in Schweden einer obrigkeitshörigen, also autoritären Gesellschaft zuschreibt?

Ein besonders groteskes Beispiel ihres flachen Denkens ist die These. dass eine Benennung ihr Existenzrecht verliert, sobald ein Mitglied der Sprachgemeinde sich diskriminiert fühlt. Ich werde die Konsequenzen dieses Gedankens nicht entwickeln. Vielleicht sollte man diese Lösungsaufgabe Schülern der Mittelstufe stellen, die in Aufsätzen der Universitätsprofessorin gedanklich auf die Sprünge helfen könnten. Nur so viel: die Behauptung der Diskriminierung entzieht sich einer objektiven Messung, ergo kann jedes vorstellbare Motiv der Grund für die Behauptung sein, also zum Beispiel die Tatsache, sich nicht diskriminiert zu fühlen.

Unappetitlich ist Lann’s verlogenes Zelebrieren ihrer Eitelkeit: einerseits bringt sie den hohen Status ihrer universitären Position ins Spiel, demonstriert andererseits ein schuldhaftes Bewusstsein. Sie prangert das Elitäre ihrer eigenen Sprache an. Eine Sprache, die sie teilweise selbst nicht verstehe, sie selbst also so dumm wie ihr Publikum sei. Wenn sie ihre eigene Habilitation betrachte, entführe ihr ein WOW!, ob der dort abgelieferten Elaboriertheit. Ja, das sei ein Widerspruch, an dem sei sie dran. Lann Hornscheidt ist, wie man sieht, außerordentlich geschwätzig, aber nicht sonderlich klug.

Die beiden anderen Teilnehmer waren so farblos, dass ich Mühe habe, ein Merkmal zu finden, das sie beschreiben könnte. Vielleicht dieses: die Moderatorin sagte gefühlt fünfzig Mal „sozusagen“, man könnte also sagen, dass sie nicht viel Authentisches zu sagen hatte, sozusagen.

Das letze Mitglied dieser Runde, deren Name ich jetzt nicht liefere, ist hauptberuflich mit Diskriminierungsfragen beschäftigt. Diese Beschäftigung hat aus dem armen Wesen jeden erkennbaren Unterschied (das ist die Etymologie von „Diskriminierung“) herausgespült. Sie spielte dort den Loser, auf den man eindreschen kann. Vom Antidiskriminierungsgedanken Durchdrungene können es nicht leiden, wenn die Diskriminierungsverweigerung das eigene Diskriminierungspotential beschneidet. Diese ungenannte Feministin hat den Diskriminierungsvermeidungsgedanken insofern auf die Spitze getrieben, als sie auch diejenigen, die diskriminieren, von einer diskriminierenden Behandlung ausnehmen will. Dadurch offenbart sie natürlich das Unlogische der Diskriminierungslogik. Dies machte sie durch Unterwürfigkeit und Schuldübernahme wett.

Zum Schluss erwähne ich noch die vier Wortmeldungen aus dem Publikum. Die erste kam von einer Ärztin, die, naheliegend, den Werbespruch „Fragen sie doch ihren Arzt oder Apotheker“ als Grund schlafloser Nächte ins Spiel brachte. Unwillkürlich fragt man sich, ob diese Ärztin, die sich der Sogkraft einer Werbung nicht entziehen kann, genug Autonomie besäße, um der Macht der einschmeichelnden Sprache eines Vertreters der Pharmaindustrie widerstehen zu können.

Die zweite Wortmeldung betraf den Hinweis auf die menschenverachtende Bedeutung des Wortes „arbeitslos“, deren Wurzel im Nationalsozialismus zu verorten sei. Ich lasse das unkommentiert, weil die Sprecherin so schön authentisch und dramatisch daherkam.

Als nächstes meldete sich eine Frau, die eine Vereinfachung der Sprache vorschlug, um dem Pöbel bei der Diskriminierungsvermeidung zu helfen, da selbst die Sprachschöpferin Lann Hornscheidt nach eigenem Bekunden von der Komplexität der Diskriminierungszusammenhänge überfordert sei. Der Grundgedanke dieser Forderung ist, das Übel bei der Wurzel zu packen und die Sprache, die Urheberin der Diskriminierung, ihrer Bedeutungen zu entkleiden. Dazu gibt es schon vielversprechende Ansätze, von denen ich einen in diesem Post dargelegt habe.

Als letztes meldete sich ein Mann, der den Aspekt des empowerments beim Verhalten des oben erwähnten Zigeuners ins Spiel brachte.

Die Antwort hierauf war:

  1. Selbstverständlich dürfe ein Mitglied einer diskriminierten Gruppe die Diskriminierung bei sich selbst anwenden.
  2. Selbstverständlich dürfe er dies nicht öffentlich in einer Zeitung tun.
  3. Selbstverständlich könne er sich natürlich überall öffentlich äußern, also auch in einer Zeitung
  4. Aber er dürfe es nicht in einer Zeitung tun.