Feminismus - Hexe - Feministin - Faktum Magazin

Feministische Allstars!

Wegbereiterinnen XIII – Frauenkalender 2015

Gisela Notz ist mir im Zusammenhang mit der Giordano Bruno Stiftung begegnet. Ich war etwas entsetzt, als ich feststellen durfte dass diese Feministin „Mitglied des wissenschaftliche Beirats der Giordano Bruno Stiftung“ ist.

Das ist eine weitere Recherche wert. Die Giordano Bruno Stiftung bisher nicht als besonders feministisch bekannt. Vielleicht wurde dies aber nicht deutlich genug.

Ein Kleinod habe ich aber bei Gisela Notz gefunden:
einen Frauenkalender.
Leider ist es für Weihnachten schon zu spät.

Den Kalender mit den „Feminist Allstars“ findet man hier:

Gisela Notz (Hg.) Wegbereiterinnen XIII Frauenkalender 2015 – AG SPAK Bücher.

Die im Frauenkalender „Wegbereiterinnen XIII“ vorgestellten Frauen sind:

Cläre Casper-Derfert (1894-1976)
Gewerkschafterin und Kriegsgegnerin im Ersten Weltkrieg

Wikipedia kennt sie nicht; Suchmaschinen kennen sie ebenfalls nur aufgrund einiger weniger feministischer Webseiten, die sich auf den Kalender beziehen. Eine tiefgründigere Recherche schien mir daher überflüssig.

Alis Guggenheim (1896 – 1958)
Jüdin, Kommunistin, Künstlerin, ledige Mutter

Alis Guggenheim war die Tochter des Moses Guggenheim, eines Viehhändlers und Vorstehers der jüdischen Gemeinde Lengnau. Im Jahr 1916 eröffnete sie in Zürich einen Modesalon, genannt Salon des Modes. Sie lernte einen russischen Studenten und Kommunisten namens Mischa Berson kennen, mit dem sie Anfang 1919 in die Sowjetunion reiste. Dort arbeitete sie als Schneiderin und wurde Mitglied der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. 1920 gebar sie ihre Tochter Ruth (Ruth Guggenheim Heussler 1920–2009) und reiste nach dem Scheitern der Beziehung zu Berson wieder in die Schweiz zurück. Sie eröffnete ihren Salon wieder und trat in die Kommunistische Partei der Schweiz ein. Zu ihren Bekannten in Zürich zählten unter anderen Richard Paul Lohse, Karl Geiser, Max Bill, Albert Ehrismann und Max Raphael.

Später war sie dann extrem erfolgreich: „Ihre Werke sind zum Teil zu sehen, im Aargauer Kunsthaus und im Israel Museum in Jerusalem.

Sie war also ledige Mutter und Jüdin. Morgen sind diese Informationen allerdings allesamt wieder weg.

Agnes Humbert (1896 – 1963)
Eine Frau im Widerstand gegen die deutsche Diktatur

Eigentlich: Agnès Humbert

Humbert verbrachte den größten Teil ihrer Jugend in Paris, wo sie auch Mal- und Zeichenkurse besuchte. 1916 heiratete sie den Maler G. H. Sabbagh. Während der Erziehungszeit ihrer beiden Söhne schrieb sie Erzählungen für Kinder, illustrierte eine Gedichtsammlung Albert Samains und konnte auch eigene Werke ausstellen.

Nach der Besetzung Paris durch die Wehrmacht gehörte Agnès Humbert der Widerstandsgruppe „Musée de l’Homme“ an. Nach Ende ihrer Tätigkeit bei den staatlichen Museen im Oktober 1940 organisierte sie die Verteilung der Zeitung „Résistance“ sowie Fluchtmöglichkeiten bedrohter Mitbürger. Anfang 1941 wurde die Widerstandsgruppe denunziert, ihre Mitglieder verhaftet, Agnès Humbert in ein Gefängnis in Fresnes verbracht. Die inhaftierten männlichen Mitglieder wurden 1942 zum Tod verurteilt und erschossen, die weiblichen als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert, wo Agnès Humbert zunächst in Anrath, später in Hövelhof interniert war.

Das Patriarchat hat schon damals böse zugeschlagen: Die arme Frau durfte nicht sterben wie die Männer, sie musste weiterleben. Das Patriarchat war schon damals eine ganz üble „sexistische Kackscheiße„.

Rosa Jochmann (1901 – 1994)
Widerstandskämpferin, Österreichische Gewerkschafterin und Sozialdemokratin

1920 wurde Rosa Jochmann Arbeiterin und Betriebsrätin in der Simmeringer Firma Auer (Erzeugung von Glasglühstrümpfen). 1925 wurde sie Sekretärin der Gewerkschaft des chemischen Verbandes. Diese Funktion hatte sie bis 1932 inne. Als Gewerkschaftssekretärin fand sie Anschluss an die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP).

1926 besuchte Jochmann den ersten Lehrgang der Arbeiterhochschule in Wien und gehörte zur Elitegruppe des ersten Absolventenlehrganges der Parteihochschule im Döblinger Schlössl. Danach stieg sie rasch bis zur Parteispitze auf. 1932 wurde sie Zentralsekretärin der Sozialistischen Frauen Österreichs, 1933 erfolgte ihre Wahl in den Bundesvorstand der SDAP.

Auch hier: Das Patriarchat war zu dieser Zeit tatsächlich ganz übel. Eine Frau in einer Parteispitze? Zu einer Elitegruppe gehörig? Sowas Dreckiges fällt nur dem Patriarchat ein.

Wilhelmine Kähler (1864 – 1941)
Eine der ersten sozialdemokratischen Gewerkschafts- und Parteifunktionärinnen

Kähler gehörte 1919/20 der Weimarer Nationalversammlung an. Anschließend war sie bis zur Neuwahl der ostpreußischen Abgeordneten im Februar 1921 Reichstagsabgeordnete. Zeitgleich mit dem Ausscheiden aus dem Reichstag wurde sie Landtagsabgeordnete in Preußen.

Das Patriarchat bleibt die ganze Zeit unbeirrt auf seinem Weg sich als das Widerlichste zu präsentieren, was man sich vorstellen kann. Gerade erst das Wahlrecht aufgezwungen bekommen und schon zur Abgeordneten gezwungen.

Else Kienle (1900 – 1970)
Ärztin und Kämpferin für die Selbstbestimmung der Frauen

Eigentlich: Else Ida Pauline Kienle

Ihre Lebensstationen:

In Neumünster/Schleswig-Holstein wurde eine Straße nach ihr benannt.

Der Lebenslauf dieser Dame ist allenfalls erschreckend, denn „Allstar-verdächtig„.

Lore Krüger (1914 – 2009)
„Feindliche Ausländerin“, Antifaschistin, Fotografin

Eigentlich: Lore Ottilie Krüger

…Später ging sie nach Paris, studierte dort Marxismus an der Freien Deutschen Hochschule und schrieb ihre Diplomarbeit bei László Radvanyi, dem Mann von Anna Seghers. 1942 heiratete sie Ernst Krüger, einen leitenden deutschen Gewerkschaftsfunktionär in der Metallarbeitergewerkschaft und Kommunisten. Im Mai 1940 wurde Lore Krüger im Konzentrationslager Gurs in den Pyrenäen interniert. Nach ihrer glücklichen Freilassung erreichte sie beim mexikanischen Konsul in Marseille ein Einreisevisum für Mexiko…“

„Nur 150 Schwarz-Weiß-Fotografien von Lore Krüger sind erhalten, keine Negative, keine weiteren Abzüge oder Skizzen.“

Sollte ich jetzt sterben, gibt es von mir bereits mehr als das Zehnfache an Bildern. Bin ich jetzt Fotograf?

Gertrud Kurz (1890 – 1972)
Sie schrieb als „Flüchtlingsmutter“ Geschichte

„…Während des Zweiten Weltkrieges bekam Gertrud Kurz täglich bis zu 30 Briefe und diverse Besuche von Hilfesuchenden. Diese direkte Konfrontation mit den Schicksalen verfolgter Menschen lösten bei ihr starke Betroffenheit aus. In ihrer Hilfstätigkeit wurde sie primär von religiöser Nächstenliebe geleitet. Sie war gegenüber allen Flüchtlingen sehr offen. Es war ihr wichtig, diesen Menschen einen Familienersatz zu bieten, um ihnen so einen Ort der Liebe und Geborgenheit zu schaffen. Sie konnte sich gegenüber den Flüchtlingen schlecht abgrenzen und war fast Tag und Nacht erreichbar. In zahlreichen Briefen bedankten sich Flüchtlinge für ihre Grossherzigkeit, Nächstenliebe und Aufopferung. Sie wurde von den Flüchtlingen, aber auch von Behördenmitgliedern und Freunden „Mutter Kurz“ genannt…“

Antonina Nikiforova (1907 – 2001)
Russische Militärärztin, Pathologin, Ravensbrück-Chronistin

Ich habe jetzt auf die Schnelle nichts zu ihr gefunden. Nach den ganzen interessanten und spannenden Lebensläufen, neigt sich meine Energie aber auch dem Ende zu.

Aida Overton Walker (1880 – 1914)
Afroamerikanische Schauspielerin, Tänzerin und Choreographin

War eine sehr erfolgreiche schwarze Tänzerin. Offenbar die erste Schwarze, die einen derartigen Erfolg aufweisen konnte.

Ihre Todesursache bleibt wohl eher im Dunkeln. Sie war vielleicht tatsächlich eine Wegbereiterin für schwarze Künstler. Es verwundert allerdings, dass sie keiner allzu große Wikipediapräsenz führt. Dabei ist sie doch gerade sehr prädestiniert für das „etwas andere feministische Nachschlagewerk“.

Bona Peiser (1864 – 1929)
Pionierin der Bücher- und Lesehallen-Bewegung und der Frauenarbeit in Bibliotheken

Immer wenn ich in Bezug auf Feministen von Büchern und Lesehallen lese, muss ich an die ganzen Lesbenbibliotheken denken, die quer über das Land verteilt sind und eine Menge Steuern fressen, denken.

Bona Peiser (geboren 26. April 1864 in Berlin; gestorben 17. März 1929 in Berlin) war die erste deutsche Bibliothekarin, d.h. die erste Frau in Deutschland, die hauptberuflich in Bibliotheken gearbeitet hat.

Am 1. Januar 1895 wurde Bona Peiser auch hauptamtliche Leiterin der Bibliothek des VWA, die sie ebenfalls bis zum Ende ihres Lebens betreute, und beide Bibliotheken waren lange Jahre der wichtigste Ausbildungsplatz für viele Frauen, die den bibliothekarischen Beruf erlernen und in Volksbibliotheken arbeiten wollten.

Ich bekomme so langsam das Gefühl, dass das ganze Gerede von der beruflichen Unterdrückung der Frau nicht ganz so zutreffend ist. „Ist ja auch alles lange her, wa?“

Es beginnt aber schon mit dem Wahlrecht. Es wird immer vergessen, dass der gewöhnliche Arbeiter genauso wenig wählen durfte wie die Frau. Es wird immer nur darüber fantasiert, dass alleinig der Frau das Wahlrecht vorenthalten wurde. Das stimmt ja so nicht.

Helene Simon (1862 – 1947)
SPD-Sozialreformerin und führende Theoretikerin der Arbeiterwohlfahrt

Nun ja:

Es gibt das Familienzentrum Helene Simon. Mehr habe ich auf Anhieb nicht gefunden.

Frauenkalender - Familienzentrum Helene Simon