1. Einführung

Dieser post ist die Motivierung für meinen nächsten Beitrag zum Poststrukturalismus. Ich versuche, den Begriff Feminismus und Genderismus prägnant zu fassen. Das Ergebnis meiner Überlegungen hinterlässt bei mir Unbehagen: der Text liest sich wie eine Verschwörungstheorie. Ich bin zum Schluss gekommen, dass jede Analyse des Feminismus dieses Schicksal teilt, aus dem Grund, weil der Feminismus selbst die Theorie der Verschwörung par excellence liefert, indem er das  Patriarchat, den pay-gap, die rape culture oder die domestic violence beschwört. Wie soll eine Definition des Feminismus, der sich von Feinden umringt sieht, ohne Bezug zu Bedrohlichem, Feindlichem, Inferiorem und Superiorem auskommen?

Der Antifeminismus ist die Negation des Feminismus. Der Feminismus ist innerer Widerspruch, daher ist die Negation durch den Antifeminismus die positive Darstellung des Feminismus. Der folgende Text ist aus der Perspektive des Antifeminismus geschrieben und ist die Selbstbeschreibung des Feminismus. Er nimmt zwangsläufig die ideologische Formelhaftigkeit des feministischen Denkens an. Man muss den Antifeminismus nicht mögen, aber verzichten sollte man auf ihn nicht, wenn man den Feminismus verstehen will.

Der Genderismus ist die höchste Stufe des Erfolges des Feminismus. Im Genderismus hat er wissenschaftliches Zeugnis von sich abgelegt. Die Genderbibel, in der sich der Feminismus verewigt, ist das Positive, das jetzt zum Angriffsziel wird. Aus einem Antifeministen kann so ein Antigenderist werden. Erfreulich ist, dass die wesentliche Methode des Genderismus die Dekonstruktion ist, also den Glaubenssatz ausspricht: alles Wirkliche ist konstruiert. Er spricht sich als Chimäre aus.

2. Allgemeine Theorie des Feminismus und Genderismus

Ich möchte zuerst das  Verhältnis zwischen Feminismus und Genderismus näher bestimmen. Der Genderismus ist die wissenschaftliche Reformulierung des Feminismus. Fällt der Genderismus, d.h., werden die Lehrstühle für gender studies an den Universitäten abgeschafft, dann verliert der Feminismus seine wissenschaftliche Legitimation. Ich schlage im Folgenden je eine Definition für den Feminismus und eine für den Genderismus vor. Die hier vorgelegte Definition der Feminismus mag auf den ersten Blick vulgär und vereinfachend wirken, ist aber funktional. Diese Definition stelle ich der Definition des Genderismus gegenüber. Der wesentliche Punkt ist die Strukturgleichheit beider Definitionen.

a. Feminismus

Es gibt viele verschiedene Feminismusformen

Formen sind Ausprägungen eines allgemeinen Inhalts. Viele verschiedene Formen deuten auf einen wandlungsfähigen Inhalt. Der wandlungsfähigste Inhalt überhaupt ist das menschliche Bewusstsein. Der allgemeine Inhalt verschiedener Feminismusformen ist das feministische Bewusstsein. Seine allgemeine Bestimmung kann prinzipiell aus seinen Formen im Umkehrschluss ermittelt werden.

Doch nicht alle Formen eignen sich zu diesem Umkehrschluss. Werden bei speziellen Feminismusvarianten der allgemeine Inhalt nur vorausgesetzt, ist ein Rückschluss auf den Inhalt nicht möglich. Unterschiedliche Perspektiven auf einen gleichen und allgemeinen Inhalt führen zwar zu verschiedenen Feminismusformen. Der Einfluss der Perspektive lässt jedoch den Inhalt unangetastet. Die Beziehung zwischen Perspektive und Inhalt ist lose: von der Perspektive lässt sich nicht auf den allgemeinen Inhalt (i.e. das feministische Bewusstsein) schließen und von diesem nicht auf die Perspektive. Die Bezeichnung der Perspektiven dient zur Bezeichnung dieser Feminismusformen.

Andererseits kann sich der allgemeine Inhalt zu Gegenständen ausprägen. Haben sich spezielle Gegenstände herausgebildet, weil die Methoden den allgemeinen Inhalt konkretisiert haben, sind es diese Gegenstände, die als Namen für diese Feminismusvarianten dienen. Die Konkretisierung eines allgemeinen Inhalts zu einem Gegenstand ermöglicht den Weg vom Gegenstand zurück zum allgemeinen Inhalt und der Inhalt ergießt sich logisch in diese Gegenstände. Es stellt sich die Frage des Verhältnisses zwischen dem allgemeinen Inhalt und den konkreten Gegenständen des Feminismus.

Der allgemeine Inhalt und seine Ausprägung als konkreter Gegenstand

In der Physik ist die konkrete Teilwissenschaft eine Anwendung des allgemeinen Inhalts der theoretischen Physik auf einen konkreten Gegenstand. Bestehen die allgemeinen Formeln der Mechanik den Praxistest in Gestalt eines Verbrennungsmotors oder eines Hochhauses, so werden die Formeln vom konkreten Gegenstand verifiziert. Der konkrete Gegenstand ist die Wahrheit des allgemeinen Inhalts. Was sind also beim Feminismus die konkreten Gegenstände, die das Wesen des Feminismus, seinen allgemeinen Inhalt, aufzeigen können? Was sind beim Feminismus lediglich Betrachtungsweisen, die nichts über sein Wesen aussagen?

Des Feminismus Namen sind Legion

Da bekanntlich fiona baine, das Maskottchen der Männerrechtsbewegung, den Feminismus-Artikel bei Wikipedia bearbeitet, ist dies der Ort, um eine wohlwollende Übersicht über die Formen des Feminismus zu erhalten. fiona baine zählt folgende Attribute der Feminismusformen auf: radikal, gleich, different, gynozentrisch, psychoanalytisch, spirituell, sozialistisch, anarchistisch, individualistisch und dekonstruktivistisch. Mit Ausnahme des Gynozentrismus, der Psychoanalyse und des Dekonstruktivismus handelt es sich um Attribute, die die Perspektive auf den allgemeinen Inhalt des Feminismus beschreiben. Sie können nichts über das Wesen des  Feminismus aussagen. Sie setzen seinen Inhalt voraus. Der Dekonstruktivismus dagegen bildet einen konkreten Gegenstand, weil er die Dekonstruktion des biologischen Geschlechts betreibt. Psychoanalyse ist deswegen konkret, weil er auf das konkrete Psychomodell von Freud oder Lacan aufbaut, also die Psyche des Menschen zum konkreten Gegenstand hat. Gynozentrismus hat den konkreten Gegenstand der biologischen Vagina als Merkmal für die Höherwertigkeit der Frau ggü. dem Mann. Wenn ein allgemeiner Inhalt die verschiedenen Feminismusvarianten zusammenhält und nur die konkreten Gegenstände des Gynozentrismus, der Psychoanalyse und des Dekonstruktivismus wichtig genug waren, als Namensgeber zu dienen, dann muss an ihnen der Hinweis auf den übergeordneten Inhalt zu finden sein, weil sie die besonderen Ausprägungen des allgemeinen Inhalts sind.

Der allgemeine Inhalt des Feminismus

Bevor ich diese drei Strömungen auf Gemeinsamkeiten untersuche, um das Wesen des Feminismus herauszuarbeiten, schaue ich zuerst auf den allgemeinen Inhalt, wie ihn fiona baine in Wikipedia darbietet. Rein formal enthält das Lemma 1398 Zeichen  – offenbar gibt es Gehaltvolles zu sagen. Im Vergleich dazu erledigt fiona baine das Lemma des Artikels Männerrechtsbewegung mit 226 Zeichen. Betrachtet man nun die Zusammenfassung (Lemma) des Begriffs Feminismus genauer und nimmt alles heraus, was auch in ganz anderen Begriffen vorkommen könnte oder Zirkelbezüge, Negativdefinitionen und Formalien aufweist, dann reduziert sich der Text erheblich. Ich entferne also: akademisch, politisch, Gleichberechtigung, Selbstbestimmung, Antisexismus, politische Theorie, einzelne Anliegen, Gesamtheit, gesellschaftliche Verhältnisse, soziale Ordnung, Deutungen, Kritik, Aufklärung, Bürgerrechtsbewegung, Freiheitsbewegung, Gleichheit aller Menschen, rechtliche und politische Gleichheit von Frauen und Männer, feministische Theorien, Denkansätze, kritische Kultur- und Gesellschaftsanalysen, ein einheitlicher Feminismus mit weltweiter Gültigkeit ist kein erstrebenswertes Ziel.

Und erhalte: Der Feminismus strebt einen grundlegenden Wandel der sozialen und symbolischen Ordnung an (auch in den vertrautesten und intimsten Geschlechterverhältnissen) und erlaubt gleichzeitig Deutungen und Argumente zu deren Kritik. Er gibt philosophische Begründungen für die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern. Der Feminismus erkennt an, dass Frauen von gesellschaftlichen Verhältnissen mehr geprägt werden, als vom Geschlecht.

Sichtbar wird fiona baines Schwierigkeit das Wesentliche herauszustellen. Zum andern aber kann ihre Buchhalterseele nicht verhindern, dass die Sprache die Richtung weist.  Es handelt sich beim bedeutungshaltigen Rest ihres Lemmas um eine Andeutung. Was ist ein grundlegender Wandel der sozialen Ordnung? Die Negation alles Bestehenden, so dass, was vorher unten war, nun oben ist?  Abschaffung des Kapitalismus? Es geht um einen grundlegenden Wandel und nicht um einen fortwährenden, also einen endgültigen.  Desgleichen mit der symbolischen Ordnung (ein Begriff der Psychoanalyse). fiona baine wird konkret: das Geschlechterverhältnis soll sich ändern. Der grundlegende Wandel wird im Lemma explizit auf das Geschlechterverhältnis bezogen. Es soll gedeutet und kritisiert werden. Dann: es gibt Ungleichbehandlung zwischen Mann und Frau. Ganz allgemein in den Raum gestellt, kein Beweis wird erbracht, sondern zugegeben, dass der Feminismus die philosophische Begründung dieser These ist. Der letzte Satz von der Prägung durchs Geschlecht muss anders gelesen werden: eigentlich geht der Feminismus davon aus, dass das Geschlecht das Prägendste überhaupt ist. Die Formulierung oben ist nur eine Konzession an kritischen Strömungen innerhalb des Feminismus. Diese Betrachtungen führen nun zur Definition,  die fiona baine meinte, aber nicht in der Lage war, auszudrücken.

Der Feminismus strebt an, die Ungleichbehandlung von Mann und Frau zu beenden. Die Ungleichbehandlung ist wissenschaftlich zwar nicht beweisbar, dafür philosophisch mit der symbolischen Ordnung begründbar. Das Geschlecht prägt den Menschen am nachhaltigsten. Deswegen ist der grundlegende Wandel des Geschlechterverhältnisses ein effektives Mittel, um die angenommene Ungleichbehandlung abzuschaffen.

Der Antifeminismus als Werkzeug des feministischen Bewusstseins

Ich gebe im Folgenden die Merkmale feministischer Denkweise. Ich tue dies in der Funktion des Antifeminismus, der, wie ich oben in der Einleitung gesagt habe, eine andere Form des Feminismus  ist. Im Antifeminismus denkt sich der Feminismus und stößt seine Denkinhalte ab. Ich lasse mich also zum Werkzeug des Feminismus machen und bestimme sein Wesen so, wie er es selbst bestimmt, aber als Fremdbestimmung ausgibt. Konsequenter Weise verwende ich nur Begriffe, die vom Feminismus selbst verwendet werden.

Merkmale des feministischen Bewusstseins

Die obige Definition des Feminismus lässt sich weiter herunter brechen. Die Nichtbeweisbarkeit der Ungleichbehandlung, bei gleichzeitiger Behauptung derselben, ist ein Bekenntnis zur Nichtwissenschaftlichkeit, zum Primat der Empfindung und damit zur Naturhaftigkeit. Die Annahme, dass das Geschlecht alle Einflussfaktoren bei der Menschbildung übertrifft, ist eine Vermutung. Allerdings ist die Wahl des Kriteriums Geschlecht eine Aussage: das Geschlecht sei das Dominante, das Paradigma, das Strukturierende von Empfindung und Denken. Die Eigenschaften des biologischen Geschlechts bestimmen den Inhalt, die Sichtweise, die Strategie des Feminismus. Nicht bloße Naturhaftigkeit, die sich Bahn brechen will, bestimmt das Denken, sondern das biologisches Geschlecht. Reine Naturhaftigkeit würde die vom Feminismus behauptete dominierende Prägung durchs Geschlecht nicht erklären. Die These von der umfassenden Prägung durch das Geschlecht, kann durch nichts begründet werden, als durch den Entschluss, dass das Geschlecht den Menschen am nachhaltigsten forme. Es kann kein soziales Geschlecht (gender) sein: dieses Konzept ist viel jünger als der Feminismus. Welches biologische Geschlecht ist gemeint? Bestimmt der Penis das Denken und Fühlen? Dann müsste die Männerbewegung davon sprechen, denn hier steht der Mann im Mittelpunkt. Dort wird aber auf das rationale Subjekt gepocht und nicht auf den Penis, der die Handlungen und Empfindungen diktiert. Also kann es sich beim biologischen Geschlecht des Feminismus nur um die biologische Vagina oder Gebärmutter handeln. Die vermeintliche Ungleichbehandlung der Frau ist eine subjektiv wahrgenommene Inferiorität, denn es gibt keinen Beweis der Diskriminierung von Frauen. Es gibt kein Gesetz, das Frauen benachteiligt. Vordergründig beschreibt der Feminismus die Inferiorität der Frau bezogen auf das Männliche, das die Frau zur Inferiorität zwinge und sie darin halte. In Wirklichkeit ist ein Mann für das Bewusstsein der Inferiorität nicht notwendig.

Inferiorität als Folge einer Setzung

Die empfundene Inferiorität ist ein Bewusstseinsphänomen, das innerhalb des Bewusstseins entsteht: wenn  ein Bewusstsein in einem Denkakt als Hauptkategorie seines Denkens die Vagina behauptet, macht es die Erfahrung, dass dieser Denkakt sich negiert. Denn es stellt während des Denkens fest, dass es vom Nichtdenken, von der Natur der Vagina aus denken will. Eine Vagina kann nicht denken. Die Inferiorität besteht in der Wahrnehmung dieses Widerspruchs der gleichzeitigen Behauptung Denken/Nicht-Denken im eigenen Bewusstsein und zwar nicht als eine homogene oder heterogene Mischung, sondern als eine Hierarchie, die ihre Glieder fortwährend austauscht. Es ist wichtig festzuhalten, dass nicht die Naturhaftigkeit der Vagina als Inhalt des feministischen Bewusstseins die wahrgenommene Inferiorität begründet, sondern die intellektuelle Setzung des Prinzips der vaginalen Naturhaftigkeit als das Wesen des Denkens. Der Intellekt selbst wird durch diese schizophrene Handlung beschädigt und inferior. Dieser Widerspruch äußert sich auf unendliche viele Arten und wird niemals geheilt, solange man Feminist ist. Die unmittelbare Aktion, um den Widerspruch zu mildern, ist die Projektion, also das Heraustragen des Widerspruchs und Verteilen desselben auf die biologischen Geschlechter. Damit  erscheint der Widerspruch als gegenständlich. Feminismus ist praktizierter Wahnsinn, der mit dem Mittel der Projektion jede stabile, d.h. rationale, sich bindende (männliche) gedankliche Ordnung zerstören will, weil eine stabile Ordnung den oszillierenden Widerspruch im Bewusstsein eines Feministen einschließt und damit unerträglich werden lässt.

Der Genderismus externalisierte den inneren Widerspruch des akademischen Feminismus

Judith Butler hat gesehen, dass der akademische vaginazentrierte Feminismus der siebziger und achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts am Ende war. Sie übernahm die Aufgabe, seine Berechtigung philosophisch zu begründen und versuchte ihm, durch die konsequente Negation der Biologie der Vagina, neues Leben einzuhauchen. Nicht also das Geschlecht als solches schafft sie ab, sondern seine Naturhaftigkeit, die das Denken behindere – das soziale Geschlecht ist zwar auch nicht zu höheren Reflexionen fähig, aber wenigstens habe es Geistiges an sich: die Konstruktion. Dass ihr das gelungen war, ist die Folge eines alles durchdringenden Skeptizismus in Form der Kategorien des Poststrukturalismus (Auflösung des Subjekts). Nur so konnte es sein, einem Mann weiszumachen, er hätte nicht einen Schwanz und einer Frau, sie hätte keine Möse, sondern sie wären lediglich im Besitz der Namen dieser Geschlechtsteile. Die Asexualitität des neuen Menschen, ein Zombie, war der Preis, den Butler zahlen musste, um den akademischen Feminismus zu retten. Aber immerhin, das Geschlecht als bestimmende Kategorie ist geblieben. Der von ihr ersonnene Protagonist wurde nicht mehr von inneren Widersprüchen getrieben. Dieser Nichtakteur, leblos und formbar wie eine Qualle, konnte sich in das akademische Denken einnisten.

Der Feminismus bemächtigt sich des asexuellen Genders und entwertet das männliche

Der vaginazentrierte Feminismus konnte diesen neuen Menschen okkupieren und die Leerstelle mit der biologischen Vagina füllen. Alle seine Unternehmungen zielen darauf ab, das männliche Geschlecht zu verdrängen: dies ist möglich, weil das männliche Geschlecht nun ein Konstrukt sei. Auf diese Weise sind wir Zeuge eines Feminismus, der seinen Wahnsinn diesmal mit wissenschaftlicher und enormer finanzieller Unterstützung auslebt: der Staatsfeminismus. Überall, wo er erscheint, hinterlässt er eine Spur der Verwüstung, weil er versucht, seinen eigenen sich hin- und herschlagenden Widerspruch einen positiven Ausdruck zu geben und sich der Lust hingibt, sich am  Bild seiner selbst zu ergötzen. Wenn der Feminismus sich herausredet, diese Verwüstungen (Scheidungsraten, Geburtenrückgang, sinkende Zufriedenheit bei Frauen, etc.) seien ohne sein Zutun entstanden, so hat er, wenn vielleicht nicht die Entstehung, so aber den Grad der Entwicklung zu verantworten. Judith Butler hat ein geistiges Verbrechen begangen, wenn man die Annahme teilt,  sie hätte eine wissenschaftliche Untersuchung als Nichtfeministin vorgelegt. Wenn man davon ausgeht, sie sei als lesbische Radikalfeministin aufgetreten, dann war ihr Werk nichts weiter als eine Lobby-Arbeit.

Tatsächliche Definition des Feminismus

Im Folgenden benutze ich den Begriff der Kategorie, der im Zusammenhang mit Erkenntnistheorie zu sehen ist. Eine Kategorie ist ein Tor, durch das ein Denken gehen muss, damit das, was es denkt, von ihm als wirklich oder erkannt bezeichnet werden kann. Nun die Definition des Feminismus:

  • Der Feminismus ist die Tätigkeit eines Bewusstseins, dessen Hauptkategorie des Denkens die biologische Vagina ist.

Eine konkretere Formulierung, die einige Implikationen herausarbeitet lautet:

  • Der Feminismus ist die Tätigkeit eines Bewusstseins, dessen Hauptkategorie des Denkens die biologische Vagina ist. Der darin enthaltene Widerspruch führt zum Bewusstsein der eigenen Inferiorität und zur Projektion der Inferiorität und des Widerspruchs auf die biologischen Geschlechter. Der Feminismus kann in jedem zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext auftreten.

Das Vulgäre bei dieser Definition entsteht aus der Beieinandersetzung eines rohen biologischen Faktums (Vagina) mit zwei geistigen Phänomenen (Bewusstsein, Kategorie).

Ich hebe ausdrücklich hervor, dass ich hier als Antifeminist und nicht als Nichtfeminist, linker oder rechter Männerrechtler, MGTOW, etc. diese Definition als das Wesen des Feminismus ausspreche. Als MGTOW reicht es vollkommen, festzustellen, dass Feministen nicht alle Latten am Zaun haben. Ein MGTOW interessiert sich nicht für das Wesen des Feminismus. Er lässt ihn an sich vorbeiziehen. Diese Definitionen spricht der Antifeminismus aus, also der Feminismus selbst in seiner extrovertierten Form. Es ist bemerkenswert, dass der Wikipedia-Artikel so viel hergibt, sprich, dass der Feminismus seinen Kern darstellt. Es würde mich nicht überraschen, wenn der Feminismus, durch seinen inneren Widerspruch zermürbt, irgendwann nur noch den Weltfrieden als seinen allgemeinen Inhalt angäbe.

Verwechseln der Hauptkategorie mit dem Bewusstseinsinhalt

Christian – alles Evolution, ein Kritiker des Feminismus, aber kein Antifeminist, nimmt die Hauptkategorie des Feminismus nicht als Kategorie, sondern als einen bestimmenden Inhalt im feministischen Bewusstsein. Er kann aufzeigen, wie der Feminismus in vielen Bereichen gemäß den Gesetzen der Evolutionsbiologie argumentiert und handelt. Er kann aber nicht den Widerspruch im feministischen Denken auflösen. Das feministische Bewusstsein will nicht nur den Gesetzen der biologischen Vagina im gesellschaftlichen Leben mehr Raum zugestehen. Dann könnten sie bei Christian Rat einholen. Der Feminismus will,  so würde ein Antifeminist sagen, das Denken nach der Vagina ausrichten, auf eine unerklärliche Weise solipsistisch in die eigene Vagina hineinhorchen, um ihre Weisheit zu vernehmen, eine Weisheit, die keine Empirie und keine Logik besitzt. Die vaginale Kategorie hat nichts Männliches in sich – sie ist dessen Negation und daher unrettbar am Fetisch Mann gebunden. Wenn diese Kategorie im feministischen Verstand explodiert, kommt es zu den abstrusesten Widersprüchen, in denen das Männliche marginalisiert oder potenziert und das Weibliche potenziert oder marginalisiert wird. Die Darstellung des Feminismus als ein sich hin- und herschlagender Wechselbalg ist die Tätigkeit des Antifeminismus.

Ist der allgemeine Inhalt, der sich aus der Analyse konkreter Gegenstände des Feminismus ergibt,  mit der genannten Definition deckungsgleich?

Ich habe oben behauptet, man könne von den konkreten Gegenständen des Feminismus auf seinen allgemeinen Inhalt schließen. Wenn die Analyse der konkreten Gegenstände des Feminismus seine Definition, wie ich sie aus fiona baines Wikipedia-Artikel hergeleitet habe, bestätigt, wäre die Definition empirisch belegt. Die Behauptung, der Feminismus sei eine instabile Bewusstseinsform, wäre mit großer Wahrscheinlichkeit zutreffend.

Der Gynozentrismus ist die Wesensbestimmung der Frau durch ihr biologisches Geschlecht und verlangt die Ungleichbehandlung von Mann und Frau. Der Genderismus behauptet das konstruierte  Geschlecht als allumfassende Prägung des Menschen und fordert dessen Manipulierung. Die Psychoanalyse verringert den bewussten Anteil im Denken und verstärkt den unbewussten, triebgesteuerten. Ein Bewusstsein, welches die biologische Vagina zur Hauptkategorie hat, ist zum großen Teil unbewusst und triebhaft und muss sich der Psychoanalyse bedienen, um sich zu verstehen. Ein Bewusstsein, das durch die Hauptkategorie der biologischen Vagina zur Wahrnehmung der eigenen Inferiorität gelangt, wird, um diese Wahrnehmung zu mildern, die eigene Superiorität behaupten: Gynozentrismus. Ein Bewusstsein, dass durch die Hauptkategorie der biologischen Vagina zur Projektion seines inneren Widerspruchs auf die biologischen Geschlechter getrieben wird, neigt dazu, die biologischen Geschlechter als nichtexistent behaupten. Durch die Negation der biologischen Geschlechter, verschwände auch der eigene innere Widerspruch. Denn diesen gäbe es nur außerhalb des feministischen Bewusstseins, als toxische Konstruktion biologischer Geschlechter durch den menschlichen Verstand. Der Rückbezug dieses externen Widerspruchs auf das feministische Bewusstsein führe erst zu seiner Widersprüchlichkeit. Um die Behauptung des außer ihm gelagerten Widerspruchs zu untermauern, verwendet es den Genderismus, der den Nachweis der Nichtexistenz biologischer Geschlechter führt. Alle drei Feminismusformen formulieren sich widersprechende Inhalte. Dies ist eine direkte Folge des instabilen feministischen Bewusstseins.

b. Genderismus

Wikipedia, die vom Feminismus unterwanderte Wissensbasis, liefert keine Definition des Genderismus. Die These, dass der Feminismus den Begriff gender zur Durchsetzung seiner Ideologie verwendet, wird im akademischen Umfeld nicht diskutiert. Der von Judith Butler verwendete Begriff gender, nimmt keine Trennung in ein biologisches und ein soziales Geschlecht vor. Das biologische Geschlecht ist laut Judith Butler eine Einbildung. Der Feminismus hätte, wäre er gegen alle Wahrscheinlichkeit konsequent, bei der Installierung von Gendermainstreaming mindestens seinen Namen ablegen müssen. Der Genderismus ist per definitionem die Abschaffung des Feminismus. Wie oben beschrieben, ist die Funktion der angewandten Gendertheorie (gendermainstreaming) die Externalisierung des inneren Widerspruchs des Feminismus. Gendermainstreaming wurde vom Feminismus unterstützt und installiert. Die Männerbewegung hatte daran keinen Anteil.

Die Hauptprägung des Menschen erfolgt beim Genderismus, wie beim Feminismus, durch das Geschlecht, aber diesmal als soziales. Die Herstellung des sozialen Geschlechts erfolgt durch konstruktivistische Methoden, die Abschaffung des biologischen Geschlechts durch dekonstruktivistische Methoden. Die Methoden wurden im Poststrukturalismus entwickelt. Während der Feminismus, abgesehen von der vaginalen Kategorie, keine Erkenntnistheorie besitzt, kann der Genderismus ein ganzes Bündel heterogener Thesen zur Bildung von Objektivität und Wahrheit aufweisen. Dies ist das  Thema meines nächsten Beitrags: „Die Einhegung des Wahnsinns (Poststrukturalismus)“. Eine Kategorie ist dabei so bestimmend, dass sie in einer Definition des Genderismus aufgenommen werden muss: Macht.

Definition des Genderismus

  • Der Genderismus ist die Geisteshaltung mit der Hauptkategorie soziales Geschlecht und ein daraus resultierendes Bewusstsein der potentiellen Inferiorität möglicher Ausprägungen des sozialen Geschlechts gegenüber anderen. Soziale Geschlechter entstehen im Rahmen eines Machtfeldes, das zu einem Herrschaftsverhältnis entarten kann. In einem Herrschaftsverhältnis sind die Geschlechterverhältnisse durch eine ungleiche Verteilung von Macht gekennzeichnet. Der Genderismus zielt auf die Eliminierung von Ausprägungen des sozialen Geschlechts, die das Gleichgewicht des Machtfeldes stören. Die Entstehung des Genderismus ist abhängig von der Gesellschaftsform und Produktionsweise.

3. Schluss

Der Antifeminismus hat seine Aufgabe in der Analyse des Feminismus. Er selbst kann keine Richtung vorgeben, in die eine Männerbewegung gehen könnte. Ein gemeinsames Ziel muss sich nach einer allgemeinen Meinung richten, einem Zeitgeist, der sich schon im Untergrund gebildet hat. Gibt es eine Unterströmung, die sich vom Skeptizismus abwendet? Entspricht die Frage nach einem modernen Subjekt einem unausgesprochenen Bedürfnis? Wirkt die Analyse des Geschlechterverhältnisses als Herrschaftsverhältnis inzwischen als abstoßende Zumutung? Ein modernes Subjekt, im Zeichen der Virtualität des Internets und der technischen Simulation des Denkens ist konstruierter denn je. Wie kann solch ein Subjekt von Liebe, Vertrauen, Wahrheit, Uneigennützigkeit, Kraft, Macht, Optimismus, Kreativität, Gerechtigkeit etc., also von humanistischen Werten, sprechen und daran glauben? Oder wird das Subjekt, das die Männerbewegung propagiert, sich an die Losungen von MGTOW orientieren, das einem männlichen Subjekt nach dem Vorbild der Antike zum Durchbruch verhelfen will? Vielleicht ist die Antwort auf diese Fragen die eigentliche Aufgabe der Männerbewegung.

 

 

Der Autor dieses Textes heißt Andreas Lange. Er wohnt in Hamburg, ist freiberuflich in der Softwarebranche tätig und lebt seit vielen Jahren in einer glücklichen Beziehung (ist also nicht misogyn). Mitte 2013 ist er auf die Männerrechtsthematik aufmerksam geworden und veröffentlicht seitdem gelegentlich Kommentare in der männerrechtlichen Bloggerszene unter dem Pseudonym „quellwerk“.