Ein besonderes kleines Fundstück hatten wir heute auf Facebook. Dort wurde davon berichtet, dass Männer, die viele Selfies (Selbstportäts, zumeist mit dem Smartphone gemacht) in sozialen Netzwerken posten einen Hang dazu haben „asozial“ zu sein. Der Nachrichtensender N24 tobt sich in seiner Meldung

Männer, aufgepasst! Wer Selfies postet, ist asozial

darüber aus. Das ist in mehrfacher Hinsicht zu hinterfragen.

Zum einen, handelt es sich hier nicht wieder um einen Double Standard, da die Aussage asozial zu sein, aufgrund der Tatsache, dass ein Mann (!) Selfies von sich veröffentlicht, schon ein sexistischer Akt ist. Wo genau besteht der Unterschied, ob ein Mann oder eine Frau dies tut? Frauen dürfen einen also mit Selfies erschlagen und Männer sind asozial?

Zum anderen wirft es die Frage auf, wie asozial jemand sein kann, der sich in sozialen Netzwerken herumtreibt.
Natürlich gibt es Menschen, die einen gewissen asozialen Grundzug in sich tragen und in sozialen Netzwerken durch trollartige Kommentare das soziale Gefüge zu stören gedenken. Die Frage ist nun, inwieweit man das soziale Gefüge „soziales Netzwerk“ durch Selfies stören kann und worin der Unterschied liegt, ob ein Mann oder eine Frau dies tut. Oh. Die Frage nach dem Unterschied habe ich schon gestellt? Da kann man mal sehen, wie sehr dieser Artikel elementare Dinge sexistisch vernachlässigt.

Aber auch hier habe ich vergessen, was uns der Feminismus ständig versucht beizubringen: Sexismus gegen den Mann ist nicht existent, weil zu Sexismus gehört Macht und Männer…. Bla bla bla. Ich verspüre, wenn ich morgens aufstehe, keine besondere Form der Macht. Dass Menschen – vor allem Frauen mich besonders mit Respekt behandeln, weil ich ein Mann bin, empfinde ich ebenfalls nicht. Ich empfinde eher an jeder Stelle das genaue Gegenteilt. Wie auch hier in diesem Artikel von N24.

Einer Studie der Ohio State University zufolge neigen ebenjene Männer, die häufiger Bilder von sich online stellen, zu einem erhöhten Grad an Narzissmus. Neben dem Glauben, besser als andere zu sein, plagt Narzissten gleichzeitig aber auch oft Unsicherheit.

Es liegt in der Natur der Dinge, dass jemand der oft Bilder von sich selbst postet, eher selbstverliebt ist. Aber nochmal erneut: Warum ist es bei Männern verwerflich, bei Frauen offenbar völlig normal und gesund? Ist es nicht so, dass mehr Frauen in sozialen Netzwerken Selfies posten als Männer? Mir persönlich sind bisher mehr Frauen als Männer aufgefallen, die ständig ihre Profilbilder ändern und Selfies veröffentlichen und ich habe viel mehr Männer in meinen Kontakten als Frauen. Dies ist aber subjektiv. Jetzt werde ich mal sexistisch im feministischen Sinne: „Wenn es wenigstens Frauen wären, bei denen man gerne drei oder viermal hinguckt!“

N24 bezieht sich in seiner direkten Wiedergabe der angeblichen Studie der Ohio State University – ohne eigene Recherche – auf Prominente wie Justin Bieber, Snoop Dogg und Mario Balotelli. Ob sie bemerken, dass es sich um Prominente handelt, die zum größten Teil ihr Geld auch durch ihr Aussehen verdienen? Selbst der Fußballer Balotelli ist durch sein Aussehen ein besserer Werbeträger als Karl A. Ersch aus Wanne-Eickel, der auch weniger Selfies von sich postet.

Zudem wiesen die Forscher bei den „Extrem-Postern“ den Hang zu psychischen Störungen nach – ausgedrückt durch einen Mangel an Empathie, fehlende Rücksicht und der Tendenz zu impulsiven Verhalten. Kurzum: Sie sind asozial.

Ich wusste es schon immer: Justin Bieber ist asozial. N24 belegt es. Und die Ohio State Unversity. Dann ist ja jetzt alles über Justin Bieber gesagt, was man wissen muss. Ob die Menschen, die gerade so derartig penetrant über Presse- und Meinungsfreiheit faseln, ihre eigenen Artikel überhaupt noch lesen?

Jesse Fox, die sich für diese „Studie“ der Ohio State University verantwortlich zeigt, ist nebenbei recht verdächtig aus feministischen Kreisen zu stammen, was ihre einseitige Betrachtung des Phänomens Selfies belegen könnte. Ihre Webseite der Universität verwendet zumindest an mehreren Stellen den Ausdruck „gender„:

My current projects are in three general areas: the role of social media in romantic relationships; persuasive avatars and virtual environments; and gender, sex, and sexuality in virtual spaces.

We’ve also probed sex and gender in the context of video games, including sexual harassment in online games.

Für die Nicht-Englisch-Sprachigen ganz kurz:
Ihre derzeitigen Projekt befassen sich mit den sozialen Netzwerken in romantischen Beziehungen, der Überzeugungskraft von Profilbildern (wahrscheinlich die Beeinflussung der Wahrnehmung eins Profiles durch das Profilbild) und (in?) virtuellen Umgebungen. „Gender„, Geschlechter und Sexualität in virtuellen Räumen.

Sie beschäftigt sich zudem mit der Erforschung von Geschlecht und Gender im Zusammenhang mit Videospielen im besonderen Hinblick auf sexuellen Missbrauch in online Spielen.

Immerhin: Sie hat das Wort Geschlecht noch nicht ganz zugunsten des Wortes Gender gestrichen. In Deutschland sind Feministen mittlerweile so dreist und nutzen das Wort Gender mittlerweile sogar in wissenschaftlichen Publikationen als Ersatz für das Wort Geschlecht.

Allerdings sehe ich hier diverse Hinweise auf ihren feministischen Hintergrund:

  • Der Begriff des „sexuellen Missbrauchs“. Dieser Begriff ist ein ständig wiederkehrender Ausdruck in feministischen Kreisen. Wir haben hier auch immer wieder darauf hingewiesen, dass im Feminismus fast durchgängig alles sexualisiert wird.
  • Der Begriff Gender ist ebenfalls in feministischen Kreisen durchgängig in Gebrauch.
  • Der Blick auf die Beeinflussung durch Profilbilder. Feministen sehen in nahezu jedem Bild, dass Männlichkeit zeigt, eine Beeinflussung. Anders ist es, wenn es um Frauen geht. Frauen dürfen auch gerne mal „ihre Titten“ in die Kamera halten.

Der Bericht von N24 bezieht also auf eine Studie einer Frau, die höchstwahrscheinlich einen feministischen Hintergrund hat und ist auch nicht wirklich objektiv, was auch daran deutlich wird, dass das Verhalten von durchschnittlichen Frauen und Männern nicht betrachtet wird und lediglich Männer betrachtet werden. Dass diese Männer dann zum größten Teil auch noch Prominente sind: Wenn stört es schon, wenn man über Männer insgesamt ein Urteil fällen kann und das Verhalten von Frauen komplett außer acht lassen kann?

Ist ein Beitrag eines „Wissenschaftlers“ überhaupt als wissenschaftlich zu betrachten, wenn er unter dem Titel:

​Hey, Guys: Posting a Lot of Selfies Doesn’t Send a Good Message („Hey, Typen: Das Posten von vielen Selfies sendet keine gute Botschaft aus!“)

erscheint?

Und auch hier wird wieder einmal Statistik auf Daten bezogen, die einseitig erhoben worden sind:

This study doesn’t include women because the dataset, which Fox received from a magazine, did not have comparable data for women.)

Diese Studie beinhaltet also keine Daten über Frauen, da es keine Vergleichsdaten von Frauen gibt. Diese sind wahrscheinlich gar nicht erst erhoben worden. Den Grund kann man sich schnell ausmalen: Es geht darum, Männer zu diskreditieren. Wann fangen Feministen einmal an und werden selbstkritisch? Das werden wir wohl nicht erleben, denn dies würde bedeuten, dass der Feminismus in sich zusammenbricht. Einer gesunden Selbstkritik würde er nämlich nicht stand halten.

Auch diese Artikel und die Studie sind  weitere Beiträge, die die Misandrie der Medien zeigen.